NBA

Kobe Bryant: Ein Mann und seine Mission

Von SPOX
Lakers-Superstar Kobe Bryant will seinen vierten Titel perfekt machen
© Getty

Kobe Bryant steht kurz vor seinem großen Triumph: Ein Titel ohne Shaq. Der Lakers-Superstar macht vor Spiel fünf der Finals klar, dass er seine Zukunft in Los Angeles sieht. Bei Orlando hofft man auf den "Greg-LeMond-Effekt".

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Kobe Bryant ist seit Playoff-Beginn auf einer Mission. Wild entschlossen jagt der 30-Jährige dem Titel hinterher. Sinnbildlich dafür ist sicherlich seine neue Marotte, nach guten Aktionen auf dem Court die Zähne zu fletschen.

Und ob er es nun öffentlich zugibt oder nicht, natürlich würde ihm die Meisterschaft auch gerade deshalb so viel bedeuten, weil er sie "ganz alleine" gewonnen hätte. Ohne Shaq. Dieser gewann bereits ohne Bryant einen Titel. 2006 mit Miami.

Bryant kann Free Agent werden

Jetzt hat Bryant die große Chance, seine Kritiker verstummen zu lassen. Bryant weiß, dass Meisterschaften am Ende die sehr guten von den großen Spielern unterscheiden. Bill Russell gewann elf Titel, Michael Jordan sechs. Vor Spiel 5 wurde Bryant gefragt, ob die Jordan-Marke ein Ziel wäre. "Erstmal will ich diesen verdammten vierten Titel holen", sagte Bryant mit einem Lächeln.

Was danach kommt, ist in gewisser Weise offen. Bryant hat zwar noch einen Vertrag über zwei Jahre, dieser beinhaltet aber eine Option, die es ihm erlauben würde, am 1. Juli Free Agent zu werden. Bryant nicht mehr im Lakers-Trikot? Eine seltsame Vorstellung.

Es wird wohl nicht passieren. Nachdem er lange allen Fragen über seine Zukunft ausgewichen war, antwortete der Superstar nun auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, für ein anderes Team als die Lakers zu spielen, mit einem klaren "Nein".

Kein Grund für ein Wechsel

"Es wird kein Thema für mich sein", sagte Bryant. Sollte er die Option ziehen, würde er es wahrscheinlich nur tun, um sicherzustellen, dass sein nächster Vertrag unter den aktuellen Tarif-Bedingungen abgeschlossen würde.

Es ist nämlich davon auszugehen, dass die Klub-Besitzer erfolgreich durchsetzen werden, dass die Länge von Verträgen gekürzt und die Maximal-Gehälter reduziert werden, wenn es zu einem neuen Abschluss kommt.

Wieso sollte Bryant auch wechseln? Es gibt keinen Grund, warum er mit den Lakers nicht auch in den nächsten Jahren noch so einige Titel gewinnen könnte.

Magic haben versagt

Kommen wir zu den Magic. Es gibt kein Drumherumreden - Orlando hat in Spiel 4 komplett versagt. Sie hatten das Spiel im Sack, die Serie stand im Prinzip schon 2-2, doch dann gaben sie den Sieg noch aus der Hand.

Wer denn nun die größte Schuld daran trägt? Dwight Howard hat mit seinen verballerten Freiwürfen einen großen Anteil, aber nicht nur er. Auch Hedo Turkoglu zeigte im letzten Viertel Nerven von der Freiwurflinie. Und dann ist da noch die tragische Geschichte des Jameer Nelson.

Als bekannt wurde, dass der All-Star-Point-Guard nach seiner Schulterverletzung in den Finals würde wieder spielen können, drehte ganz Orlando durch.

Nelson wird zur tragischen Figur

Nelson kommt zurück, ist sofort wieder in Topform und die Magic gewinnen den Titel. So einfach ist es aber nun mal nicht. Man könnte fast sagen, dass die "Verfügbarkeit" von Nelson Orlando mehr geschadet als genutzt hat.

Orlando hatte eine perfekt eingespielte Rotation - mit Rafer Alston als Spielmacher. Coach Stan van Gundy steckt in einem Dilemma. Er hat vor jedem Spiel keine Ahnung, wie viel er Nelson spielen lassen soll. In Spiel 4 ließ er ihn viel spielen - und wurde dafür bestraft.

Nelson ist offensiv noch nicht wieder auf dem Niveau, das er vor seiner Verletzung hatte. Er hat seinen Wurfrhythmus nicht gefunden. Was aber noch schlimmer ist, er ist defensiv überfordert. So ließ er vier Sekunden vor Ende Derek Fisher den Dreier zum Ausgleich schießen, obwohl er laut Van Gundy nur eine Aufgabe hatte: Keinen Dreier zulassen.

Magic wollen Geschichte schreiben

Es wird interessant sein, wie Van Gundy seine Point Guards in Spiel 5 einsetzt. Es soll sogar Orlando-Fans geben, die Anthony Johnson sehen wollen. Wenn das keine Verzweiflung ist. Auch wenn jedem Basketball-Fan auf der Welt klar ist, dass die Serie vorbei ist, müssen die Magic natürlich weiter "believen".

Auch wenn in den Finals noch nie ein Team einen 1-3-Rückstand gedreht hat. 29 Teams haben es versucht, 29 sind gescheitert.

"Soll ich jetzt sagen, dass es vorbei ist? Ich glaube fest daran, dass wir zurück nach L.A. fliegen. Wir wollen Geschichte schreiben", erklärte Howard.

Das Vorbild: Greg LeMonds Tour-Sieg

Selbst Van Gundy, nicht gerade als der große Motivator bekannt, packte eine Geschichte aus, um seinen Spielern Hoffnung zu machen. Die Geschichte des Greg LeMond bei der Tour de France 1989.

"Alle hatten ihn abgeschrieben. Aber dann hat er gesagt: 'Ich werde die Story einfach noch besser machen, indem ich jetzt noch mal zurückkomme und die Tour gewinne'", meinte Van Gundy.

Am Ende hatte LeMond acht Sekunden Vorsprung auf Laurent Fignon. Aber die NBA-Finals sind kein Radrennen. Die Lakers werden Champion. Vielleicht erst nach Spiel 6, aber wahrscheinlich schon nach Spiel 5.

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