NBA

Dallas fassungslos - Denver lobt den Teamspirit

Von Philipp Dornhegge
Während Dirk Nowitzki und die Mavs nach Anworten suchen, schwebt Denver auf Wolke sieben
© Getty

Die Dallas Mavericks stehen nach dem letzten Katastrophenviertel gegen die Denver Nuggets unter Schock. Rick Carlisle sucht nach Erklärungen.

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"Wir haben uns selbst geschlagen" gestand Jason Terry nach dem 95:109 im Pepsi Center und sprach damit vor allem die vielen Turnover an, die den Mavs letztlich das Genick brachen.

Nur zweimal in der gesamten regulären Saison hatte Dallas mehr als 20 Ballverluste verbucht, ausgerechnet beim Autakt zur zweiten Playoff-Runde wiederholte sich dieses Horrorszenario.

Carlisle: "Können nicht mit Hurra-Basketball gewinnen"

"Als ich auf dem Platz stand, habe ich noch gedacht, dass es über 30 wären", erklärte Dirk Nowitzki. "Jedes Mal, wenn wir die Chance hatten, wieder ranzukommen, haben wir den Ball hergeschenkt."

"Uns war doch vorher klar, dass wir hier nicht mit Hurra-Basketball gewinnen können", klagte Coach Rick Carlisle. "Wir sind nicht so schnell und so athletisch wie die Nuggets. Wir müssen unser Spiel besser durchsetzen als die ihres. Als das Spiel dann hektisch wurde, konnten sie sich absetzen."

Carlisle sparte allerdings nicht mit Lob für den Gegner: "Die Nuggets sind ein aggressives Team. Sie ziehen und schieben, wie man das in einem Playoff-Match erwarten würde. Hier geht es um viel. Daran müssen wir uns ein Beispiel nehmen."

Howard vom Verletzungspech verfolgt

Bisher hat Denver jedes seiner Playoff-Heimspiele gewonnen, im Schnitt mit fast 20 Punkten Vorsprung. Trotzdem glaubt Nowitzki nicht, dass sich dieser Trend in Spiel zwei fortsetzen wird: "Ich denke, wir mussten das jetzt einmal durchmachen. Hoffentlich kontrollieren wir den Ball im zweiten Spiel besser, dann werden wir eine echte Chance haben."

In welcher Verfassung sich Josh Howard dann befinden wird, ist noch nicht abzusehen. Der Forward knickte im ersten Viertel um und war danach nicht mehr der Alte. Zum Glück für die Mavs war es der rechte, der gesunde, Fuß. Am linken wird sich der All Star aufgrund chronischer Beschwerden in der Offseason operieren lassen müssen.

"Im Moment verfolgen mich diese Verletzungen", war Howard nach der Partie ratlos. "Ich könnte mir sogar beim Ausstieg aus dem Flugzeug etwas zuziehen."

Nene: Der Durchbruch nach schweren Jahren

Über Denver dagegen lacht derzeit die Sonne. Die Nuggets sind in der besten Form der Saison, dank Chauncey Billups ist in der Mile High City ein Team herangewachsen, zudem scheint Nene endlich den Durchbruch geschafft zu haben.

Der Brasilianer galt vor einigen Jahren als großes Talent, ehe er sich 2006 einen Kreuzbandriss zuzog und für ein komplettes Jahr ausfiel.

2007 kehrte der Center zurück, doch wenig später folgte die Hiobsbotschaft: Bei einer Untersuchung war ein Tumor entdeckt worden, der operativ entfernt wurde. Im März 2008, zwei Monate nach dem Eingriff, stand Nene wieder auf dem Feld.

Birdman Andersen der ideale Verteidiger gegen Nowitzki

In dieser Saison deutete Nene schon mehrfach an, dass er auf dem Weg zu seiner Bestform ist. Wie gut er sein kann, das bekamen die Mavs in Spiel eins knallhart zu spüren: Nene verteidigte, lief Fastbreaks und dunkte, dass es jedem Nuggets-Fan warm ums Herz werden musste.

Am Ende standen 24 Punkte zu Buche. "Als wir nach den frühen Fouls gegen Carmelo Anthony nach unserem Rhythmus gesucht haben, konnten wir uns auf Nene verlassen", lobte Coach George Karl seinen Schützling.

In den kommenden Spielen wird sich Mavs-Center Erick Dampier auf einiges gefasst machen müssen. Denn mit dem Birdman Chris Andersen spielte sich ein weiterer Big Man ins Rampenlicht.

Der Ersatzspieler erzielte 11 Punkte sowie sagenhafte 6 Blocks und bereitete dabei Dirk Nowitzki große Probleme. Karl war begeistert von der Verteidigung, die Denver ab dem zweiten Viertel spielte: "In der Offensive lief es ganz gut, aber unsere Defense war bärenstark." Dank Andersen.

Billups und Karl loben Teamspirit der Nuggets

"So läuft das bei uns, nur so können wir gewinnen. Hier geht es nicht darum, dass einzelne Spieler groß aufspielen. Jeder ist gefragt", erläuterte Billups die Philosophie seines Teams.

Die hat mittlerweile auch Anthony verinnerlicht: Der All Star der Nuggets galt lange Zeit als Ego-Zocker, ist in dieser Saison aber merklich gereift: "Ich weiß nicht, ob es an Billups liegt, an seiner Zeit bei der Nationalmannschaft oder an etwas ganz anderem - es ist mir auch egal", freute sich Karl. "Feststeht, dass es Carmelo mittlerweile nur noch um das Team geht und das er einen fantastischen Job macht."

Wenn man die gute Laune in Denver verfolgt, könnte einem angst und bange werden um die Mavericks, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch schon wieder in der Halle des Gegners antreten müssen.

Bis dahin sollten sich Nowitzki und Co. überlegt haben, wie sie den Nuggets in die Suppe spucken können. Denn sonst könnte die Serie schon vorbei sein, bevor sie richtig begonnen hat. Einen 0-2-Rückstand aufzuholen, wäre gegen dieses Team wohl nur schwer möglich.

Das 109:95 der Nuggets über die Mavs im Ticker