NFL

Einbeinig ins NFC-Finale

Von Jan-Hendrik Böhmer
Running Back Brandon Jacobs und die Giants haben mit den Eagles noch eine Rechnung offen
© Getty

New York gegen Philly. Das bedeutet Brandon Jacobs gegen Brian Westbrook, Hass und offene Rechnungen. Für einen Sieg würde ein New Yorker sogar sein Bein opfern.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Hass? Vielleicht. Eine starke Abneigung? Mindestens! "Wir haben jedenfalls ganz bestimmt nichts füreinander übrig", sagt Justin Tuck.

Der Defensive End der New York Giants weiß ganz genau, was beim Kickoff zum NFC-Divisional-Playoff-Game am Sonntag gegen die Philadelphia Eagles in den Köpfen seiner New Yorker Teamkollegen vorgeht. 

Er selbst würde alles geben, um bei einem Sieg gegen den verhassten Divisions-Rivalen aus der nur knapp zwei Auto-Stunden entfernten Metropole dabei zu sein.

Selbst mit einem verletzten Bein. "Wenn ich auf einem Bein spielen muss, dann spiele ich eben auf einem Bein", sagte Tuck einem Reporter der "New York Daily News", nachdem er als einziger Giants-Profi am Mittwoch das Training mit einer Knie-Verletzung ausfallen lassen musste.  

Der Grund für das Aufflammen der ohnehin brisanten Rivalität: "Wir haben noch eine Rechnung offen", so Defensive Tackle Barry Cofield. Denn ausgerechnet die Eagles brachten dem amtierenden Super-Bowl-Champion die einzige Heimpleite der Saison bei. Und der Stachel sitzt tief.

Der direkte Vergleich

Sechs der letzten neun Spiele entschieden die Giants für sich. Doch ausgerechnet beim letzten Aufeinandertreffen im Dezember gewannen die Eagles im Giants-Stadium mit 20:14.

Philadelphias Running Back Brian Westbrook kam dabei auf zwei Touchdowns und zerpflückte die Giants-Defensive beinahe nach Belieben.

Ganz anders die erste Begegnung der beiden Teams in der laufenden Saison. Da kam Westbrook gar nicht zum Zug. Klägliche 26 Yards erlief der Running Back bei der 31:36-Heimpleite im November.  

Duell des Spiels: Westbrook vs. Giants Defense

Das Duell des Spiels ist daher klar. Westbrook gegen die neuntbeste Lauf-Verteidigung der Liga. "22 Augen auf Nummer 36", sagt Giants-Defensive-Coordinator Steve Spagnuolo vor jedem Spiel gegen die Eagles.

Denn was passiert, wenn man Philadelphias Allzweckwaffe nicht im Griff hat, mussten am vergangenen Wochenende die Minnesota Vikings erfahren. Oder andersrum: Nur wenn es bei Westbrook läuft, sind die Eagles wirklich gefährlich.

Schlüssel zum Sieg für die Giants

1. "Run the Ball": New York hat den besten Lauf-Angriff der Liga. Besonders Jacobs (1089 Yards, 15 Touchdowns) ist kaum zu stoppen. "Er ist die Nabelschnur unseres Spiels", sagt Linebacker Danny Clark. Doch Jacobs verpasste zwei der letzten drei Spiele wegen einer Knieverletzung - und prompt verloren die Giants beide Partien. Jetzt ist der 26-Jährige wieder da. Und wie. "Ich bin total aufgedreht und so fit wie lange nicht", so Jacobs.

2. Stoppt Brian Westbrook:Beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams erlief Westbrook 203 Yards Raumgewinn und verbannte die Giants-Offense damit im Alleingang lange Zeit an die Seitenlinie. "Wir mussten unsere eigene Medizin schlucken", sagt Cofield, "das haben wir persönlich genommen und werden das am Sonntag richtigstellen". Das Rezept: Mögliche Extra-Bewachung für Westbrook.   

3. "Bring back the sack": In den beiden Saisonspielen gegen die Eagles gelang der Giants-Defense kein einziger Sack gegen Quarterback Donovan McNabb. 2007 waren es noch 15. "Das geht uns auf die Nerven", sagt der angeschlagene Tuck. Besonders er und Mathias Kiwanuka sollen am Sonntag Druck auf McNabb ausüben, damit sich dieser nicht entfalten kann. "Wir wissen, dass wir jetzt gefordert sind", sagt Kiwanuka, "jeder von uns weiß das."

Schlüssel zum Sieg für die Eagles

1. Stoppt das New Yorker Laufspiel: Denn sind New Yorks Top-Rusher Brandon Jacobs und Derrick Ward (1025 Yards, 2 Touchdowns) erst einmal aus dem Spiel, stockt der Giants-Angriff. Der Grund: Das durchwachsene Passspiel. Nur Rang 18 belegen Eli Manning (3238 Yards, 21 Touchdowns) und die Giants in dieser NFL-Statistik. Nach dem Aus für Plaxico Burress ist der in Deutschland geborene Domenik Hixon plötzlich Anspielstation Nummer eins.        

2. Donovan McNabb: Die Wiederauferstehung des Eagles-Quarterbacks ist der Hauptgrund für Philadelphias Playoff-Run. Nach einem durchwachsenen Saisonstart gewann Philly fünf der letzten sechs Spiele - und McNabb erzielte zehn Touchdowns bei nur zwei Interceptions. Zwar fehlt dem 32-Jährigen ein echter Star-Receiver, doch das gleicht er mit Vielfalt aus. Im Wildcard-Game gegen Minnesota bediente er gleich acht Passempfänger. Das macht McNabb unberechenbar.

3. Big Plays: In jedem ihrer letzten vier Regular-Season-Games ließen die Giants einen Touchdown-Run von mindestens 30 Yards zu. Das wollen die Eagles nutzen.

Gegen die Vikings übte Westbrook bereits: 71 Yards trug der Running Back einen Screen-Pass in die Endzone. Außerdem: Auch die Defense um Brian Dawkins lauert auf Big Plays: Zwar ist Eli Manning nicht mehr so anfällig für Interceptions wie früher, doch gerät er unter Druck, wird es gefährlich.

Prognose

Sieg für die Giants. Die New Yorker wollen sich in den Meadowlands nicht noch einmal die Butter vom Brot nehmen lassen. Und schon gar nicht von den Eagles, in denen viele Experten Parallelen zu den Super-Bowl-Giants aus dem Vorjahr erkennen.