Da kommt ein Wirbelsturm auf Syracuse zu

Von Philipp Dornhegge
Dank Bernie Fine steht bei der Basketball-Abteilung von Syracuse der Sport derzeit im Hintergrund
© Getty

Die Saison ist in vollem Gange und hat schon für die ersten Highlights gesorgt. North Carolina kann bisher noch nicht überzeugen, Syracuse' sportlicher Erfolg wird überschattet von einem Skandal. Die Mountain West Conference hat überhaupt nicht unter dem Ausstieg der BYU Cougars gelitten, Missouri ist derzeit Everybody's Darling. Die Leistungen der Deutschen sind dagegen ernüchternd - bis auf eine Ausnahme.

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Da kommt ein Wirbelsturm auf Syracuse zu

Der Skandal im College-Football um Joe Paterno und Penn State ist immer noch aktuell (die Aufarbeitung wird sicher noch eine Weile dauern), da sorgt die Basketball-Abteilung der Syracuse University für den nächsten Aufschrei der Entrüstung.

Co-Trainer Bernie Fine, immerhin seit 35 Jahren im Amt bei den Orange, wird beschuldigt, seit den späten 70er Jahren bis in die 90 Jahre Jungen bzw. junge Männer sexuell missbraucht zu haben.

Ein ehemaliger Balljunge namens Bobby Davis hatte die Anschuldigungen als erster ausgesprochen, später berichtete sein Stiefbruder Mike Lang von ähnlichen Vorfällen.

Davis hatte, um ein paar Dollars dazu zu verdienen, bei Familie Fine das Babysitting übernommen, dabei sei es im Keller zu regelmäßigen Übergriffen durch Bernie Fine gekommen.

Ein weiteres vermeintliches Opfer wurde inzwischen mehr oder weniger durch den eigenen Vater als Trittbrettfahrer entlarvt, aber dennoch: Davis' Anschuldigungen gegen den heute 66-Jährigen sind schwerwiegend, zumal zuletzt eine Aufzeichnung eines Telefongesprächs von 2002 zwischen Davis und Fines Frau Laurie aufgetaucht ist, in dem sie über die Vorfälle sprechen.

Laurie soll darin unter Tränen gestehen, dass sie immer geahnt habe, dass ihr Mann schlimme Sachen treibe, und dass es womöglich weitere Opfer gebe.

Dass die Ehefrau des Übeltäters später eine Affäre mit Davis hatte, gibt der ganzen Geschichte natürlich einen zusätzlich bizarren Anstrich. "Ich habe Bernie davon erzählt", wird Davis zitiert. "Irgendwann musste es einfach raus. Ich dachte, er würde mich umbringen, aber es hat ihn überhaupt nicht interessiert."

Syracuse-Heacoach Jim Boeheim, einer der renommiertesten Basketball-Lehrer des Landes und unter anderem mehrfach Assistenz-Trainer der USA bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, hat sich im Rahmen dieses Skandals übrigens auch in Schwierigkeiten gebracht.

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Unmittelbar nachdem Davis' erste Anschuldigungen publik wurden, hatte Boeheim noch gesagt, dass Davis ein Lügner sei. Dessen Behauptungen, es sei bei Auswärtsreisen in Fines Hotelzimmer zu Übergriffen gekommen und Boeheim habe das mitbekommen, seien aus der Luft gegriffen.

"Ich habe ihn nie in Bernies Hotelzimmer gesehen, das ist eine glatte Lüge. Und wenn er einmal lügt, bin ich sicher, dass es weitere Unwahrheiten bei dieser Geschichte gibt", so Boeheim, der sich sogar über den Ex-Balljungen lustig machte: "Bin ich der einzige, der es komisch findet, dass ausgerechnet sein Bruder auch ein Opfer sein will?"

Inzwischen ruderte Boeheim allerdings zurück, die Aufzeichnung des Telefonats spricht deutlich für Davis: "Ich bedauere jede Äußerung, mit der ich Opfer sexuellen Missbrauchs beleidigt haben könnte. Das Wichtigste ist jetzt, dass dieser Fall vollständig aufgeklärt wird und dass jeder, der etwas weiß, seine Informationen an die zuständigen Stellen weitergibt."

Fine wurde von der Universität freigestellt, nicht wenige Amerikaner fordern aber inzwischen, dass auch Boeheim in Syracuse seinen Hut nimmt.

So erklärte der Präsident von "Road to Recovery", einer Hilfsorganisation für sexuell Missbrauchte: "Jim Boeheim sollte gefeuert werden oder freiwillig abtreten. Diese Jungs waren Teil des Basketball-Programms, über das er die Aufsicht führt. Und offensichtlich waren sie unter seiner Obhut nicht sicher." Für Boeheim kommt ein Rücktritt aber wohl nicht in Frage.

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