NBA

Der Blick in den Spiegel

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki verlor das Duell der Superstars gegen Kobe Bryant
© Getty

Die Niederlage bei den Lakers offenbarte den aktuellen Leistungsstand der Dallas Mavericks. Für ganz oben reicht es nicht, machen zwei TV-Experten klar. Dirk Nowitzki unterstreicht indes die Bedeutung von Josh Howard.

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"Schaut euch an, wen sie auf dem Feld haben", brach es aus Jeff Van Gundy heraus. Der ehemalige NBA-Coach und aktuelle TV-Experte hatte beim Spiel der Dallas Mavericks bei den Los Angeles Lakers eine Message, die er den Zuschauern übermitteln wollte.

Wieso um alles in der Welt scheinen alle die Meinung zu haben, dass die Mavs in dieser Saison hinter ihren Erwartungen zurückbleiben? Dass sie sogenannte Underachiever sind.

Van Gundy und Barkley finden klare Worte

Mit Dirk Nowitzki, Jason Terry, Jason Kidd und Josh Howard habe Dallas vier sehr gute Spieler, darüber hinaus noch ein paar ganz okaye Rollenspieler, so Van Gundy. Aber mehr ist da nicht. Insofern sei eine Bilanz von 40-27 (38-20 nach dem 2-7-Start) doch völlig in Ordnung.

Natürlich könne sich Dallas mit den absoluten Top-Teams wie den Boston Celtics und den Los Angeles Lakers nicht messen. Van Gundys These ist nicht von der Hand zu weisen. Sie trifft den Nagel sogar ziemlich auf den Kopf.

Auch Charles Barkley hatte vor kurzem schon deutliche Worte gefunden: "Kidd sagt, dass sie ein ziemlich gutes Team sind, wenn sie ihre Würfe treffen und Defense spielen. Das trifft auf alle anderen Teams in der Welt auch zu. Die Mavs sind einfach nicht tough genug."

Nowitzkis schwache Quote

Die 100:107-Niederlage bei den Lakers dient als bestes Beispiel für eine realistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Mavs. Im dritten Saisonvergleich brachten sie Kobe Bryant und Co. zum dritten Mal arg ins Schwitzen, aber es reichte dennoch nicht für den Erfolg.

"Das war eine super Möglichkeit für uns. Aber deshalb ist Kobe Bryant Kobe Bryant. Im letzten Viertel macht er Dinge, die nur wenige Spieler drauf haben", sagte Terry, der die Mavs mit seinen sieben Dreiern im Alleingang in Führung geschossen hatte (95:89, sieben Minuten vor Schluss).

Auch wenn Nowitzkis Wurfquote (6/20) mies war, wäre es falsch, die Schuld beim Deutschen zu suchen. Ja, er hätte 40 Sekunden vor Schluss einen eminent wichtigen Dreier treffen können. Aber ansonsten hatte Nowitzki fast nur schwierige Würfe.

Howard fällt weiter aus

Ohne Josh Howard konnte sich die Lakers-Defense noch mehr auf Nowitzki konzentrieren als ohnehin schon. Womit das momentan größte Problem beim Team von Coach Rick Carlisle schon klar ist.

Was ist mit Howard? Der Forward verpasste wegen seiner Sprunggelenksverletzung sein fünftes Spiel in Folge. Genaue Untersuchungen wurden gemacht, aber über die Ergebnisse schweigen sich die Verantwortlichen aus.

"Wir müssen Josh irgendwie wieder zurückbekommen", unterstreicht Nowitzki die Bedeutung des 28-Jährigen. Aber Howard ist nicht die einzige Sorge. Devean George, der mit seinen Verteidigungsqualitäten eine wichtige Rolle einnimmt, wird wegen eines Knorpelschadens im Knie für den Rest der Saison ausfallen. Außerdem ist Jerry Stackhouse nach wie vor nicht fit.

Singleton überrascht positiv

Umso beachtlicher war es, wie sich die Mavs bei den Lakers ins Spiel zurückfighteten. Nachdem Carlisle feststellen durfte, dass es einer Katastrophe gleich kommt, Pau Gasol von Erick Dampier verteidigen zu lassen, brachte er Brandon Bass ins Spiel.

Außerdem ersetzte James Singleton J.J. Barea und der Forward bewies, warum er die vielleicht positivste Überraschung in dieser Saison bei Dallas ist. Mit Kidd, Terry, Nowitzki, Singleton und Bass sowie einer effektiven Zonen-Verteidigung stellten die Mavs die Lakers vor erhebliche Probleme.

Dass sie das Spiel danach in der Schlussphase dennoch verloren, ist typisch für die Saison und beweist, warum Mavs-Fans so leidensfähig sein müssen. Ihr Team ist teilweise richtig schlecht, dann plötzlich wieder überragend gut, dann wieder schlecht.

Restprogramm macht Mut

Bezeichnend war es, dass Dallas in den letzten Minuten gefühlte 100 Offensiv-Rebounds zuließ und an den Brettern wieder einmal dominiert wurde. "Die Lakers sind eine Maschine", meinte Carlisle.

Um dieser Maschine in der ersten Playoff-Runde aus dem Weg zu geben, müssen sich die Mavs in der Western Conference mindestens auf Rang sieben verbessern. Ein Blick auf das Restprogramm macht durchaus Mut.

Neun der letzten 15 Spiele finden im heimischen American Airlines Center statt. Die direkten Konkurrenten aus Houston, Denver, New Orleans und Utah müssen alle noch nach Dallas.

Terry hat keine Angst vor den Lakers

"Wir gehen überhaupt niemandem aus dem Weg. Von den Matchups passen uns die Lakers ganz gut. Wir wären der Underdog, aber wir hätten gute Chancen", glaubt Terry.

Muss er ja auch glauben. Die realistische Einschätzung ist eine andere. Aufgrund der starken Leistungen von Gasol und Trevor Ariza musste Bryant keine Heldentaten verbringen, ein paar entscheidende Aktionen im letzten Viertel waren ausreichend.

Generell war es keine ruhmreiche Vorstellung des besten Teams im Westen. "Ich habe ein Spiel gesehen, das wir gewonnen haben. Das ist wohl das Wichtigste. Aber die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat mir nicht gefallen", jammerte Phil Jackson auf ganz hohem Niveau.

Dabei klang durch, dass er vor den Mavs in den Playoffs so gar keine Angst hätte. Warum auch? Bis es soweit ist, werden die Lakers noch stärker sein. Center Andrew Bynum hat sein Comeback schon angekündigt.

Wie sich die Mavs weiterentwickeln, wird man sehen. Der Ist-Zustand ist jedenfalls klar. Van Gundy: "Die Mavs sind eine ganz gute Mannschaft, aber eben nicht mehr. Das ist die Wahrheit."

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