NBA

Besser als Hollywood

Von Thomas Ziemann
Verletzung, Pierce, Boston
© Getty

München - Nach dem Spiel musste sich Paul Pierce immer wieder erklären: „Nein, ich wollte ihn nicht imitieren. Ich war einfach nur froh, dass ich weiterspielen konnte." Gefragt wurde Pierce nach der Knicks-Legende Willis Reed.

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Reed war in den siebziger Jahren zum Held geworden, als er im entscheidenden siebten Spiel der NBA-Finals gegen die L.A. Lakers trotz einer Knöchelverletzung auflief und New York zum Sieg, und damit zur Championship führte.

Der Moment, in dem Reed damals das Feld betrat, gilt noch heute als der größte Moment in der Geschichte des Madison Square Garden. 

Spiel 1: Die Bilder vom Finale

Die Ereignisse der vergangenen Nacht aus Boston nun mit denen aus den Siebzigern zu vergleichen, wäre mit Verlaub gesagt vermessen, schließlich ist gerade erst eine Partie gespielt, aber genügend Stoff für einen Hollywood-Blockbuster liefert das diesjährige Finale bereits jetzt. 

Und vielleicht ist es Schicksal, dass ausgerechnet die Lakers wieder Teil einer filmreifen Auferstehung wurden.

Mitte des dritten Viertels verletzte sich Celtics-Forward Pierce bei einem Angriff der Lakers offenbar so schwer am Knie, dass er im Rollstuhl vom Feld gebracht werden musste.

Nicht nur die 18.624 Zuschauer im TD Northbank Garden hielten den Atem an. "Ich hab mit dem schlimmsten gerechnet. Als sie ihn vom Feld getragen haben, dachte ich, es ist vorbei", erklärte Celtics-Coach Doc Rivers nach dem Spiel.

Comeback der Superlative

Aber der Schock für Boston hielt nicht lange an. Keine zwei Minuten, nachdem Pierce mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld getragen wurde, kehrte er zurück. Und wie.

"Es war unglaublich, als er rauskam, stand die Halle Kopf. Es war der Moment, in dem er uns allen neues Leben eingehaucht hat", beschrieb Teamkollege Kevin Garnett die Situation.

Und tatsächlich, von diesem Moment an wirkten die Celtics wie ausgewechselt - angeführt von einem überragenden Paul Pierce, der spielte, als hätte es die Verletzung nie gegeben.

Alleine 15 seiner insgesamt 22 Punkte erzielte Pierce im dritten Viertel. Zum Vergleich: Kobe Bryant sammelte ohne Verletzungspause nur 12 Punkte.

Ausgerechnet Pierce

Ab diesem Zeitpunkt war auch klar - für die Lakers gibt es hier keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Ganze 37 Punkte brachte die hochgelobte Offense um Kobe Bryant in der zweiten Hälfte noch zustande.

Verständlich, dass der MVP der Lakers nach dem Spiel dann auch die passenden Worte parat hatte: "Es war ein kleiner Tritt in den Arsch".

Und für diesen Tritt zeichnete ausgerechnet Paul Pierce verantwortlich. Ein Junge aus Los Angeles, der in seiner Kindheit schon die Spiele der Lakers gegen die Celtics vor dem Fernseher verfolgt hatte.

All dies sind Geschichten, wie sie selbst Hollywood-Autoren nicht besser erzählen könnten. Geschichten, die verdeutlichen, warum Amerika dieses Finale so sehr herbeigesehnt hat.

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