NBA

"Mit der Einstellung geht noch was"

Von Philipp Dornhegge
Nach dem packenden Sieg in Spiel vier denkt Dirk Nowitzki schon an die Auswärtspartie in Denver
© Getty

Nach dem ersten Sieg über die Denver Nuggets ist die Stimmung gut in Dallas. Josh Howard und Dirk Nowitzki haben Lunte gerochen und wollen mehr. Rick Carlisle schaut nochmal zurück und vergleicht seinen Starspieler mit Larry Bird.

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updateEs ist vollbracht: Nach einer unglaublichen Energieleistung und dank eines einmal mehr fantastischen Dirk Nowitzki konnten die Dallas Mavericks ihr erstes Spiel in diesem Jahr gegen die Denver Nuggets gewinnen.

Beim 119:117 im heimischen American Airlines Center erzielte der Deutsche 44 Punkte und 13 Rebounds. Unterstützt wurde er vor allem von Josh Howard (21 und 11) und Jason Kidd (13, 10 und 6 Assists).

Rick Carlisle fehlten angesichts der Dirkules-Gala die Worte: "Was soll man zu dieser Leistung sagen? Einfach fantastisch. Das können nicht viele. Larry Bird fällt mir da spontan ein." Mit dem hatte Carlisle zu seiner aktiven Zeit zusammen gespielt.

Nowitzki also in einer Liga mit einem der besten Spieler aller Zeiten? "Dieser letzte Fadeaway war ein Ausdruck purer Willensstärke. Ich habe gesehen, wie Bird diesen Wurf einige Male verwandelt hat. Die ganz Großen finden immer einen Weg sich durchzusetzen. Und Dirk ist ein ganz Großer."

Career-High für Melo

Den Nuggets half es nichts, dass Point Guard Chauncey Billups (24) erneut stark spielte und Carmelo Anthony mit 41 Punkten eine Karrierebestmarke in den Playoffs aufstellte. Dem Forward gelangen zudem 11 Rebounds und 5 Steals.

Nowitzki profitierte auch vom Ausfall von Chris Andersen. Der Birdman, der dem Deutschen in den ersten drei Spielen arge Probleme bereitete, blieb mit heftigen Magenproblemen in der Kabine.

Nach dem Triumph wittert Nowitzki Morgenluft: "Wir sind noch nicht fertig. Wir haben uns heute eine weitere Chance erarbeitet."

Kein Kampfgeist in Durchgang eins

Dabei sah es schon im ersten Viertel so aus, als hätte sich Dallas bereits aufgegeben. Da war kein Kampf zu sehen, kein Wille, wenigstens den Ehrensieg zu holen und die Saison mit erhobenem Haupt zu beenden.

Denver schoss 73 Prozent aus dem Feld, nach zwölf Minuten stand es 34:23 - mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Es brauchte schon eine Auseinandersetzung zwischen Antoine Wright und Nuggets-Star Carmelo Anthony, um die Mavs anzustacheln.

Melo wurde für eine harmlose Rangelei unter Dallas' Korb mit einem technischen Foul bestraft, in der Folge spielte Dallas mit deutlich mehr Energie.

Katastrophale Defense der Mavs

Doch Denver traf weiterhin die wichtigen Würfe und konnte den Gegner auf Abstand halten. Exemplarisch eine Szene Mitte des zweiten Abschnitts: Als Jason Terry (12 Punkte) mal wieder einen Dreier verwarf und Chauncey Billups den Rebound holte, war J.R. Smith (19) schon auf der anderen Seite des Platzes und verwertete den langen Assist per spektakulärem Reverse Dunk.

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Es war das Ausrufezeichen hinter einen 7:0-Lauf, der die Mavs eiskalt erwischte. Es war außerdem einer dieser leichten Treffer, die Dallas über die gesamte Serie reihenweise zulässt, die aber im Normalfall schon in der Kreisliga effektiv verteidigt werden.

Trotz der zum Teil desaströsen Defense: Vorne lief es eigentlich ganz gut, und so lag Dallas zur Pause "nur" mit 53:63 zurück.

Mit mehr Dampf aus der Kabine

Was dann mit den Mavericks während der Halbzeit passiert ist, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Fest steht, dass das Team angeführt von Nowitzki mit unglaublicher Energie aus der Kabine kam und innerhalb von dreieinhalb Minuten bis auf einen Punkt an die Nuggets herangerückt war.

Die Mavs wollten jetzt, das merkte man ihnen an. Leider stand auf der anderen Seite des Platzes ein Chauncey Billups, der das Spiel daraufhin in die Hand nahm und wiederholt an die Freiwurflinie geschickt wurde.

Dass Jason Terry schon Mitte des Viertels sein fünftes Foul beging, schadete Dallas in doppeltem Sinne. Einerseits war der beste sechste Mann der Saison in Spiel vier ganz gut drauf, sodass seine Punkte fehlten.

Andererseits stand Antoine Wright, der für ihn in die Partie kam, vollkommen neben sich. Nach einem dummen Ballverlust und einem unnötigen Foul Wrights führte Denver schnell wieder mit neun Punkten.

Nowitzki sorgt für die Führung

Erst ein Vierpunktspiel durch Nowitzki aus Korbleger, Bonusfreiwurf und Freiwurf nach technischem Foul an Kleiza brachte die Mavs wieder ins Laufen. Dallas glich 40 Sekunden vor Viertelende tatsächlich aus.

Der letzte Abschnitt verlief zunächst denkbar unglücklich: Ein Kampf unter dem Korb mit Nene brachte Erick Dampier sein sechstes und zudem ein technisches Foul ein, kurze Zeit später traf J.R. Smith den wohl glücklichsten Distanzwurf seiner Karriere mit Ablaufen der Shot Clock, wiederum Sekunden danach holte sich Brandon Bass (11) ein weiteres technisches Foul ab, als er einen leichten Korbleger vergab und aus Frust Anthony foulte.

"Die Schiedsrichter haben sehr schnell klar gestellt, dass sie nicht viel durchgehen lassen wollten", ärgerte sich Carlisle über das eine oder andere vermeidbare Foul. "Trotzdem bin ich begeistert von der Leidenschaft, mit der meine Jungs gespielt haben."

Als dann erneut Smith die Shot Clock mit einem Verzweiflungswurf austrickste und die Schiedsrichter krass daneben lagen, als sie einen Schubser von Anthony dessen Gegenspieler Wright anlasteten, war klar, dass nur Nowitzki die Mavs noch würde retten können.

Mit Freiwürfen den Sieg gesichert

Und der Deutsche trumpfte erneut auf: Erst traf er vier wichtige Freiwürfe, dann glich er mit einem offenen Jumper auf 110:110 aus. 2:43 Minuten waren da noch zu spielen, Denver nahm eine Auszeit.

Doch es half nichts mehr, Dallas war heiß auf den Sieg, und eine Minute vor Schluss war es soweit: Mit einem weiteren Jumper von Nowitzki übernahmen die Mavs erstmals nach gut 45 Minuten die Führung.

Der Bann war gebrochen, mit einer Serie von Freiwürfen hielt Dallas den Vorsprung und fuhr im achten Versuch in diesem Jahr den ersten Sieg gegen die Nuggets ein.

"Ein unglaubliches Finish", war Nowitzki über seine eigenen Heldetaten im Anschluss erstaunt. "Wir haben die ganze Zeit hinten gelegen, und am Ende trotzdem gewonnen. Mit genau dieser Einstellung müssen wir nach Denver reisen, dann geht noch was."

Howard: "Nichts mehr zu verlieren"

Das Spiel war ein klares Zeichen dafür, dass die Moral in der Truppe intakt ist, denn nach einem 14-Punkte-Rückstand hätten sich die Mavs auch aufgeben können.

Sie taten es nicht, und so kann Dallas die Serie zumindest auf ein fünftes Spiel ausdehnen. Das findet am Mittwoch in Denver statt.

Auch dort rechnen sich die Texaner durchaus noch Chancen aus: "Wir haben nichts mehr zu verlieren", sagte Howard. "In der Situation waren wir schon häufiger, und jedes Mal waren wir in der Lage, zurück zu schlagen."

Anthony wollte davon freilich nichts wissen: "Wir fahren jetzt nach Hause, und haben das Ding immer noch unter Kontrolle. Wir werden bereit sein."

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