Damals in Indianapolis...

Von Max Marbeiter
Mike Krzyzewski gewann seinen fünften Titel als Coach der Duke Blue Devils
© getty

Mit dem 68:63-Erfolg gegen die Wisconsin Badgers machte sich Mike Krzyzewski unsterblich. Doch auch das Team USA hat seinen Anteil am Sieg der Duke Blue Devils, die sich diesmal unerwartet auf zwei Freshmen verlassen konnten. Jahlil Okafor enttäuschte weniger als zunächst angenommen, die Schiedsrichter dafür umso mehr.

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Rund 293 Kilometer trennen Chicago und Indianapolis. Rund drei Autostunden also. Wie oft Mike Krzyzewski den Weg aus seiner Heimatstadt am Lake Michigan über die Staatengrenze hinweg in die zwölftgrößte Stadt der USA unternommen hat, ist selbstverständlich nicht überliefert. Ob er mittlerweile eine innigere Beziehung zu Indianapolis pflegt als zu Chicago, weiß ebenfalls niemand. Fest steht jedoch, dass Mike William Krzyzewski seinen Enkeln freudig erzählen wird, was sich einst zutrug. Damals in Indianapolis...

analyse Duke gewinnt Wahnsinnsfinale

Damals in Indianapolis gewann Coach K mit Duke erstmals das NCAA-Tournament. Das war 1991. Nach zwei weiteren Titeln in Minneapolis kehrten die Blue Devils und Krzyzewski zurück und sicherten sich 2010 Indy-Meisterschaft Nummer zwei. Nun folgte der dritte Streich. Damit ist Mike Krzyzewski nicht nur der nach John Wooden (10 Titel) zweierfolgreichste College-Coach der Geschichte, Coach K vollendete an jenem Montag in Indianapolis gleichzeitig das Kunststück, seine fünf Titel mit Duke auf drei Dekaden aufzuteilen.

Seit mittlerweile 35 Jahren ist Krzyzewski Coach der Blue Devils. Ein äußerst erfolgreicher noch dazu. Natürlich drängt sich da die Frage nach dem "Wie", nach dem "Weshalb" auf. Ganz einfach: "Ich habe mich gut angepasst", ließ Coach K nach dem Triumph über Wisconsin verlauten. Angepasst an den Wandel des Spiels. Angepasst an die unterschiedlichen, ihm zu Verfügung stehenden Spieler. Und, nicht zuletzt, angepasst an die eigenen Erfahrungen.

Neuen Input beim Team USA

"Die vergangene Dekade die Ehre zu haben, unsere Nationalmannschaft zu trainieren, hat mir dabei geholfen", sagt Krzyzewski. Nun ist es sicherlich nicht hinderlich, wochenlang mit den besten Spielern des Planeten zusammenzuarbeiten, noch produktiver war augenscheinlich jedoch der Austausch mit seinen Assistenten beim Team USA. Mit Bulls-Coach Tom Thibodeau. Mit Pelicans-Coach Monty Williams. Oder aber mit Syracuse-Coach Jim Boheim.

Mitunter soll das Quartett während der WM in Spanien bis in die frühen Morgenstunden zusammengesessen sein, Videomaterial studiert und über das Spiel philosophiert haben. Mit Erfolg. Denn: "Viele Dinge, die wir in den vergangenen zwei Monaten getan haben, ähneln jenen, die wir auch mit dem USA gemacht haben", erklärte Krzyzewskis Associate Head Coach Jeff Capel.

Und tatsächlich ähnelte Dukes Defense gegen Ballscreens jener Thibodeaus bei den Bulls. Sogar Boheims Zonenverteidigung übernahm Eins-gegen-Eins-Fanatiker Coach K zeitweise. Selbstverständlich auch gegen die Badgers.

Internationale Erfahrungen. Austausch. Der Blick über den Tellerrand. Coach K hat profitiert. Und mit ihm sein Team. Ein Team, das größtenteils von Freshmen getragen wurde. So nahm diesmal Tyus Jones die Blue Devils auf seine Schultern, erzielte 19 seiner 23 Punkte in der zweiten Hälfte und wurde am Ende zum Most Outstanding Player des Final Four gewählt.

Unerwartete Helden

Hinzu kam Grayson Allen, dem der Saisonverlauf eigentlich eine Nebenrolle zugedacht hatte, der sich sein bestes Spiel jedoch für das Finale aufgespart hatte. 16 Punkte, einige davon immens wichtig, erzielte der Freshman. Nach einem Drive brachte er Duke gut fünfeinhalb Minuten vor dem Ende mit 56:54 in Führung.

Irgendwie war es damit auch ein wenig das Finale der zweiten Reihe. Justise Winslow blieb unscheinbar und auch Jahlil Okafor strahlte nicht die erhoffte Dominanz aus. Das Duell mit Frank Kaminsky setzte dem erwarteten Top-Pick beim anstehenden Draft merklich zu. Immer wieder musste Okafor fernab der Zone verteidigen und handelte sich dabei Foul um Foul ein. Entsprechend überschaubar waren die Minuten des Big Men.

"Es hat Spaß gemacht, den Jungs zuzusehen", verneigte sich Okafor dann auch vor seinen Teamkollegen. "Sie halten mir schon die gesamte Saison über den Rücken frei. Heute war es nicht anders." Okafor war diesmal nicht der Dominator - am Ende aber dennoch ungemein wichtig.

Okafor wichtiger als gedacht

Binnen weniger Angriffe erzielte der Big Man nicht nur vier Punkte, er hängte Kaminsky zudem ein Foul an, verteidigte sein Pendant stark am Brett und bescherte Duke bei noch gut zwei Minuten zu spielen die Fünfpunkteführung. "Er hatte einige Foulprobleme, hat dank seiner positiven Einstellung am Ende aber einige wichtige Plays geliefert", lobte Jones seinen Teamkollegen.

Zuvor hatten die Blue Devils das Spiel nicht nur größtenteils offen gehalten, obwohl ihre beiden Besten (Okafor und Winslow) immer wieder auf der Bank Platz nehmen mussten. Sie hatten Winconsins Vorsprung auf-, die Badgers schlussendlich überholt. Die Defense, jene Defense, die zu Saisonbeginn noch Probleme gehabt hatte, hielt Wisconsin bei 63 Punkten und lediglich 41 Prozent aus dem Feld - 7 Prozent unter dem Saisonschnitt der Badgers.

Kaminsky dominiert und verliert

Da half auch Frank Kaminskys abermals starke Vorstellung nichts. Kaminsky war sogar der bessere zweier hochgehandelter Fünfer. Abende werden jedoch bitter, wenn ein Double-Double nicht genügt, wenn 21 Punkte und 12 Rebounds einfach zu wenig sind. Richtig übel wird es, wenn man ausgerechnet am Ende keine guten Würfe mehr bekommt, dem Team nicht mehr entscheidend helfen kann.

"Die Würfe gingen einfach nicht rein", resümierte auch Sam Dekker, der seine Leistung aus dem Halbfinale gegen Kentucky nicht wiederholen konnte (12 Punkte, 8 Rebounds, 0/6 3FG). Doch Dekker war noch nicht fertig. "Sie gingen ständig an die Freiwurflinie. Und wenn der Fluss so durchbrochen wird, ist es schwer, ihn wiederzufinden."

Diskussionsstoff durch die Refs

Was Dekker meinte: Hatten die Badgers, übrigens das fairste Team des Jahres (12,5 Fouls pro Spiel), während der ersten Hälfte lediglich zwei Pfiffe gegen sich bekommen, so drehte sich der Wind auffallend rapide.

Nach gut viereinhalb Minuten in der zweiten Hälfte hatte Wisconsin bereits vier Fouls kassiert. 11 Minuten vor dem Ende hatten die Badgers die Mannschaftsfoulgrenze erreicht und wenig später bereits 9 Calls gegen sich bekommen. Am Ende waren es 13. Allein in der zweiten Hälfte. Schlussendlich nahm Duke 20 Freiwürfe, während Wisconsin lediglich zehnmal an die Linie marschierte.

"Die Offiziellen im College-Basketball sind so schlecht", machte dann auch ESPN-Analyst Michael Wilbon via Twitter seinem Ärger Luft und dürfte damit ausgesprochen haben, was sich viele rund um die Badgers dachten. Allerdings meinte auch Wilbon, dass es diesmal wenigstens "in beide Richtungen" mies gewesen sei.

Dukes Erfolg allein an den Refs festzumachen, wäre also sicherlich der falsche Ansatz. Viele Faktoren spielten hinein in Mike Krzyzewskis fünften Titel als Coach der Blue Devils. Und einen, wohl nicht ganz unwichtigen, hatte Coach K selbst ausgemacht. "All diese Jungs sind Schüler des Spiels geworden", sagte er über seine Spieler. "Und sie teilen ihr Wissen." So war das. Damals in Indianapolis.

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