NBA

Bryant: "Endlich bin ich kein Loser mehr"

Von SPOX
Zwei, die sich mittlerweile blind verstehen: Superstar Kobe Bryant und Trainerlegende Phil Jackson
© Getty

Nach dem 15. Titelgewinn der Lakers feierte das Team ausgelassen, während es in Los Angeles wie schon bei früheren Meisterschaften zu Ausschreitungen kam.

Cookie-Einstellungen

"Für eine Weile war ich etwas grimmig", gab Kobe Bryant nach dem entscheidenden 99:86-Sieg im fünften Spiel der L.A. Lakers gegen die Orlando Magic zu. "Aber jetzt bin ich völlig aus dem Häuschen, wie ein Kind im Süßigkeitenladen."

Die Lakers hatten gerade ihre 15. Meisterschaft gewonnen, als in Orlandos Amway Arena das Chaos ausbrach: Die Bankspieler stürmten jubelnd auf das Parkett, Pau Gasol sprang überglücklich auf und ab und Bryant wusste offenbar gar nicht, wen er zuerst umarmen sollte.

Letztendlich waren vor allem Derek Fisher, den der Finals-MVP seit Jahren kennt, und Coach Phil Jackson, gleichzeitig sein Mentor und sein größter Kritiker, seine Anlaufstationen.

Auch nicht die Nachricht, dass es in L.A. wie schon in den Meisterjahren 2000 bis 2002 zu Ausschreitungen gekommen war, konnte die gute Stimmung nicht trüben.

Bryant findet seinen Platz in der Geschichte

"Es war toll mit anzusehen, wie Kobe als Spieler und als Führungspersönlichkeit gewachsen ist", freute sich Zen-Master Jackson. "Er ist jetzt ein Leader, dem die Spieler folgen wollen. Er hat gelernt, dass er geben muss, um etwas zu bekommen."

In fünf Spielen gegen die Magic gab Bryant in der Tat alles: Er erzielte 32,4 Punkte im Schnitt und bezog trotz allem stets seine Mitspieler ein: Mit 7,4 Assists war er der überragende Passgeber der Finals.

Nur Jerry West, der 1969 auf einen Schnitt von 37,9 Punkten und 7,4 Assists kam, hatte jemals in den Finals eine statistisch bessere Kombination von Punkten und Assists erzielt.

Hauptsächlich profitierten Pau Gasol und Lamar Odom von der neuen Uneigennützigkeit des Superstars, doch auch Rollenspieler wie Derek Fisher, Trevor Ariza und Luke Walton wuchsen über sich hinaus.

Versöhnung mit Shaquille O'Neal

"Du hast es dir verdient", gratulierte per Twitter denn auch Ex-Teamkollege Shaquille O'Neal, in dessen Schatten Bryant lange Jahre gestanden hatte.

Jetzt endlich konnte er eine Meisterschaft ohne einen der dominantesten Center aller Zeiten gewinnen und so seine Kritiker widerlegen: "Super, dass ich dieses idiotische Gerede nicht mehr ertragen muss", gab Bryant Einblick in sein Seelenleben.

"Es ist einfach unglaublich, dass dieser Moment endlich gekommen ist. L.A. kann so brutal sein. Aber jetzt wird uns niemand mehr als Loser betrachten."

Vor weniger als zwei Jahren wollte er noch die Stadt und das Team verlassen, verlangte öffentlich einen Trade, nachdem der Erfolg ausgeblieben und Bryant sich nicht geliebt gefühlt hatte.

Bryant für immer ein Laker?

Jetzt, nach dem vierten Titel und der ersten Auszeichnung als wertvollster Spieler der Finals, klingen die Aussagen schon ganz anders: "Alles, was ich sagen kann, ist, dass wir im nächsten Jahr wieder bereit sein werden."

Bryant will also bleiben, und dass, obwohl er im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen könnte. Zweifellos spielt auch das liebe Geld eine große Rolle: Die Lakers können Bryant bis zu 135 Millionen Dollar für fünf Jahre zahlen - mehr als jedes andere Team der Liga.

Mit Bryant wäre das Team sicher auch in den kommenden Jahren der große Favorit auf den einen oder anderen Titel. Wie einst Michael Jordan hat es der 30-Jährige geschafft, sein Spiel seinem Alter anzupassen und so weiter gefährlich zu bleiben. Mit Gasol hat er zudem einen Spieler an seiner Seite, der in anderen Klubs die Hauptrolle einnehmen würde.

Zieht sich Phil Jackson zurück?

Die Chancen auf eine weitere Meisterschaft stünden also sehr gut, wären da nicht zwei ungeklärte Personalien: Zum einen wird spätestens im nächsten Jahr der Abschied von Point Guard Fisher erwartet, der in Spiel vier mit wichtigen Dreiern seine Erfahrung in die Waagschale werfen konnte und so erneut ein wesentlicher Bestandteil des Teams war.

Zum anderen steht derzeit in den Sternen, wie es für Jackson weitergeht. Der Coach gewann seinen zehnten Titel und überholte damit Red Auerbach als erfolgreichsten Trainer aller Zeiten, aber gesundheitliche Probleme könnten die Motivation für weitere Anläufe beeinträchtigen.

Doch am Abend des Titelgewinns wollte darüber freilich niemand nachdenken: Die Lakers feierten ausgelassen und selbst Magic-Center Dwight Howard blieb fasziniert auf der Bank sitzen, um sich die Zeremonie anzusehen.

"Es tut verdammt weh", gab Howard zwar zu. "Aber manchmal muss man erst verlieren, um zu gewinnen." Die Lakers sind der beste Beweis, nachdem sie 2008 gegen die Boston Celtics unterlagen.

Los Angeles Lakers sichern sich 15. Meisterschaft