NFL

Bühne frei für Rodgers und Romo

Von Jan-Hendrik Böhmer/Florian Regelmann
NFL, Romo, Rodgers, Packers, Cowboys
© Getty

Der 3. Spieltag der NFL hat es wahrlich in sich: Es gibt fast nur Spiele, die es lohnt, anzuschauen. Allen voran natürlich das Sunday Night Game zwischen den Green Bay Packers und den Dallas Cowboys.  

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Wer für dieses Spiel nicht aufsteht, dem kann man auch nicht mehr helfen. Packers vs. Cowboys - das ist ein echter Hit. Punkte sind angesichts der beiden Offenses auf jeden Fall garantiert.

Alle Augen werden sich wieder auf die Quarterbacks richten. Auf Tony Romo, aber vor allem auf Aaron Rodgers. Ja, die ersten beiden Spiele waren gut. Ja, er bringt 70 Prozent seiner Pässe an den Mann. Ja, er hat noch keine Interception geworfen. Ja, die Fans lieben ihn schon. Aber nein, es ist noch nicht soweit, dass man endgültig von ihm überzeugt ist.

Rodgers muss weiter beweisen, dass es die richtige Entscheidung der Packers war, Brett Favre gehen zu lassen und auf ihn zu setzen. Spielt er auch gegen die Cowboys im Duell der beiden besten Teams der NFC stark auf und führt die Packers zum Sieg, wäre dies ein wichtiger Schritt.

Dallas auf der anderen Seite war erst im Monday Night Game gegen Philadelphia in ein Wahnsinns-Match involviert. Jetzt besteht die große Gefahr, dass schon wieder so ein Spiel auf sie zukommt. Ob man zwei von dieser Sorte in Folge gewinnen kann?

Die weiteren Games to watch:

Philadelphia Eagles (1-1) vs. Pittsburgh Steelers (2-0)

Steelers gegen Eagles. Das heißt "Big" Ben Roethlisberger gegen Donovan McNabb. Oder: Der Quarterback mit dem besten Rating der NFL (Roethlisberger mit 133,9) gegen den Quarterback mit den zweitmeisten Pass-Yards der Liga (McNabb mit 642 Yards). Doch es gibt da ein kleines Problem: Big Bens lädierte Schulter. Zwar besteht Steelers-Coach Mike Tomlin darauf, dass der Quarterback zu 100 Prozent einsatzbereit ist und auch Roethlisberger selbst betont, dass wieder alles okay sei, aber Vorsicht ist dennoch geboten. Alle Steelers-Fans beten, dass Roethlisberger von der Eagles-Defense nicht allzu hart getroffen wird.

Doch wenn es mit dem Passspiel nicht klappt, kann sich Pittsburgh ja immer noch auf sein Laufspiel verlassen. Schließlich hat man mit Willie Parker einen der gefährlichsten Running Backs der Liga (243 Yards, 3 Touchdowns) in den eigenen Reihen. Mit ihm soll der dritte Sieg her. Doch die Eagles werden alles tun, die dramatische Niederlage gegen Dallas aus der Vorwoche vergessen zu machen. Denn viele Niederlagen können sie sich in der hart umkämpften NFC East mit den Cowboys und den New York Giants nicht leisten.

Denver Broncos (2-0) vs. New Orleans Saints (1-1)

Egal in welcher Offensiv-Statistik man auch blättert: Die Broncos scheinen an der Spitze zu stehen. Die meisten Touchdowns? Broncos. Zehn an der Zahl. Die meisten Punkte? Broncos, 80 in nur zwei Spielen. Die meisten Yards? Na klar: die Broncos. Quarterback Jay Cutler warf alleine sechs Touchdown-Pässe und 650 Yards. Und das, obwohl mit Rookie-Receiver Eddie Royal und Brandon Marshall seine beiden liebsten Pass-Empfänger gerade erst warm werden. Kurz gesagt: Sehr beeindruckend, selbst wenn Denver beim Sieg über San Diego nur wegen einer Fehlentscheidung der Schiedsrichter überhaupt erst die Chance zum entscheidenden Touchdown und der folgenden 2-Point-Conversion bekam.

New Orleans musste hingegen in der vergangenen Woche eine empfindliche Last-Minute-Niederlage gegen die Washington Redskins hinnehmen. Doch keine Panik. Denn damit hat das Team um Quarterback Drew Brees bereits Erfahrung. Im vergangenen Jahr verloren sie trotz einer der besten Offensiv-Abteilungen gleich die ersten vier Spiele in Folge, nur um anschließend sieben der letzten acht Partien zu gewinnen. "Wir müssen ganz einfach wieder in die Spur finden", so Brees auf der Team-Website.

Minnesota Vikings (0-2) vs. Carolina Panthers (2-0)

John Fox hat Eier. Der Head Coach der Carolina Panthers suspendierte mit Steve Smith (7 Touchdowns in 2007) vor der Saison einen seiner besten Pass-Empfänger. Zwei Spiele musste der 29-Jährige nach einer Schlägerei mit Teamkollege Ken Lucas aussetzen. Zwei Spiele, die Carolina mit sehenswerten Aufholjagden gewann. Jetzt feiert die Lieblings-Anspielstation von Quarterback Jake Delhomme sein Comeback und will gegen die schlechte Pass-Verteidigung der Vikings den besten Saisonstart seines Teams seit 2003 perfekt machen.

Davon können die Minnesota Vikings nur träumen. Zum Auftakt hagelte es Niederlagen gegen Green Bay und Indianapolis - und ein Schuldiger war schnell gefunden: Quarterback Tarvaris Jackson. Ex-Quarterback Tarvaris Jackson muss man mittlerweile sagen. Denn nach zwei glanzlosen Vorstellungen ersetzte Trainer Brad Childress den einstigen Hoffnungsträger kurzerhand durch Routinier Gus Frerotte.

Der hat in seinen 15 NFL-Jahren bereits für acht verschiedene Teams gespielt und soll nun die Wende bringen. Doch dazu benötigt er die Hilfe von Wide Receiver Bernard Berrian. Der teure Neuzugang aus Chicago kam bisher nicht in Schwung: Gegen Indianapolis fing er im gesamten Spiel keinen einzigen Pass. Der Einsatz von Superstar-Running-Back Adrian Peterson ist wegen einer Oberschenkelverletzung noch fraglich. Aber mal ehrlich: Die Vikings ohne Peterson, das geht nicht, er muss spielen. 

 New England Patriots (2-0) vs. Miami Dolphins (0-2)

Wer braucht schon Tom Brady? Es gibt doch Matt Cassel. Der hatte zwar bis vor einer Woche weder ein NFL- noch ein College-Spiel von Beginn an bestritten, führte die Patriots aber mit einer fehlerlosen Leistung zum 19:10-Erfolg bei den New York Jets. Und alles andere wäre auch gegen die Dolphins eine enorme Enttäuschung. Zwar wird New England ohne Brady keine Punkte-Rekorde mehr aufstellen, doch rein Talent-mäßig spielen sie natürlich noch immer in einer anderen Liga als die mit zwei Niederlagen in die Saison gestarteten Dolphins.

Deren einzige Chance besteht darin, Cassel derart unter Druck zu setzen, dass er Fehler macht. Doch das wird schwierig, denn Patriots-Coach Bill Belichick vertraut auf seine Offensive Line und wird das Spiel seines Teams weiter simpel gestalten. Viele kurze Screen-Pässe auf Kevin Faulk und Wes Welker sollen Cassel die Sicherheit geben, die er braucht.

Sicherheit kann auch sein Gegenüber Chad Pennington gebrauchen. Schon nach seinem zweiten Spiel mit Miami steht der ehemalige Quarterback der Jets in der Kritik. Gegen Arizona brachte er nur die Hälfte seiner Pässe an den Mann und musste obendrein zusehen, wie Ersatzmann Chad Henne den einzigen Touchdown-Drive im Spiel dirigierte.

Buffalo Bills (2-0) vs. Oakland Raiders (1-1)

Das Leben als NFL-Trainer ist nicht leicht. Da verliert man das erste Spiel der Saison - und schon droht einem der Teambesitzer nach einer turbulenten Offseason mit dem Rauswurf. Wieder. Der Vordruck lag bereits bereit. So geschehen in Oakland. Dort wollte Klub-Besitzer Al Davis Coach Lane Kiffin vor die Tür setzen, sollte sein Team auch noch das Spiel gegen Kansas City verlieren. Taten sie aber nicht, Kiffin blieb im Amt. Doch wie lange noch?

Denn jetzt reisen die Raiders nach Buffalo. Zu einem der Überraschungsteams der ersten beiden Spieltage. Nicht nur weil die Bills ihre Spiele gewannen, sondern wie sie sie gewannen. Aus der drittschlechtesten Pass-Offensive der letzten Saison ist dank des anfänglich belächelten Quarterbacks Trent Edwards eine schlagkräftige Truppe geworden. Schlagkräftig genug, um Raiders-Coach Kiffin aus dem Sattel zu hauen. Vermutlich. Denn Oaklands Running Backs Darren McFadden (210 Yards, 1 Touchdown) und Justin Fargas (140 Yards) werden es gegen die starke Lauf-Defensive der Bills schwer haben.

Indianapolis Colts (1-1) vs. Jacksonville Jaguars (0-2)

Hätten die Colts nicht ihren Comeback-Sieg in Minnesota geschafft, besser gesagt, hätten die Vikings einen Quarterback gehabt, dann würden zwei Teams aufeinandertreffen, die eine 0-2-Bilanz vorweisen würden. Unglaublich. So aber ist ganz klar, wer hier besonders unter Druck steht: Jacksonville. Ein 0-3-Start in die Saison wäre vernichtend.

Das normal so starke Laufspiel der Jaguars ist in den ersten beiden Spielen überhaupt nicht zur Entfaltung gekommen. Grund: Die geschwächte Offensive Line, unter der auch Spielmacher David Garrard leidet. Dieser ist ständig unter Druck und macht uncharakteristisch viele Fehler. Peyton Manning hat ähnliche Probleme. Vor allem das Fehlen von Center Jeff Saturday machte sich in den ersten Spielen bemerkbar. Saturday wird aber wohl gegen die Jaguars wieder auflaufen können. Sicher ausfallen wird aber Super-Safety Bob Sanders, ein herber Verlust.

Monday Night Game: San Diego Chargers (0-2) vs. New York Jets (1-1)

Die Chargers sind das frustrierteste Team der NFL. Schlimmer kann ein Start nicht sein: Erst in der letzten Sekunde gegen Carolina verloren, dann in Denver von den Refs betrogen worden und in der letzten Minute verloren, weil ein gegnerischer Coach am Rad dreht und eine 2-Point-Conversion anordnet. Aber keine Panik: Nach dem Spiel gegen die Jets geht es gegen Miami und Oakland, ganz schnell könnte San Diego die Bilanz auf 3-2 drehen. Die Jets um Brett Favre sind nach der Heimpleite gegen New England auch etwas unter Druck.

Die restlichen Partien:

New York Giants (2-0) vs. Cincinnati Bengals (0-2)

Ob die Giants wirklich wieder ein Team mit Super-Bowl-Format sind, muss abgewartet werden. Die Siege gegen schwache Redskins und lächerliche Rams heißen gar nichts. Und der Spielplan hat ihnen schon wieder ein vermeintlich leichtes Match beschert. Die Bengals bringen in dieser Saison bislang gar nichts auf die Reihe. Was ist bloß mit Quarterback Carson Palmer los? Und wo ist eigentlich Herr Ocho Cinco?

Atlanta Falcons (1-1) vs. Kansas City Chiefs (0-2)

Kansas City hat sich in der Vorwoche zu Hause von Oakland abschlachten lassen. Ganz bitter und peinlich. Atlantas Rookie-Quarterback Matt Ryan lernte bei der Niederlage in Tampa Bay, wie hart es in der NFL zugeht. Gegen die schwache Chiefs-Defense sollte er wieder besser zeigen können, was für ein Talent er ist.

Chicago Bears (1-1) vs. Tampa Bay Buccaneers (1-1)

Warum Bucs-Coach Jon Gruden nicht mehr auf Jeff Garcia, sondern auf Brian Griese setzt, bleibt sein Geheimnis. Gegen Atlanta ging es gut, gegen die Bears-Defense dürfte es schwerer werden. Griese könnte sich häufig auf dem Boden wiederfinden. Sack-Gefahr!

Tennessee Titans (2-0) vs. Houston Texans (0-1)

Die Titans haben eine große Chance, in der AFC South lange an der Spitze zu bleiben. Die Colts und Jaguars haben Probleme - und Tennessee hat einen guten Spielplan. Ein Sieg gegen Houston sollte auf jeden Fall machbar sein. Und solange die Titans gewinnen, wird Kerry Collins auch der Starting Quarterback bleiben. Pech für Vince Young.

Washington Redskins (1-1) vs. Arizona Cardinals (2-0)

Es könnte das Jahr von Arizona werden. Die Offense um den stark spielenden Kurt Warner ist extrem explosiv. Wie sie sich in Washington schlagen, wird genauer zeigen, wie stark die Cardinals wirklich sind.

San Francisco 49ers (1-1) vs. Detroit Lions (0-2)

Was soll man zu den Lions sagen? Da kämpfen sie sich gegen Green Bay stark zurück, führen sogar im letzten Viertel, dann schaut man kurz nicht hin und schon liegen sie aussichtslos hinten und haben 48 Punkte kassiert. Quarterback Jon Kitna und seine geworfenen Interceptions machen es möglich. Bei den 49ers spielt J.T. O'Sullivan bislang sehr solide. Nach dem Sieg in Seattle will San Francisco zu Hause nachlegen.

Seattle Seahawks (0-2) vs. St. Louis Rams (0-2)

Matt Hasselbeck ist kein schlechter Quarterback, eigentlich sogar ein ganz guter. Aber wenn man so gar keine Receiver hat, wird es eben schwer. Gegen St. Louis sollte es trotzdem reichen.

Baltimore Ravens (1-0) vs. Cleveland Browns (0-2)

Die Browns sind schlecht gestartet, aber Dallas und Pittsburgh als erste Gegner ist, auch wenn es Heimspiele waren, ein brutaler Auftakt. Erst wenn sie auch bei den Ravens verlieren, müssen sich die Browns-Fans ernsthafte Sorgen machen.

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