MLB

Eine total bescheuerte Wahrsagung

Von Florian Regelmann
Mariners-Rookie Matt Tuiasosopo schlug den Homerun des Monats...
© Getty

Wieder ist in der MLB ein Monat vergangen und die Playoffs stehen vor der Tür. Zeit für SPOX, um in der September-Ausgabe der Schlaglichter Bilanz zu ziehen. Die Themen: Der verrückte Japaner, Mister Clutch, das Schrott-Team aus Pittsburgh und ein völlig irrer TV-Kommentator. Außerdem sagt SPOX, wer welche Awards verdient hat und warum die Yankees trotz A-Rod die World Series gewinnen werden.

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Der Ausraster des Monats: Ichiro. Über den Superstar-Outfielder der Seattle Mariners weiß man folgendes: 1. Er ist eine Hit-Maschine. Zum neunten Mal in Folge hat er jetzt in einer Saison mindestens 200 Hits gelandet und damit einen Fabel-Rekord aufgestellt. 2. Er ist auch defensiv eine Granate und hat einen unglaublich starken Arm. 3. Er verliert nie die Ruhe. In weit über 1000 Spielen in der MLB und in Japan wurde Ichiro noch nie ejectet. Doch dann kam im September ein Spiel gegen Toronto - und der Japaner verlor die Fassung. Na ja, ein bisschen zumindest. Nachdem der Umpire ein Strikeout gegen ihn verhängte, zeigte er mit seinem Schläger an, dass der Ball außerhalb der Strikezone gewesen sei. Das reichte dem Umpire, um Ichiro rauszuschmeißen. War ja auch eine Frechheit, was sich der verrückte Japaner da geleistet hat...

Die Spieler des Monats: Andre Ethier. Es gibt Spieler, die versagen in der Crunch-Time. Es gibt Spieler, die ab und zu mal ganz gut sind in der Crunch-Time. Es gibt Spieler, die bärenstark sind in der Crunch-Time. Und es gibt Andre Ethier. Der Dodgers-Outfielder hatte in dieser Saison bereits fünfmal mit seinem Hit das Spiel für sein Team entschieden. Walk-off-hit, so heißt es in der Fachsprache, wenn der Hit das Spiel (im neunten Inning oder in Extra-Innings) beendet und alle Spieler den Platz danach verlassen. Fünfmal war Ethier also schon zum Helden geworden - und im Spiel gegen Pittsburgh war es wieder soweit. Die Dodgers lagen im 13. Inning 3:4 in Rückstand, da trat Ethier an die Platte und sorgte mit einem Two-Run-Homerun für die Entscheidung. 5:4. Game over. Unfassbar, dieser Andre Ethier. Zweiter Spieler des Monats ist Derek Jeter. Der Yankees-Captain verbuchte im Spiel gegen die Baltimore Orioles seinen 2723. Hit und zog so in der All-Time-Klubliste an Lou Gehrig vorbei. Jeter ist unsterblich.

Das Team des Monats: Colorado Rockies. Noch haben sie das letzte Playoff-Ticket in der NL nicht zu hundert Prozent in der Tasche, aber das ist nur noch Formsache. Nach einem 18-28-Start feuerte Colorado Clint Hurdle und machte Jim Tracy zum Nachfolger. Seitdem läuft es hervorragend. Auch im September (18-9-Bilanz) spielten die Rockies stark und wehrten die Angriffe der Giants, Braves und Marlins auf die letzte Playoff-Position ab. Kaum einer wird Colorado in den Playoffs eine Chance geben, aber den Fehler hat man 2007 ja schon mal gemacht. Damals erreichten die Rockies die World Series. Nicht auszuschließen, dass sich das wiederholt.

Die Gurken des Monats: Die Pittsburgh Pirates. Das schlechteste Team ever. Zum 17. Mal in Folge werden die Buccos die Saison mit einer Negativ-Bilanz abschließen - das hat in den vier großen US-Ligen noch niemand geschafft. Alle Spieler, die spielerisch irgendwas drauf hatten, wurden längst getradet. Der Frust kennt in Pittsburgh keine Grenzen. Teilweise fanden sich zuletzt nur noch ein paar Tausend Zuschauer im PNC Park ein - und das in der Sport-Stadt Pittsburgh. Wenn man sich jeden Tag mit der Frage beschäftigt, wie viele Spiele man denn noch gewinnen muss, um nicht auf 100 Niederlagen zu kommen, ist das einfach nur beschämend. 99 Niederlagen oder 102 Niederlagen, wo ist da denn bitte der Unterschied? Abgesehen von ihrem aktuellen sportlichen Versagen sind die Pirates auch sonst zu blöd. So stellten sie sich nach Aussagen des Agenten von Miguel Angel Sano in den Verhandlungen so dumm an, dass sie das Supertalent nicht unter Vertrag nehmen konnten. Stattdessen unterschrieb Sano bei den Twins.

Die Deppen des Monats: Die Chicago Cubs. Wir brauchten noch eine Loser-Kategorie, weil es ja auch noch die Cubs gibt. Schlimm genug, dass sie seit über 100 Jahren keine Championship mehr gewonnen haben und auch in dieser Saison wieder nichts auf die Reihe gebracht haben - jetzt machen sie sich auch noch selbst kaputt. Nach einem Comeback-Sieg gegen San Francisco schlug Auswechselpitcher Angel Guzman First Baseman Derek Lee so unglücklich auf den Helm, dass dieser Nackenschmerzen bekam und erstmal ausfiel. Typisch Cubs eben.

Der Fan des Monats: Der Phillies-Fan. Ab und zu gibt es Momente, die das Herz erwärmen. Philles-Fan Steve Monforto fing im Citizens Bank Park einen Foulball von Jayson Werth und reichte das tolle Souvenir an seine dreijährige Tochter weiter. Und was macht die süße Maus? Sie nimmt den Ball und schmeißt ihn wieder zurück aufs Feld. "Spinnt denn die!", dachte sich wohl auch der Daddy und machte kurz einen verdutzten Eindruck, aber dann nahm er seine Tochter in den Arm und herzte sie. Aww.

Die Entlassungen des Monats: Zwei Teams, die mit hohen Zielen gestartet waren, aber ganz enttäuschende Spielzeiten erlebten, haben sich von ihrem Coach getrennt. Die Houston Astros feuerten Cecil Cooper und die Cleveland Indians trennten sich von Eric Wedge. Wedge darf jedoch die letzten Spiele der Saison noch machen. Wie nett von den Indians.

Statistik-Roundup: Den Batting-Title werden sich Joe Mauer (Twins, .361) und Hanley Ramirez (Marlins, .341) sichern. Homerun-König in der NL wird aller Voraussicht nach Albert Pujols (Cardinals, 47). Insgesamt fünf Spieler, neben Pujols noch Prince Fielder (Brewers, 44), Mark Reynolds (Diamondbacks, 43), Ryan Howard (Phillies, 43) und Adrian Gonzalez (Padres, 40), haben in der NL die 40er-Marke geknackt. In der AL teilen sich Mark Teixeira (Yankees) und Carlos Pena (Rays) mit 39 Dingern die Führung. Bei den RBIs liegen in der AL Teixeira (121) und in der NL das Duo Fielder/Howard (138) in Front. Bei den Pitchern haben CC Sabathia (Yankees, 19) und Adam Wainwright (Cardinals, 19) die meisten Siege auf dem Konto, die meisten Saves haben in der AL Brian Fuentes (Angels, 46) und in der NL Heath Bell (Padres, 41) ergattert.

SPOX-Awards:

AL Cy Coung: Zach Greinke (Kansas City Royals). CC Sabathia hat ein großartiges erstes Jahr bei den Yankees hinter sich und er hat 19 Siege auf dem Konto, drei mehr als Greinke. Dennoch geben wir den Award an Greinke. Warum? Weil Greinke locker über 20 Siege hätte, wenn er bei den Yankees spielen würde. Und weil ein ERA von 2.06 in der American League einfach nur der Hammer ist.

NL Cy Young: Adam Wainwright (St. Louis Cardinals). Wir entscheiden uns gegen Titelverteidiger Tim Lincecum, weil Wainwrights Gesamtpaket (19 Siege, 2.58 ERA, 204 Strikeouts) nicht zu schlagen ist.

AL MVP: Mark Teixeira (New York Yankees). Ziemlich leichte Wahl. Teixeiras Debüt-Saison in New York war ein voller Erfolg. 39 Homeruns, 121 RBIs, ein Schlagdurchschnitt von .294,  exzellente Defense und ein positiver Einfluss im Klubhaus - mehr hätten die Yankees nicht erwarten können.

NL MVP: Albert Pujols (St. Louis Cardinals). Eine noch leichtere Wahl. 47 Homeruns, 134 RBIs, ein Schlagdurchschnitt von .330 - Pujols ist der beste Spieler der MLB. Punkt.

AL Rookie of the Year: Gordon Beckham (Chicago White Sox). Von David Beckham hat man in den USA wirklich genug. Da spricht man viel lieber über Gordon Beckham. Der Third Baseman (14 Homeruns, 63 RBIs) ist einer der Gründe, warum die White Sox auf bessere Zeiten hoffen dürfen.

NL Rookie of the Year: J.A. Happ (Philadelphia Phillies). Die schwierigste Wahl. Es gibt keinen klaren Favoriten, auch Colby Rasmus (Cardinals), Tommy Hanson (Braves), Garrett Jones (Pirates) oder Casey McGehee (Brewers) wären Kandidaten. Letztlich überzeugen Happs Werte (12-4, 2.85 ERA) aber am meisten.

SPOX-Playoff-Prognose: Alle Fans der Yankees haben schon wieder Angst vor dem Moment, wenn Alex Rodriguez in einer entscheidenden Situation an die Platte tritt. A-Rod hat in den Playoffs schon oft genug versagt, aber diesmal sind die Yankees als Team so stark aufgestellt, dass selbst A-Rod das nicht versauen kann. World Series: Yankees over Phillies.

Der irre Wahrsager: Mike Blowers ist ein ehemaliger Infielder und jetziger TV-Kommentator bei den Seattle Mariners. Am 27. September gab er folgende Prognose zum Besten: Mariners Rookie Matt Tuiasosopo wird im Spiel in Toronto seinen ersten Karriere-Homerun schlagen. Und zwar wird er das in seinem zweiten At-Bat tun. Und zwar wird er einen 3-1-Pitch ins Left-Center-Field hauen. Was für eine total bescheuerte Wahrsagung. Dann kam aber das Spiel, es kam Tuiasosopos zweites At-Bat, es kam der 3-1-Pitch und Tuiasosopo schlug den Ball ins Left-Center-Field. Gone! Homerun! UNFASSBAR!

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