"Wir haben unter Bush acht Jahre Terror erlebt"

Von Interview: Haruka Gruber
Etan Thomas, Washington Wizards
© Getty

Er ist das politische Gewissen der NBA: Etan Thomas, Center der Washington Wizards, engagiert sich als einer der wenigen NBA-Spieler in der Politik, hält Reden, demonstriert für den Frieden. Seine Hoffnung: Dass mit dem Sieg des Demokraten Barack Obama bei den US-Präsidentschaftswahlen ein "Neuanfang" eingeleitet wird.

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Im Interview mit SPOX spricht Thomas über Obamas Faszination, Sarah-Palin-Gags und die goldene Zeit mit Kareem Abdul-Jabbar und Muhammad Ali.

SPOX: Barack Obama ist passionierter Basketball-Spieler und wird nach seinem Wahlsieg am Weißen Haus ein Basketball-Platz errichten lassen. Das ist aber nicht der Grund, warum Sie sich für Ihn einsetzen, oder?

Etan Thomas: Überhaupt nicht. Das mit dem Basketball-Platz wusste ich nicht einmal. Es gibt  wesentlich wichtigere Argumente, warum man Obama wählen sollte. So viele Argumente, ich weiß gar nicht, wo man beginnen soll...

SPOX: Sie können es ja mal versuchen.

Thomas: Das wichtigste ist wahrscheinlich, dass er für den Neuanfang steht. Unter Obama werden sich einige Dinge ändern. Das Gesundheitssystem, das Bildungssystem, die Auslandspolitik, nur um einige Punkte zu nennen. Das macht die ganze Sache so aufregend. Unter Bush haben wir acht Jahre lang Terror erlebt. Egal ob es um den Irak-Krieg, die Wirtschaftskrise oder die Situation in amerikanischen Schulen geht. Daher steht es für mich außer Frage, Obama zu unterstützen.

SPOX: In Deutschland wundert man sich über die skurrilen Auftritte von McCains Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin. Sie kommt fast schon wie eine Witzfigur rüber. Ein zu hartes Urteil?

Thomas: Ich finde einige Gags über sie richtig witzig, aber immerhin scheint sie eine nette, sympathische Lady zu sein. Eine nette, sympathische Lady, deren politische Ansichten ich aber überhaupt nicht befürworten kann.

SPOX: Anders als McCain und Palin übt Obama auf viele Menschen eine Faszination aus. Warum?

Thomas: Er repräsentiert die Hoffnung auf einen Wandel. Ohne John Kerry, dem letzten Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, zu nahe treten zu wollen: Bereits vor vier Jahren waren viele von George Bush überdrüssig, aber Kerry machte einfach nicht den Eindruck, als ob er einen Umbruch einleiten könnte. Das ist bei Obama komplett anders. Durch ihn interessieren sich auf einmal Leute für Politik, die früher nicht einmal wählen gegangen sind.

SPOX: Obamas gutes Aussehen, seine einnehmende Art, sein verbindliches Lächeln spielen keine Rolle?

Thomas: Ich kann nur für mich sprechen, und mir ist es egal, wie jemand aussieht oder ob er in Interviews sympathisch rüberkommt. Obamas politische Einstellung ist entscheidend - und diese ist mit meiner in vielen Punkten deckungsgleich.

SPOX: Zu kritisieren haben Sie nichts an Obama?

Thomas: Ich werde häufig gefragt, was passiert, wenn Obama als Präsident doch nicht so großartig ist, wie erwartet. Aber wenn er nur halb so gut ist, wie wir es uns wünschen, wird er immer noch zehnmal besser das Land regieren als Bush.

SPOX: Sie haben Obama im Sommer getroffen. Über was haben Sie sich unterhalten? Auch über Basketball?

Thomas: Nein, wenn man so einen Mann trifft, tritt der Sport in den Hintergrund. Es ging um einige seiner Reden, unter anderem um den Umweltschutz. Ein sehr interessantes Gespräch.

SPOX: Im Sommer haben Sie sich für den Wahlkampf der Demokraten engagiert und selbst einige Reden gehalten. Die meisten Ihrer NBA-Kollegen halten sich politisch hingegen bedeckt...

Thomas: ... aus diesem Grund waren die 60er Jahre so wichtig. Die absoluten Topsportler wie Kareem Abdul-Jabbar, Muhammad Ali oder Footballer Jim Brown standen auf und setzten sich politisch ein. Das waren Athleten, die ich bewundert habe, als ich aufgewachsen bin. Das war eine besondere Zeit.

SPOX: Und in der heutigen Generation?

Thomas: Natürlich finde ich es schade, dass sich die meisten Sport-Stars zurückhalten. Aber was will man machen, es sind andere Zeiten.

SPOX: Mit der Folge, dass Sie als einer der wenigen politisch aktiven NBA-Spieler in Interviews nur über Politik und nicht über Basketball gefragt werden.

Thomas: Damit habe ich überhaupt kein Problem. So ist es doch viel interessanter. Es ist doch so: Basketball ist eine Sportart. Sie macht Spaß und ich bin gesegnet, mit dem, was ich liebe, Geld zu verdienen. Aber es gibt so viel wichtigere Dinge, die in der Welt ablaufen. Und es ist doch viel anregender, über diese Dinge und nicht nur über Sport zu reden.

Der Spielplan der NBA auf einen Blick