NBA

"Einfach nur unfähig"

Von Haruka Gruber
New Orleans Hornets, Dallas Mavericks, Dirk Nowitzki, Avery Johnson
© Getty

München - Wenn das Problem doch so leicht zu lösen wäre. "Wir müssen nur nach Dallas zurückkehren und uns zuhause bekochen lassen", sagte Avery Johnson.

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Ein selbstmariniertes Steak also. Oder Käse-Makkaroni nach Mutters Rezept. Mehr fällt dem Coach der Dallas Mavericks derzeit nicht ein, wie er sein Team aus dem 0-2-Loch in der ersten Playoff-Runde gegen die New Orleans Hornets herausziehen kann.

Gewiss, beim Zitat mit dem "home cooking" ist ein ironischer Unterton nicht zu überlesen, doch der Eindruck bleibt der selbe: Johnson weiß nicht mehr weiter. Ein weiteres Statement des Trainers nach der 103:127-Niederlage in N'awlins: "Ihr werdet in Spiel 3 (Sa., 2 Uhr im Internet TVein anderes Mavs-Team sehen."

Nur wie das vonstattengehen soll, weiß offenbar keiner so recht. "Die dritte Partie wird für uns wie ein entscheidendes siebtes Spiel. Wir müssen einen Weg finden, diese Begegnung zu gewinnen. Gelingt uns das, beginnt die Serie von neuem", sagte Dirk Nowitzki.

Ähnlich inhaltsleer Josh Howard: "Wir sind weiter energiegeladen. Spiel 3 wird eine harte Angelegenheit, aber wir werden bereit sein."

Paul und sein Schabernack

Bereit vielleicht, aber auch ebenbürtig? Eine Ansammlung an Superlativen aus dem vergangenen Spiel: Nie erzielten die Hornets in einem Playoff-Spiel mehr Punkte (127) oder trafen mehr Dreier (10), 39 Zähler nach dem ersten Viertel bzw. 67 zur Pause sind ebenfalls Novum in der Klubhistorie.

Besonders Chris Paul trieb mit der Mavs-Defense seinen Schabernack und lieferte 32 Punkte sowie 17 Assists. Johnsons wenig überraschende Strategie, den Hornets-Spielmacher zu doppeln, misslang grandios.

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"Es war klar, dass Dallas etwas gegen Chris plant", sagte All-Star David West, mit 27 Zählern zweitbester Scorer hinter Paul. "Der Schlüssel war, dass wir ins Rollen kamen, auch wenn Chris den Ball mal nicht in den Händen hatte. Das brachte Dallas aus dem Konzept."

Hilflos?

Zusammengefasst die simple Antwort der Hornets auf die simple Stoppt-Paul-Strategie der Mavs: Half Dirk Nowitzki oder Erick Dampier bei der Verteidigung von Paul aus, passte dieser einfach in die verwaiste Zone zu West oder Tyson Chandler. Kamen die Dallas-Swingmen zu Hilfe, ging das Leder eben raus zu Peja Stojakovic oder Morris Peterson.

"Es ist schwierig, Paul daran zu hindern, das Spiel zu dirigieren - und gleichzeitig zu vermeiden, dass die Scharfschützen ihre Würfe treffen", so Nowitzki. Klingt da bereits die Hilflosigkeit der vermeintlich talentiertesten Loser-Truppe der NBA durch?

Heftige Kritik an Johnson

Die lokale Presse zumindest stimmt sich bereits auf ein Playoff-Ausscheiden ein. Triefender Sarkasmus beispielsweise von "Fort Worth Star-Telegramm"-Kolumnist Randy Galloway: "Die Mavs verdienen es nicht, dass sie als feige Verlierer beschimpft werden und ihre Männlichkeit in Frage gestellt wird. Warum? Weil es unfair ist, Leute zu beleidigen, die einfach nur unfähig sind."

Etwas gemäßigter, aber nicht minder pointiert Kollege Jean-Jacques Taylor von der "Dallas Morning News". Die Schuld an der Malaise trage Coach Johnson, immerhin müsse er die Verantwortung dafür tragen, dass Dallas zehn der letzten zwölf Playoff-Partien verloren hat. Daher sei es legitim, über eine Entlassung nachzudenken. Team-Besitzer Mark Cuban müsse sich generell "hinterfragen, ob der Trainer seine Mannschaft noch erreicht".

Der vor zwei Jahren noch als Defensiv-Guru und Trainer-Übertalent gerühmte Johnson steht demnach vor seiner ultimativen Bewährungsprobe als NBA-Coach, immerhin gelang es keinem Team in der NBA-Geschichte, nach einem 0-3 zurückzukommen.

Aber welche überraschenden Schachzüge bleiben ihm für das vielleicht entscheidende Spiel 3?

Bass einer der (wenigen) Hoffnungsträger

Jerry Stackhouse ist angeschlagen und daher beileibe nicht in Topform, Josh Howard und Jason Kidd stehen unerklärlicherweise neben sich, Dampier hat sich in der Postseason in das pomadige Faulpelz vergangener Tage zurückentwickelt.

Womöglich befördert Johnson den formstarken Brandon "Beast" Bass für Howard in die Startaufstellung oder bringt Jason Terry von Beginn an, weil dieser mit seiner Schnelligkeit Kidd bei der Bewachung von Paul eher unterstützen könnte als Stackhouse.

Das Entscheidende jedoch sei etwas anderes. "Uns haben die Hornets so richtig den Hintern versohlt", sagt Terry. "Was wir jetzt am Nötigsten brauchen, ist Stolz."

Klingt auf jeden Fall vielversprechender als selbstmarinierte Steaks oder Käse-Makkaroni nach Mutters Rezept.

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