NBA

"Gebt mir Kobe!"

Von Florian Regelmann
Paul Pierce, Celtics, Jubel, Finals
© Getty

München - Es waren genau sieben Minuten und zwei Sekunden im dritten Viertel gespielt, als sich im Staples Center die entscheidende Szene des Abends abspielte.

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Die Lakers führten klar mit 70:55 und es deutete alles daraufhin, dass L.A. die Serie ausgleichen würde.

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Kobe Bryant stieg zu einem Sprungwurf hoch - und wurde von Paul Pierce geblockt. Von Pierce, bei dem im basketballerischen Lebenslauf Topscorer steht. Nicht Verteidigungsgenie.

Pierce verteidigt Bryant 

Von jenem Pierce, der ebenfalls nicht als großartige Führungspersönlichkeit verschrien ist, aber in der Halbzeit von Spiel 4 Boston wohl endgültig auf Championship-Kurs brachte.

Die Celtics waren auf dem Weg zu einer klaren Niederlage, als Pierce zu Headcoach Doc Rivers ging. Mit einer klaren Message: "Ich will Kobe! Gebt mir Kobe!"

Angeführt von Pierce konzentrierten sich die Celtics auf das, was sie auszeichnet: Defense. Dank der Bewachung von Pierce standen für Bryant am Ende nur 17 Punkte und eine schwache Trefferquote zu Buche (6/19).

Unglaubliche zweite Hälfte 

Beeindruckend: Alles das schaffte Pierce, der auch offensiv mit 20 Punkten und 7 Assists der beste Mann war, ohne den Superstar häufig zu foulen. Nachdem Bryant im dritten Spiel 18 Mal an die Freiwurflinie marschiert war, bekam er in Spiel 4 nur sechs Freiwürfe zugesprochen.

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"Alle werden über seine Leistung in der Offense sprechen, aber wir haben gewonnen, weil Paul defensiv unglaublich gespielt hat", lobte Rivers.

Mit 57:33 entschieden die Celtics die zweite Halbzeit für sich und drehten eine verloren geglaubte Partie.

Es war das größte Comeback in der Finals-Geschichte seit 1971. Der "Boston Globe" stellte Pierce und Co. schon auf eine Stufe mit den großen Celtics-Teams um Bill Russell und Larry Bird.

Vujacics lasche Defense 

Die Lakers auf der anderen Seite erlebten den größten Zusammenbruch aller Zeiten, wie die "Los Angeles Times" schrieb.

So wie der Block von Pierce für das Comeback der Celtics steht, hatten auch die Lakers eine Szene, die charakteristisch für ihren Untergang war.

Die Celtics sind in der letzten Minute im Angriff. Die Lakers müssen sie unbedingt stoppen. Ray Allen hat den Ball und wird von Sasha Vujacic verteidigt.

Von jenem Vujacic, der in Spiel 3 zum Helden wurde. Offensiv hatte der Slowene keinen guten Tag, aber wenigstens in der Defensive hätte der eigentlich gute Verteidiger seinem Team helfen können. Stattdessen ließ Vujacic Allen völlig ungehindert zum Korb ziehen. Allens Layup baute Bostons Führung auf 96:91 aus und entschied die Partie.

"Von der ersten Minute an haben die Refs nur Fouls gegen mich gepfiffen. Egal, was ich gemacht habe, es war immer ein Foul. Ich wollte aggressiv verteidigen, aber dann wäre es sowieso wieder ein Foul gewesen", beklagte sich Vujacic.

Bryant: "Es war furchtbar" 

Die Schuld an der Niederlage wird nicht er tragen. Gewinnen die Lakers, ist es Bryants Verdienst. Verlieren sie, ist es seine Schuld.

"Wir haben eine riesige Chance vertan, natürlich bin ich sauer und enttäuscht. Es ist eine schmerzhafte Niederlage. Es war furchtbar", meinte Bryant, der nun sechs seiner letzten sieben Finals-Spiele verloren hat.

"Es ist nicht vorbei. Die Serie ist nicht vorbei", hatte Lakers-Headcoach Phil Jackson auch nur noch Durchhalteparolen parat.

Nichts spricht für L.A. 

Wie soll man auch noch an die Lakers glauben? An ein Team, das einen 24-Punkte-Vorsprung zu Hause einfach so abgibt.

Ein Team, das sich in der zweiten Hälfte von James Posey und Eddie House killen lässt.

Von einem Eddie House, der in den Playoffs in diesem Jahr in 24 Spielen 19 Mal keine zehn Minuten auf dem Parkett stand. In den ersten beiden Partien der Finals verließ er die Bank sogar gar nicht.

Außerdem hat noch nie ein Team in den Finals einen 1-3-Rückstand aufgeholt. Selbst wenn die Lakers Spiel 5 gewinnen, hätten die Celtics zwei Matchbälle in Boston. Das sollte reichen. Pierce wird dafür sorgen.

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