NFL

Stoppt Big Ben die Chargers?

Von Florian Regelmann
Ben Roethlisberger will diese Saison seinen zweiten Super Bowl gewinnen
© Getty

Die Divisional Playoffs stehen an: Im letzten Duell treffen die Pittsburgh Steelers auf die San Diego Chargers. Während sich die Chargers am Wildcard-Wochenende in der Overtime gegen die Indianapolis Colts durchsetzen konnten, genossen die Steelers ein Freilos. Vor allem für Star-Quarterback Ben Roethlisberger kam die Pause nach seiner Gehirnerschütterung zum richtigen Zeitpunkt. Im Mittelpunkt der Partie steht neben Big Ben das Duell von Chargers-Quarterback Philip Rivers mit der überragenden Steelers-Defense.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ben Roethlisberger weiß, was nach Gehirnerschütterungen auf ihn wartet. Er hat in seiner Karriere schließlich schon einige hinter sich. Die letzte erlitt er bekanntermaßen beim letzten Spiel seiner Pittsburgh Steelers in der Regular Season gegen die Cleveland Browns.

So musste Big Ben nun bei neurologischen Tests am Computer zeigen, dass er wieder alle Sinne beisammen hat. Auf dem Bildschirm erscheinen Wörter, Buchstaben, Farben, Zahlen oder Formen, die dann beispielsweise memoriert werden müssen.

Roethlisberger musste drei oder vier solcher Tests machen, bevor er Anfang der Woche seine letzten Aufgaben bestand und von den Ärzten wieder grünes Licht für einen Einsatz bekam. Ob er die ersten Tests denn nicht bestanden habe, wurde er von Reportern gefragt?

"Ich weiß es nicht. Ich habe es vergessen", witzelte Roethlisberger. Der Steelers-Star scheint für die Partie gegen die San Diego Chargers hundertprozentig fit zu sein.

Der direkte Vergleich

Die Steelers werden ihren Franchise-Quarterback auch brauchen, wenn sie ins AFC Championship Game einziehen wollen. Schon das erste Duell in dieser Saison zwischen den beiden Teams war eine ganz enge Kiste.

Pittsburgh gewann erst durch ein Field Goal von Jeff Reed elf Sekunden vor Schluss mit dem völlig untypischen und einzigartigen Ergebnis von 11:10.

Die Steelers dominierten die Partie (410-213 Yards), brachten das Ei aber nicht in die Endzone und wurden zudem durch 13 Strafen immer wieder zurückgeworfen.

Duell des Spiels: Steelers-Defense vs. Philip Rivers

Um es für alle Zeiten einmal festzuhalten: Dass Chargers-Quarterback Philip Rivers nicht in den Pro Bowl gewählt wurde, aber dafür unter anderem Brett Favre, ist ein Witz. Rivers spielt eine überragende Saison. Seine Stats (34 TDs, 11 INTs) sprechen für sich. Sein Rating (105,5) war das Beste aller QBs. Rivers ist der Hauptgrund, warum sich San Diego von einer 4-8-Bilanz auf wundersame Weise doch noch in die Playoffs gespielt hat und dort am vergangenen Wochenende Peyton Manning und die Indianapolis Colts eliminierte.

Rivers' großes Problem: Er muss vom schön muckelig warmen Kalifornien ins kalte, windige, verschneite Heinz Field, wo die beste Defense der NFL auf ihn wartet. Steelers-Defensive-Coordinator Dick LeBeau ist ein Coaching-Genie. Er wird sich wieder einige zum Teil exotische Blitzes ausdenken, mit denen Pittsburgh Rivers unter Druck setzen wird.

Wie sich Rivers gegen James Harrison (Defensive Player of the Year), Troy Polamalu und Co. schlägt, wird die Partie entscheiden. Beim ersten Spiel in Pittsburgh lief es für Rivers gar nicht gut. Er warf zwei Interceptions und sein Rating war mit 44,4 sein niedrigstes der Saison.

Schlüssel zum Sieg für die Steelers

1. Big Ben schützen: Von allen Teams, die noch in den Playoffs vertreten sind, fabriziert keine Offense so viele Turnover wie die der Steelers. Das große Übel in Pittsburghs Offense ist die Offensive Line, die es zugelassen hat, dass Roethlisberger in dieser Saison schon 49 Mal gesackt wurde. Einige Sacks gehen auch auf das Konto von Roethlisberger, weil dieser den Ball gerne mal einen Tick zu lang hält, aber dennoch ist klar, dass ihn die O-Line besser schützen muss.

2. Score Touchdowns: Pittsburgh hat riesige Probleme, das Ei gegen gute Teams in die gegnerische Endzone zu bringen und macht insgesamt viel zu wenig Punkte. Vor allem bei Short-Yardage-Situationen wünschten sich viele Steelers-Fans in dieser Saison schon Jerome Bettis zurück. Gary Russell könnte eine Lösung heißen. Vor allem aber wird Roethlisberger in der Red Zone immer wieder Hines Ward und Heath Miller suchen.

3. Lauf, Willie, lauf: Pittsburgh - das bedeutet seit es Football gibt, dass in erster Linie gelaufen wird. Eigentlich. Denn in dieser Saison will das Running Game einfach nicht so richtig in die Gänge kommen. Positiv: Willie Parker zeigte zuletzt ansteigende Form.

Schlüssel zum Sieg für die Chargers

1. Darren Sproles: LaDainian Tomlinson hat bestätigt, dass er an einem Sehnenriss in der Leiste leidet. Egal, ob LT versuchen wird aufzulaufen oder nicht, es wird für die Chargers wohl wieder auf Darren Sproles ankommen. Sproles machte mit 328 Total-Yards gegen Indy ein Sensations-Spiel. Er muss auch in der so starken Steelers-D Lücken finden.

2. Wir haben auch eine Defense: Seit Ron Rivera Ted Cottrell als Defensive Coordinator abgelöst hat, spielt die Chargers-Defense auf einem ganz anderen Niveau. Auch ohne Shawne Merriman gelang es zuletzt, viel Druck auszuüben. Nur 17 Punkte gegen die Colts abzugeben ist nicht schlecht.

3. Der Punter-Gott: Den größten Vorteil hat San Diego im Punter-Duell Mike Scifres vs. Mitch Berger. Scifres ist überragend, Berger ist es nicht. Um es vorsichtig auszudrücken. Field-Position ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Hier liegt ein Schlüssel für die Chargers.

Prognose

In Pittsburgh wird der beeindruckende Lauf der Chargers zu Ende gehen. Rivers hat zwar die viel besseren Stats, aber wenn es im letzten Viertel um alles geht, gibt es in der NFL kaum einen besseren Quarterback als Roethlisberger. Big Ben führt die Steelers ins AFC Championship Game.

Chargers werfen Colts raus