NBA

Drei Jahre heiße Luft

Von Oliver Wittenburg
Dirk Nowitzki spielt seit 1998 für die Dallas Mavericks und hat noch lange nicht genug
© Getty

Kehraus in Dallas. Wieder einmal stehen die Mavs vor der Frage: Wo geht's zur Meisterschaft? Dirk Nowitzki wird langsam unruhig, bekennt sich aber dennoch zum Klub seines Herzens.

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Die eine Lesart geht so: Dallas hat sich mit einer beachtlichen Leistungssteigerung auf der Zielgeraden der Regular Season nicht nur sicher für die Playoffs qualifiziert, sondern auch ein Erstrundenduell mit den übermächtigen Lakers vermieden. Ziel erreicht.

Dann wurde San Antonio weggeputzt und den bärenstarken Denver Nuggets trotz eines 0-3-Rückstands ein Kampf auf Biegen und Brechen geliefert. Der Spirit habe gestimmt, wertete Headcoach Rick Carlisle.

Die andere Lesart: Dallas hat das dritte Jahr in Folge vergeudet. Man stagniert seit dem unglücklich verlorenen Finale 2006 gegen Miami auf überschaubarem Niveau und alle Versuche, ein Team zusammenzustellen, das erneut um den Titel mitspielen kann, sind kläglich gescheitert.

Nicht unbedingt ein Scherbenhaufen

Nach dem 110:124 in Spiel 5 in Denver in der Nacht zum Donnerstag, das das 1-4 und damit das Playoff-Aus bedeutet hatte, dauerte es nicht lange, bis auch dem letzten Maverick klar war, dass Version zwei die einzig zulässige ist und Version eins lediglich dem Zweck dienen konnte, in der ersten Nacht nach dem Aus zumindest ein Mützchen Schlaf zu finden.Alle Highlights im Video bei ESPN

Jetzt steht Dallas da, wo man jeden Sommer steht. Nicht unbedingt vor einem Scherbenhaufen, aber zumindest vor der Frage: Was nun? Wie machen wir aus unserem Kader einen mit Championship-Potenzial?

Im Zentrum steht freilich Dirk Nowitzki. Seine elfte Saison in der NBA und bei den Mavs war wieder extraklasse. In den Playoffs opferte er sich in der Serie gegen San Antonio auf und schuf Freiräume für seine Teamkollegen. Gegen Denver reihte er ein Monsterspiel ans andere (28 Punkte/10 Rebounds/4 Assists, 35/9/4, 33/16/2, 44/13/3, 32/10/7).

Sentimentaler Nowitzki: Für immer Dallas

Wer jetzt wieder fordert, er müsse Dallas verlassen und endlich zu einem anderen Klub gehen, wo die Aussichten auf den Titel rosigere sind, dem sei versichert: Nowitzki will und wird mit den Mavs alt werden. Da ist er sentimental.

"Ich spiele hier elf Jahre, ob ich verletzt oder krank bin, tue alles, was von mir verlangt wird. Ich spiele mir hier die Seele aus dem Leib seit elf Jahren. Ich würde anderswo nicht das Gleiche empfinden. Es war schon immer mein Traum, meine Karriere hier zu beenden und hier den Titel zu gewinnen. Und es ist noch nicht vorbei."

In einem Monat wird Nowitzki 31 Jahre alt, noch verfällt er nicht in Panik. Ungeduld und Unzufriedenheit wachsen aber stetig.

"Ich spiele nicht mehr, um die Playoffs zu erreichen oder in die zweite Runde zu kommen. Mein Ziel ist der Titel und jetzt ist mir wieder eine Gelegenheit entglitten."

Jason Kidd soll bleiben

Carlisle weiß um die Nöte seines Superstars. Und er weiß auch, dass Nowitzki früher oder später die Zeit davon läuft.

"Wir müssen alles in Bewegung setzen, um den Titel jetzt zu erzwingen. Dirk ist auf seinem Zenit. Er ist besser als jemals zuvor. Und er hat nur ein Ziel. Und sein Ziel ist unser Ziel: der Titel. Wir müssen das Team besser machen."

Aber was können die Mavs tun? Priorität hat die Weiterbeschäftigung von Jason Kidd. Die Mavericks hoffen, dass der 36-jährige Spielmacher einen neuen Vertrag unterschreibt.

Die ideale Mischung: Ron Artest

Und dann braucht es in erster Linie einen weiteren guten Distanzschützen, ein paar Kräfte, die etwas von Defense verstehen und einen langen Mann, der beständigere Leistungen abliefert als Erick Dampier.

Namen werden zahlreich gehandelt: Ein Tyson Chandler von den New Orleans Hornets würde dem Mavs-Frontcourt gut stehen. Ein Ron Artest (Houston Rockets) wäre die ideale Mischung aus Verteidiger und Shooter.

Die Mavericks scheinen verstanden zu haben, worum es geht. "Wir werden etwas unternehmen, wie immer, um die fehlenden Puzzleteile um Dirk herum zu finden", sagt General Manager Donnie Nelson. "Wir haben schließlich alle dasselbe Ziel."

Klingt verheißungsvoll oder - im Rückblick auf drei Jahre heißer Luft - auch nicht. Kommt ganz auf die Lesart an.

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