NHL

The heat is on

Von Christian Bernhard
Dany Heatley ist der große Hoffnungsträger bei den San Jose Sharks
© Getty

Die San Jose Sharks setzen alle Hoffnungen in Dany Heatley. Bei den Red Wings wirbeln weiter Hank und Pav, in Chicago lastet viel Druck auf dem "Taxi-Fahrer". Der Geheimtipp kommt aus St. Louis.

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1. San Jose Sharks

Offense: Ein Erstrunden-Playoff-Aus nach einer 117-Punkte-Rekord-Regular-Season und das alles nach einem dreimaligen Zweitrunden-Playoff-Aus zuvor: In San Jose musste diesen Sommer etwas passieren. Und es passierte: Dany Heatley, Prädikat "Torjäger vor dem Herrn", stieß im Tausch gegen Milan Michalek und Jonathan Cheechoo sowie eines Zweitrunden-Picks aus Ottawa zu den Sharks. Obwohl erst 28 Jahre alt, hat Heatley in seiner Karriere bereits 260 Tore und 543 Punkte vorzuweisen, im Schnitt 37 Tore und 78 Punkte pro Saison. Noch Fragen? An der Seite von Top-Center Joe Thornton ist die 50er-Toremarke für Heatley wieder möglich. Dazu soll weiter die zweite Linie um Ryan Clowe, Joe Pavelski und Patrick Marleau wirbeln. 83 Tore und 182 Assists verbuchte das Trio im letzten Jahr. Der letztjährige Rookie Jamie McGinn, sowie Benn Ferriero und Brad Staubitz machten im Sommercamp eine gute Figur. Von ihnen ist einiges zu erwarten.

Defense: Christian Ehrhoff und Brad Lukowich wurden nach Vancouver getradet, umso mehr liegt es nun an Dan Boyle. Der 16-Tore-Mann der vergangenen Saison geht in seine zweite Sharks-Spielzeit und muss zusammen mit Rob Blake und dem 22-jährigen Marc-Edouard Vlasic dafür sorgen, dass Ruhe vor Jewgeni Nabokow herrscht. Boyle ist bereits ein wichtiger Faktor in der Kabine, könnte sogar der nächste Captain werden. Blake bringt jede Menge Erfahrung mit, Vlasic ist ein Key-Factor im Power Play. Dahinter steht eben Nabokow. Nur wenige Goalies bekommen so viele Spiele wie er, 2007/08 waren es 77. Nach dem Abgang von Brian Boucher soll nun Thomas Greiss den Kasachen so gut wie möglich ergänzen. Nabokow soll ja schließlich in den Playoffs nicht zu überspielt sein, in den vergangenen Jahren schwächelte er da öfter.

Player to watch: Dany Heatley. Zum zweiten Mal in seiner Karriere hat er einen Trade erzwungen. Von besonderer Charakterstärke zeugt das nicht. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Heatley persönliche Stats wichtiger sind als der Erfolg mit der Mannschaft. Heatley steht in San Jose unter Beobachtung - er muss produzieren.

Top-Block: Nabokow - Boyle, Vlasic - Heatley, Thornton, Setoguchi.

Prognose: Es ist ja langsam echt langweilig, vor jeder Saison zu sagen, dass das aber jetzt das Jahr der Sharks werden wird. In den Playoffs bekommen sie es dann doch wieder nicht auf die Reihe. Der Sharks-Fluch. Nun haben sie wieder ein Team zusammen, das Talent ohne Ende besitzt, und wir sagen es wieder: Es wird das Jahr der Sharks.

2. Detroit Red Wings

Offense: 88 Tore und 99 Assists sind futsch. Anders gesagt: Marian Hossa, Tomas Kopecky (beide Chicago), Mikael Samuelson (Vancouver) und Jiri Hudler (Russland) sind nicht mehr da. Für viele Teams wohl ein riesiges Problem, doch in Detroit geht man relativ gelassen an die Sache heran. Kein Wunder: Pav und Hank sind ja noch da. Pawel Datsjuk und Henrik Zetterberg spielen weiter in Motown. Das Traumduo, gepaart mit Leuten wie Johan Franzen, Dany Cleary und Tomas Holmström, bereitet jedem Trainer ruhige Nächte. Und dem gegnerischen Coach unruhige. Für die Abgänge sollen die Neuzugänge Todd Bertuzzi, Jason Williams und Patrick Eaves, zum Teil aber auch die Jungstars Darren Helm, Justin Abdelkader und Ville Leino einspringen. Kurios: Das Trio hat mehr Playoffspiele (58) als Regular-Season-Partien auf dem Buckel. Erfahrungstechnisch sicher nicht von Nachteil.

Defense: Surprise, surprise: Die Red-Wings-Defense landete vergangene Saison nur auf Rang 20, das Penalty-Killing gar nur auf Platz 25. Das soll und muss in der anstehenden Spielzeit besser werden - allerdings mit denselben Leuten. Die klarerweise klangvolle Namen haben: Nicklas Lidström, Brian Rafalski, Nicklas Kronwall und Co. müssen sich steigern. Dass sie die Qualität dazu haben, ist alles andere als fraglich. Etwas anders sieht es da bei den Goalies aus. Chris Osgood hielt vergangene Saison in den Playoffs überragend, zuvor schwächelte er aber. Und jünger wird der 36-Jährige auch nicht mehr. Ein Fragezeichen, keine Frage.

Player to watch: Nick Lidström. Drei Punkte fehlen dem Schweden noch, dann hat er in seiner Karriere 1000 Scorerpunkte auf dem Konto. Plus-Minus-Bilanz: +409. Unfassbar. Man muss große Spieler genießen, solange sie noch spielen. Lidström ist vielleicht der beste Verteidiger aller Zeiten.

Top-Block: Osgood - Lidström, Rafalski - Zetterberg, Datsjuk, Cleary.

Prognose: Natürlich werden die Red Wings zum 19. Mal in Serie die Playoffs erreichen und natürlich werden sie beim Kampf um den Titel ein Wörtchen mitreden, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass es in dieser Saison im Westen nicht ganz reichen wird.

3. Chicago Blackhawks

Offense: Die Blackhawks-Youngster sind ein Jahr älter und reifer - und haben jetzt einen Marian Hossa an ihrer Seite. Der Slowake fällt zwar bis Ende November aus (Schulter-OP), wird die Offensive aber noch unberechenbarer und gefährlicher machen. Es gibt keinen Grund, wieso Patrick Kane (25 Tore) und Jonathan Toews (34) nicht zumindest ihre Vorjahresleistungen wiederholen können. Patrick Sharp und Kris Versteeg sind beide für 25 Tore gut - bei Chicago-Spielen wird es oft klingeln. Dazu wurde mit John Madden ein echter Faceoff-Spezialist geholt, der zudem weiß, wie man die gegnerische Top-Linie in Zaum hält. Seine Ankunft schlug keine großen Wellen, könnte sich aber als großer Faktor erweisen.

Defense: Vier Namen: Duncan Keith, Brent Seabrook, Brian Campbell und Cam Barker. Dieses Quartett bringt alles mit, was eine gute Defense ausmacht. Robustheit, gutes Passspiel und sie sind gefährlich im Powerplay. Besonders die Kumpels Keith und Seabrook ergänzen sich wunderbar. Im Tor hat Nikolai Khabibulin die Windy-City verlassen - jetzt muss es Cristobal Huet alleine richten. Die Blackhawks-Verantwortlichen bauen auf den Fact, dass der Franzose ohne einen großen Widersacher noch bessere Leistungen als im letzten Jahr bringt (20 Siege in 41 Spielen, 2,53 Gegentore im Schnitt, 90,9 Prozent gehaltene Schüsse). Corey Crawford und Antti Niemi ergänzen das Goalie-Paket - sind aber ohne große Erfahrung. Ein Problem?

Player to watch: Patrick Kane. Der Taxi-Fahrer. Im Sommer gab es diese unschöne Geschichte, dass Kane einen Taxi-Fahrer verprügelt haben soll. Der 20-Jährige war zum ersten Mal in seiner Karriere mit sehr negativen Schlagzeilen konfrontiert. Rein sportlich gibt es über Kane keine zwei Meinungen. Der Junge hat's drauf.

Top-Block: Huet - Keith, Seabrook - Sharp, Toews, Kane.

Prognose: In gewisser Weise ist Chicago das Pittsburgh der Western Conference. Wie die Penguins mussten die Blackhawks durch eine Talsohle, haben dafür aber jetzt eine Umnenge an Talent im Kader. Kane und Toews werden Chicago früher oder später zum Cup führen. Genauso wie Crosby und Malkin das in Pittsburgh schon gemacht haben.

4. Calgary Flames

Offense: 39-Tore-Mann Michael Cammalleri ist weg (Montreal). Jetzt müssen Franchise-Guy Jarome Iginla und Olli Jokinen für die Tore sorgen. Das Duo harmonierte seit der Ankunft des Finnen im März nicht besonders gut - daran wurde im Sommer gearbeitet. Center Daymond Langkow könnte in die erste Reihe aufrücken. Ohne Cammalleri muss das Trio Rene Bourque, Curtis Glencross und David Moss das Gute, das es letzte Saison aufs Eis gebracht hat, wiederholen. Nigel Dawes, Eric Nystrom und Fredrik Sjostrom haben jede Menge Potenzial, auf welches das Team in der Offensive auch angewiesen ist.

Defense: Der neue Headcoach heißt Brent Sutter - gut für die Defense. Das ist auch bitter nötig: Vergangene Saison landete die Flames-Defense auf Rang 23, viel zu wenig für Calgarys Ansprüche. Deshalb galt ein Großteil der Konzentration der Abwehr - Jay Bouwmeester stieß als Krönung dazu. Der Ex-Panther unterschrieb einen 33-Millionen-Dollar-Fünfjahres-Vertrag und wird nun neben Robyn Regehr oder Dion Phaneuf auf dem Eis stehen. Es gibt schlechtere Kombinationen, oder? Dazu noch Bodychecker Cory Sarich als Nummer-4-Mann: In Calgary wird es diese Saison oft heißen: "DEFENSE, DEFENSE!" Goalie Miikka Kiprusoff ist weiter unbestritten die Nummer eins, soll aber entlastet werden. 75 Spiele im Schnitt in den vergangenen vier Jahren gehen nicht unbemerkt an einem vorbei. Lokalmatador Curtis McElhinney wird diese Aufgabe übernehmen.

Player to watch: Jay Bouwmeester. Der 25-Jährige führte die NHL in den vergangenen zwei Spielzeiten in Sachen Eiszeit an und keiner hat so viele Spiele in Serie bestritten (342) wie er. Schüsse blocken, hart checken, aber auch ein super Eisläufer und guter Passgeber: Bouwmeester bringt alles mit, was ein Top-Verteidiger braucht. Er soll und kann die Flames-Defense zu einer der besten der Liga machen.

Top-Block: Kiprusoff - Bouwmeester, Phaneuf - Iginla, Langkow, Jokinen.

Prognose: "Offense wins games, defense wins championships." Diesen Satz werden die Flames in diesem Jahr unter Sutter besonders oft hören. Sollte die Abwehr wirklich einen Sprung machen und Kiprusoff ein starkes Jahr haben, ist vieles drin, denn Iginla wird seine Tore machen. Vorne darf aber verletzungstechnisch nicht allzu viel passieren, denn Calgary hat nicht die Stürmer-Tiefe, wie sie andere Teams haben.

SPOX-Sleeper-Team: St. Louis Blues

Offense: Die Blues spielten in der vergangenen zweiten Saisonhälfte mit das aufregendste Hockey der Liga. Und das ohne Paul Kariya, der nach zwei Hüftoperationen nahezu die komplette Spielzeit verpasste. Jetzt ist der 34-Jährige zurück und sagt, er fühle sich so wohl, wie seit langem nicht mehr. Zusammen mit Brad Boyes sowie den Veteranen Andy McDonald und Keith Tkachuk wird Kariya die jungen Wilden um T.J. Oshie, Patrik Berglund und David Perron führen. Ein sehr guter Mix aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit.

Defense: Was Kariya vorne ist, ist Erik Johnson hinten. Der aufstrebende Verteidiger verpasste die komplette letzte Saison (Knie). Jetzt ist er zurück und mehr als nur heiß. Das muss er auch, denn mit Jay McKee (Pittsburgh) und Jeff Woywitka (Dallas) verließen zwei Defensivspezialisten St. Louis. Viel wird davon abhängen, ob Captain Eric Brewer und Johnson ihre Verteidigerkollegen mitziehen können. Von Carlo Colaiacoco und Roman Polak ist offensiv einiges zu erwarten. Goalie Chris Mason, der im letzten Jahr nach schwachem Start in 33 aufeinanderfolgenden Spielen unfassbare 24 Siege einfuhr, bekam im Sommer Unterstützung von Ty Conklin. Der hütete in den vergangenen zwei Spielzeiten in Pittsburgh und Detroit das Tor - Conklin weiß also, was große Teams ausmacht.

Player to watch: T.J. Oshie. Der US-Boy ist ein regelrechter Wirbelwind auf dem Eis, ausgestattet mit einer hervorragenden Stocktechnik und unglaublichen Händen. "T.J. bringt jeden Abend so viel Energie ein", schwärmt Teamkollege David Backes und traut Oshie in der anstehenden Saison 25 Tore zu. Dem können wir nur zustimmen. Vergangene Spielzeit waren es 14 (plus 25 Assists in nur 57 Spielen). Tendenz: klar ansteigend.

Top-Block: Mason - Johnson, Colaiacovo - Kariya, Berglund, Boyes.

Prognose: Die Blues haben eine tolle Mischung aus erfahrenen und hungrigen Spielern. Sollten Kariya und Johnson ihr altes Niveau wieder erreichen, ist ein Top-5-Platz im Westen möglich. Conklin könnte ein wichtiger Faktor im Tor werden.

SPOX-Check zur Eastern Conference: Pens, dankt dem Herrgott!