NHL

Cralkin gegen die rote Maschine

Von Florian Regelmann
Im letzten Jahr gewann Detroit das Finale gegen Pittsburgh mit 4-2
© Getty

Detroit vs. Pittsburgh: Es ist das Traumfinale der NHL. Wenn sich Commissioner Gary Bettman vor der Saison ein Duell hätte wünschen dürfen, er hätte ein Rematch zwischen den Red Wings und den Penguins genommen.

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Nun hat er es. Was Besseres kann der Liga gar nicht passieren. Im vergangenen Jahr setzten sich die Red Wings mit 4-2-Siegen durch. Sind diesmal die Pens mit Sidney Crosby und Jewgeni Malkin dran? Oder macht erneut Detroit das Rennen?

SPOX hat die Matchups gemeinsam mit ESPN-Experte Barry Melrose unter die Lupe genommen und kommt zu einem überraschend eindeutigen Ergebnis.

Goalies

Chris Osgood vs. Marc-Andre Fleury

Playoff-Stats:

Osgood: 12-4, Fangquote von 92,5 Prozent, Gegentorschnitt von 2,06, 1 SO

Fleury: 12-5, Fangquote von 90,6 Prozent, Gegentorschnitt von 2,62

Wenn es darauf ankommt, ist Chris Osgood da. Der 36-Jährige hatte während der Regular Season so seine Probleme, aber in den Playoffs ist er wie schon im Vorjahr ganz stark. Gleiches gilt aber auch für Marc-Andre Fleury.

Der Pens-Keeper steht im Schatten von Crosby und Malkin, hat aber einen riesengroßen Anteil am Einzug in die Finals. Seine Statistiken sind vielleicht nicht herausragend, aber Fleury war in den Playoffs schon mit unzähligen spektakulären Saves zur Stelle. Vor allem mit der Fanghand.

Das sagt Barry Melrose: "In der Geschichte gab es noch nie zwei Goalies, die im Stanley-Cup-Finale standen und weniger Respekt bekommen haben. Bei Osgood denken immer noch alle Leute, dass er der Schwachpunkt von Detroit ist. Dabei spielt er überragende Playoffs.

Bei Fleury ist es ähnlich. Es gibt eine Menge Leute, die sich immer noch fragen, ob er überhaupt irgendwas drauf hat. Dabei hat er sein Team zum zweiten Mal in Folge in die Finals geführt. Beide Goalies werden unterschätzt. Ich gebe den Punkt an Osgood. Er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus und ist einfach erfahrener als Fleury. 1:0 Detroit."

Defense

Playoff-Stats:

Detroit: Nicklas Lidström 14 Spiele (13 Scorerpunkte, 4 Tore + 9 Assists), Brian Rafalski 11 Spiele (8 Scorerpunkte, 2 Tore + 6 Assists), Niklas Kronwall 16 Spiele (7 Scorerpunkte, 1 Tor + 6 Assists)

Pittsburgh: Sergei Gonchar 15 Spiele (12 Scorerpunkte, 2 Tore + 10 Assists), Kris Letang 16 Spiele (9 Scorerpunkte, 3 Tore + 6 Assists), Mark Eaton 17 Spiele (6 Scorerpunkte, 4 Tore + 2 Assists)

Die Red Wings mussten in den letzten beiden Spielen auf ihren verletzten Superstar Nicklas Lidström verzichten, rechtzeitig zu Spiel 1 gegen die Pens soll der Schwede aber wieder fit sein. Ein Fragezeichen steht dagegen hinter Jonathan Ericsson (Blinddarm-OP). Die Pens-Defense steht und fällt mit Sergei Gonchar. Ganz Pittsburgh atmete durch, als der Russe durch den Hit von Alexander Owetschkin nicht so schwer verletzt wurde wie befürchtet und wieder zurückkommen konnte.

Das sagt Barry Melrose: "Die Pens-Defense spielt sehr gut. Hal Gill und Rob Scuderi spielen immer gegen die beste Linie des Gegners und machen einen unglaublichen Job. Dennoch geht der Punkt wieder an Detroit. Wenn du Nicky Lidström in deinen Reihen hast, bist du immer im Vorteil. Egal, gegen wen. Er ist einer der besten Defender aller Zeiten. Aber es ist nicht nur Lidström: Die Red Wings haben noch Rafalski, sie haben Kronwall, der immer besser wird, Stuart spielt sein bestes Eishockey der Karriere, Lebda spielt stark. Pittsburghs Verteidigung ist gut, aber Detroits ist spektakulär. 2:0."

Offense

Playoff-Stats:

Detroit: Johan Franzen 16 Spiele (19 Scorerpunkte, 10 Tore + 9 Assists), Henrik Zetterberg 16 Spiele (18 Scorerpunkte, 9 Tore + 9 Assists), Dan Cleary 16 Spiele (14 Scorerpunkte, 8 Tore + 6 Assists)

Pittsburgh: Sidney Crosby 17 Spiele (28 Scorerpunkte, 14 Tore + 14 Assists), Jewgeni Malkin 17 Spiele (28 Scorerpunkte, 12 Tore + 16 Assists), Bill Guerin 17 Spiele (7 Tore + 7 Assists)

Die Red Wings zittern um den Einsatz von Pawel Datsyuk, dem eine Fußverletzung große Probleme bereitet. Die letzten drei Spiele gegen Chicago musste der MVP-Finalist pausieren. Auch davor hatte Datsyuk Schwierigkeiten. Mit seiner Form. Erst ein Tor steht in den Playoffs für den Super-Center zu Buche. Gut, wenn man so einen tiefen Kader hat wie Detroit.

Es gibt immer noch einen Henrik Zetterberg und einen Marian Hossa, der zuletzt aufdrehte. Hossa - es ist das Hass-Wort in Pittsburgh. Im letzten Jahr verlor er in den Finals mit den Pens gegen Detroit. Pittsburgh wollte ihn behalten, aber dann ging er ausgerechnet nach Detroit. Mit der Begründung, dass er dort bessere Chancen auf den Titel habe. Jetzt heißt es wieder Detroit gegen Pittsburgh, mit Hossa auf der anderen Seite.

Zur Pens-Offense muss man nicht viel sagen: Crosby und Malkin. Cralkin. Ohne Worte. Normal kann ein Team glücklich sein, einen Spieler dieser Kategorie zu haben. Aber gleich zwei? Was ein Geschenk! Beide Superstars spielen wohl in der Form ihres Lebens. Und was macht man, wenn man solche zwei Jungs hat. Man gibt ihnen so viel Eiszeit wie nur irgendwie möglich.

Die Pens spielen mit sieben Verteidigern, Crosby und Malkin erhalten nicht nur in ihrer angestammten Reihe Eiszeit, sondern auch in der nominell vierten an der Seite des wiedererstarkten Miroslav Satan und Craig Adams. Wie sagte es Hurricanes-Coach Paul Maurice so schön: "Wenn du Crosby oder Malkin in die vierte Reihe steckst, ist es keine vierte Reihe mehr."

Das sagt Barry Melrose: "Crosby und Malkin -  das ist wie Lemieux und Jagr früher in Pittsburgh. Crosby ist deshalb so besonders, weil es keinen Spieler gibt, der härter an seinem Spiel arbeitet. Jeden einzelnen Drill im Training macht er mit voller Geschwindigkeit. Es kommt nicht oft vor, dass Gott einem Menschen Talent und Fleiß gibt. Entweder bist du super-talentiert und faul, oder du arbeitest hart, spielst aber wie der letzte Mensch.

Ich glaube, dass Crosby mit seiner Einstellung auch Malkin zu einem besseren Spieler gemacht hat. Früher hat er vielleicht mal Tage gehabt, wo er keine Lust hatte, aber inzwischen ist er ein echter Pro geworden. Wer jetzt denkt, dass der Punkt an Pittsburgh geht, irrt. Ich sehe trotzdem wieder Detroit im Vorteil. Auch im Sturm. Sie haben einfach die größere Tiefe im Angriff. Wenn jemand ausfällt, bringen sie Leute wie Leino, Helm oder Abdelkader. Die hat man vorher noch nie gehört, aber sie fügen sich sofort gut ein. Detroit hat letztes Jahr den Titel gewonnen und jetzt noch Marian Hossa dazubekommen. Das sagt alles. 3:0."

Special teams

Das sagt Barry Melrose: "Ich muss Pittsburgh ja irgendwo einen Punkt geben, also hier. Wenn man bei Detroit überhaupt von einer Schwäche sprechen kann, dann im Penalty Killing. Die Pens haben ein exzellentes Power Play. Detroit muss aufpassen, nicht zu oft in der Box zu sitzen, sonst wird es gefährlich. 3:1."

Coaches

Mike Babcock vs. Dan Bylsma

Das sagt Barry Melrose: "Dan Bylsma hat sensationelle Arbeit geleistet, seitdem er Michel Therrien abgelöst hat. Er hat die Art und Weise, wie die Pens spielen, komplett verändert. Er hat ihren Stil verändert, ihr ganzes Auftreten, das ist schon beeindruckend. Mir gefällt auch, dass er immer die Ruhe bewahrt und niemand ist, der die Refs anschreit.

Mike Babcock ist unglaublich erfahren. Es ist nicht leicht, einen Titel zu verteidigen. Jetzt steht Detroit kurz davor. Das ist sein Verdienst. Babcock scheut sich nicht vor schwierigen Entscheidungen. Er hat Chelios auf die Tribüne gesetzt, das hat für viel Aufruhr gesorgt. Er hat mal Draper rausgenommen, Maltby saß mal draußen und dennoch gab es in der Kabine nie irgendwelche Beschwerden. Er hat das Team total im Griff. Wegen der Erfahrung geht der Punkt an Detroit. 4:1."

Die Melrose-Prognose: "Wenn man ohne Datsyuk Chicago schlagen kann, ist das ziemlich beängstigend. Detroit setzt sich in sechs Spielen durch."

NHL: Die Ergebnisse der Playoffs