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Wenn JVG nicht will...machts Rick

Von Florian Regelmann
Rick Carlisle
© Getty

München - Nach der Entlassung von Headcoach Avery Johnson gibt es nur eine Frage in Dallas: Wer wird der Neue? 

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Mavs-Boss Mark Cuban muss zum ersten Mal extern auf die Suche gehen. Diese wird zu allem Überfluss auch gleich richtig schwer und womöglich Geduld erfordern. Denn der Top-Kandidat hat anscheinend keine Lust auf die Mavs. Jeff Van Gundy teilte mit, dass er kein Interesse hat, neuer Coach in Dallas zu werden.

Dabei wäre er der perfekte Mann. Und die erste Wahl aller Journalisten in Dallas. Der Typ ist klasse. In seiner Rolle als TV-Experte hat Van Gundy aufgrund seines Humors längst Kultstatus erreicht.

Erste Wahl will nicht  

Aber auch seine Analysen sind stark. So beschrieb er einmal in dieser Saison, dass ihm nicht gefalle, dass Dirk Nowitzki Kobe Bryant bei einem Freiwurf ausboxen sollte. Weil Bryant so athletisch und ein starker Offensiv-Rebounder sei.

Wie von Van Gundy vorhergesehen, schnappte sich Bryant den Rebound. Eine vermeintliche Kleinigkeit, die aber Spiele entscheiden kann. Wer Van Gundy zuhört, kann während einer Saison viele dieser Beispiele entdecken. 

Es ist gut möglich, dass Van Gundy die Nummer-1-Option der Mavs war. Die laufenden Playoffs zeigen erneut, dass es nun mal auf die Verteidigung ankommt. Und keiner schafft es besser, sein Team zum Verteidigen zu bringen als JVG.

Liste wird immer kleiner

Aber wenn Van Gundy sich nicht noch umentscheidet oder Cuban mit dem Geldkoffer lockt, muss man ihn von der Liste streichen. Ebenso wie die Namen von Del Harris und Paul Westphal. Die beiden bisherigen Assistenten der Mavs haben abgewunken.

Aus Flip Saunders wird erstmal auch nichts, da Detroit in der ersten Runde gegen Philadelphia eben nicht ausgeschieden ist.

Während sich die Suche also schwierig gestaltet, hat Nowitzki das Anforderungsprofil für den neuen Trainer klar umschrieben.

Nowitzki hat klare Vorstellungen

"Es muss jemand sein, der das Beste aus dem heraus holt, was er hier zur Verfügung hat. Jemand, der uns in der Offense viel mehr Freiheiten lässt, aber gleichzeitig defensiv-orientiert ist", so Nowitzki.

Die Mavs wollen wieder ins Laufen kommen, aber nicht zum Spaß-Basketball zu Zeiten von Don Nelson zurückkehren. Auf die Defensive soll weiterhin Wert gelegt werden, aber nicht so starr und strikt wie bei Johnson.

Die Mischung soll es machen. Aber gibt es einen Kandidaten, der dafür steht? Im Moment gibt es im Prinzip überhaupt nur zwei Kandidaten. Von denen ist einer überhaupt noch gar nicht frei, aber dafür scheint der andere in der Pole-Position zu sein.  

Rick Carlisle: Ein Name, den man inzwischen fast vergessen hat. War mit Detroit 2002 Coach of the Year und auch danach mit Indiana zetiweise sehr erfolgreich. Im Moment vor allem auch in Chicago im Gespräch. Dort könnte aber Avery Johnson landen. Das Coaching-Karussell wird noch Fahrt aufnehmen.

Carlisle ist ein sehr unterschätzter Coach. Fachlich absolut top. Außerdem ein guter Motivator. Ein Gentleman, der  von seinen Spielern extrem viel fordert und streng sein kann. In Indiana geriet er deswegen mit den Troublemakern Stephen Jackson und Ron Artest aneinander, was ihm den Job kostete, aber in gewisser Weise auch für ihn spricht. Undiszipliniertheiten hasst der 48-Jährige. Schlechte Karten für Josh Howard.  

Er würde passen, weil er ein Trainer ist, der nicht klar in die Offensiv- oder Defensiv-Schublade zu stecken ist. Steht wie von Nowitzki gewünscht für beides und hat schon bewiesen, dass er Teams sowohl offensiv als auch defensiv zu den besten der Liga machen kann. Angeblich der Erste, der sich in Dallas vorstellen wird. Läuft alles gut, wäre es keine Überraschung, wenn er sofort einen Vertrag unterschreibt. Er wäre auf jeden Fall einen Versuch wert. 

Wahrscheinlickeit: 70 Prozent.

Mike D'Antoni: Ok, er ist noch nicht einmal in Phoenix gefeuert, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei nach dem Aus der Suns gegen San Antonio nur noch um eine Frage der Zeit handelt, ist groß. Sobald D'Antoni entlassen ist, dürfte es vielleicht drei Sekunden dauern, dass er Anrufe von anderen Teams erhält, die ihn sofort verpflichten wollen. Chicago ist heiß auf ihn, vielleicht Toronto, aber auch Dallas wird darunter sein. Käme D'Antoni zu den Mavs, wäre es gleichbedeutend mit einem Rückwechsel zu einer offensiven Spielphilosophie. Unter Johnson wurde, anfangs mit großem Erfolg, eine völlig neue defensive Identität in Dallas eingeführt. Mittlerweile ist davon nicht mehr viel übrig geblieben und die starre Halfcourt-Isolation-Offense der Mavs einfach für den aktuellen Kader völlig ungeeignet.

D'Antoni steht für Tempo, Tempo, Tempo. Da Jason Kidd neben Dirk Nowitzki auf jeden Fall in Dallas bleiben wird, ist es essentiell wichtig, einen Coach zu holen, der ein System spielen lässt, bei dem Kidds große Stärke auch zum Tragen kommt. Gegen D'Antoni spricht, dass er durch seinen superschnellen Run-and-Gun-Basketball zwar die Liga teilweise revolutioniert, aber damit noch keinen Titel gewonnen hat. Aber hey, darauf können die Mavs keine Rücksicht nehmen. Ein Titel ist momentan ohnehin weit weg, mit D'Antoni hätte man wenigstens wieder richtig Lust, Dallas-Spiele zu schauen.

Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent

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