NBA

Marbury hat sein Coming-out

Von SPOX
Ray Allen feiert mit Stephon Marbury. Letzterer leitete Bostons Aufholjagd im Schlussviertel ein
© Getty

Matchball für die beiden NBA-Finalisten der vergangenen Saison: Meister Boston Celtics und die Los Angeles Lakers haben in ihren Playoff-Serien gegen Orlando und Houston die 3-2-Führung erzielt.

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Als "grinding" bezeichnete Doc Rivers die Art und Weise, wie die Boston Celtics anno 2009 ihre Spiele gewinnen. "Grinding" kommt von "to grind" und heißt wörtlich "zermahlen" oder "zerreiben". In substantivierter Form kann man den Begriff mit "Schufterei" oder "Plackerei" wiedergeben.

Was der Headcoach der Celtics sagen will, ist einfach. Sein Team spielt seine Gegner nicht aus, sondern kämpft sie nieder und wurschtelt sich so durch.

So war das auch in Spiel fünf gegen die Orlando Magic. Letztere führten mit 14 Punkten im vierten Viertel und 5:39 Minuten vor dem Ende nach einem Korb von Hedo Turkoglu immer noch mit zehn, doch die Celtics drehten das Spiel und siegten 92:88. 3-2 führt der Titelverteidiger damit in der Serie. Spiel sechs findet in der Nacht zum Freitag in Orlando statt.

Marbury springt ein

In Ermangelung eines Kevin Garnett bringen die Celtics in diesen Playoffs immer neue Matchwinner und Heroes hervor. Paul Pierce hat es schon getan - natürlich. Ray Allen auch, und Rajon Rondo. Zuletzt Glen Davis mit seinem Buzzer-Beater in Spiel vier.

Der jüngste Held der Saga heißt aber Stephon Marbury. Und mit dem hat wohl keiner mehr gerechnet. Nach dem Ende seiner Ära im Big Apple bei den Knicks hat sich der streitbare Point Guard bei den Celtics in die Rolle des Ergänzungsspielers begeben. Besondere Vorkommnisse: Fehlanzeige.

Jetzt aber hatte er sein Coming Out: Marbury erzielte seine zwölf Punkte allesamt im Schlussviertel, als Boston jeden Zähler zum Überleben brauchte. Von "Starburys" Feuer ließ sich vor allem "Big Baby" Davis anstecken, der zehn Zähler im letzten Abschnitt sammelte.

"Ich spiele Basketball, das reicht mir eigentlich schon", meinte Marbury, der im Februar nach Boston wechselte, nachdem er bei den Knicks aussortiert worden war. "Jetzt bin ich glücklich, dass ich den Celtics helfen kann, die nächste Meisterschaft einzufahren."

Airball oder nicht Airball?

Allen brachte Boston mit einem Dreier 80 Sekunden vor dem Ende mit 86:85 in Führung. In der Schlussphase ließ man von der Freiwurflinie nichts mehr anbrennen.

Orlando blieb nach Turkoglus Korb zum 85:75 in den verbleibenden fast sechs Minuten ohne Korb aus dem Feld, fühlte sich jedoch von den Schiedsrichtern benachteiligt. 36 Sekunden vor dem Ende schoss Rondo einen klaren Airball mit ablaufender Shot-Clock. Doch statt Ballbesitz Magic entschieden die Referees, der Ball hätte den Ring berührt, und Boston erhielt neue 24 Sekunden, die sie gepflegt ausspielten.

"Wir spielen gegen Boston. Sie sind Titelverteidiger. So ist das nun mal", argwöhnte Magic-Chefcoach Stan Van Gundy. "Wir gucken doch alle Boxen. Du kämpfst gegen den Champ in der zwölften Runde. Da kannst du dich nicht auf die Schiris verlassen, da musst du deinen Gegner schon selbst umhauen."

Los Angeles Lakers - Houston Rockets 118:78: Das letzte Mal, dass die Lakers ein Playoff-Spiel mit 40 Punkten für sich entschieden, liegt 23 Jahre zurück. Damals mussten die Spurs dran glauben. Für die Rockets gab es im Staples Center von Beginn an nichts zu ernten. Dabei war es gar nicht schlecht losgegangen.

11:4 führten die Gäste ganz früh schon und Mitte des ersten Viertels mit 18:12. Doch dann ging die Demontage los. Aus dem 12:18 machten die Lakers nach zwölf Minuten ein 35:24 und zur Halbzeit eine 64:39-Führung. Die 40 Punkte machte Trevor Ariza mit der Schlusssirene des dritten Viertels voll - 94:54 für die Lakers.

Beim 200. Playoff-Sieg für Lakers-Coach Phil Jackson (NBA-Rekord!) konnten sich die Gastgeber sogar noch den Luxus erlauben, keinen ihrer Stars überzustrapazieren. Pau Gasol stand mit 33 Minuten noch am längsten auf dem Parkett. Kobe Bryant erzielte 26 Punkte für die Lakers, Gasol kam auf 16 Zähler, 13 Rebounds und 3 Blocks. Fünf weitere Lakers punkteten zweistellig. Aaron Brooks war bester Werfer der Rockets mit 14 Zählern.

Die Lakers gaben also die passende Antwort auf all die Kritik und Häme, die nach der deutlichen Pleite in Spiel vier über sie hereingebrochen war. Bryant wollte sich aber nicht blenden lassen: "Wir spielen hier nicht gegen irgendeine Trottel-Mannschaft. Selbst diese Leistung wird im nächsten Spiel nicht reichen." Spiel sechs findet in der Nacht zum Freitag in Houston statt.

NBA: Die Ergebnisse der Playoffs