Anthony Davis: Eine Performance für die Ewigkeit

Von Haruka Gruber
Kentuckys Supertalent Anthony Davis wurde zum Outstanding Player des Final Four gewählt
© Getty

Eigentlich unmöglich: Supertalent Anthony Davis trifft nur einen Wurf - und ist doch der alles überragende Spieler des College-Finals. Die NBA steht nach dem 67:59-Erfolg über Kansas vor einer "Kentucky-Flut".

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Es ist wohl einzigartig in der langen Historie des College-Basketballs. Ein Spieler, der zum Outstanding Player des Final Four gewählt wird, obwohl dieser nur 1/10 Würfen trifft. Ein Spieler, der insgesamt nur 6 Punkte erzielt. Ein Spieler, der dennoch eindrucksvoll beweist, warum er in diesem Sommer als Nummer-eins-Pick in die NBA wechseln wird.

Wunderkind Anthony Davis führte mit einer denkwürdigen Vorstellung seine favorisierten Kentucky Wildcats zum ersten NCAA-Titel seit 1998. Beim 67:59-Erfolg gegen nie aufgebenden Kansas Jayhawks blieb Davis zwar in der ersten Halbzeit komplett ohne Zähler und versenkte erst in der 35. Minute seinen ersten und letzten Feldwurf - und doch wurde er zu Recht als herausragender Spieler ausgezeichnet.

Denn: Der 19-jährige Freshman trat den eindrucksvollen Beweis an, dass er jede Facette des Basketballs beherrscht, sei es Rebounds (16), Assists (5), Blocks (6) oder Steals (3).

Dass der Center den einzigen Treffer nicht irgendwie, sondern mit einem butterweichen Mitteldistanzwurf erzielte, dient als weiterer Beleg seines schier grenzenlosen Potenzials. Nicht umsonst wurde Davis bereits vor dem Finale bei allen maßgeblichen Wahlen zum College-Spieler des Jahres gekürt (Naismith, Wooden, The Associated Press).

Lamb & Kidd-Gilchrist profitieren

"Ich hatte das gesamte Endspiel über Probleme in der Offensive. Deswegen habe ich den anderen gesagt, dass sie punkten sollen und dass ich einfach verteidige und rebounde", sagte Davis.

Entsprechend warf sich Davis in jeden Ball und versuchte, im Angriff den Mitspielern Platz zu verschaffen und sich selbst zurückzunehmen. Mit großem Erfolg: Scharfschütze und Topscorer Doron Lamb verwandelte 7/12, davon 3/6 Dreier, für 22 Punkte.

Michael Kidd-Gilchrist wiederum hielt sich in der zweiten Halbzeit zurück, erzielte aber in der ersten Hälfte alle seine 11 Zähler und war mitverantwortlich dafür, dass Kontrahent Kansas von der 5. Minute an einem Rückstand hinterherzulaufen hatte. Point Guard Marquis Teague trug 14 Punkte bei.

Thomas Robinson tut sich schwer

Kansas hatte in Thomas Robinson, beim NBA-Draft neben Davis und Kidd-Gilchrist der Kandidat für die Top drei, den auffälligsten Mann. Der Power Forward lieferte ein amtliches Double-Double (18 Punkte, 17 Rebounds), angesichts der gnadenlosen Defense von Davis fanden jedoch nur 6 der 17 Würfe das Ziel.

Guard Tyshawn Taylor erwies sich mit 19 Punkten (8/17) als zuverlässiger Sidekick.

Kansas startet mal wieder ein Comeback

Nachdem Kentucky die erste Halbzeit dominiert hatte und mit einer 41:27-Führung in die Pause gegangen war, zeigte Kansas seine größte Qualität in dieser Saison: Comebacks. Im Angriff fanden die Jayhawks nie ihren Rhythmus, dafür aber verteidigten sie mit größerer Intensität, so dass Kentuckys Wurfquote von 53,3 Prozent zur Halbzeit auf 41,1 Prozent abstürzte.

Erstaunlich: Kansas startete immer wieder eine kleine Aufholjagd, woraufhin Kentucky jederzeit eine Antwort zu geben wusste. Dennoch verlor der Außenseiter nie die Zuversicht und kämpfte sich nach einem zwischenzeitlichen Rückstand von 18 Punkten (21:39) und später von 16 Punkten (30:46) 1:37 Minuten vor dem Ende auf 57:62 heran. Mit 5 verwandelten Freiwürfen hintereinander besiegelte Kentucky aber den erwarteten Sieg für den Favoriten.

Erlösung für Kentucky-Coach Calipari

Mit der spannenden Schlussphase erfüllte das Finale die hohen Erwartungen: Immerhin kam es zum Aufeinandertreffen der zwei vielleicht erfolgreichsten und traditionsreichsten College-Teams überhaupt. Mit jetzt 2090 Siegen liegt Kentucky auf Rang eins der ewigen Bestenliste - gefolgt vom Zweitplatzierten Kansas mit 2070 Siegen. Beide Unis sind zudem Rekord-Teilnehmer am Final Four (Kentucky: 15, Kansas: 14).

Mit Spannung blicke man auch auf das Duell der Star-Coaches. Kansas' Bill Self wurde vor dem Finale mit dem Trainer-des-Jahres-Award prämiert, Kentuckys John Calipari wiederum sicherte sich beim vierten Final-Four-Einzug den lang ersehnten ersten NCAA-Titel. Bei der Siegerzeremonie gab er das Mikrofon jedoch schnell weiter: "Es geht nicht um mich, sondern um die 13 Spieler."

Starting Five in die NBA?

13 Spieler, die in der Konstellation aber nicht mehr nach Kentucky zurückkehren werden.

Davis und Kidd-Gilchrist könnten für ein Kuriosum sorgen, indem sie beim Draft als Teamkollegen an Nummer eins und zwei gepickt werden. Aber auch Teague, Lamb und vor allem Arbeitstier Terrence Jones hegen berechtigte Hoffnungen, in der ersten Runde ihren Namen zu hören.

Im dem Fall würde sich die komplette Starting Five in der NBA wiedertreffen. Die Kentucky Wildcats von 2012 - eine wahrlich einzigartige Mannschaft.

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