NBA

Baby-Boom und Super Bowl

Von Oliver Wittenburg
Glen, Davis, Pistons, Celtics
© Getty

München - Hiermit ergeht folgende Statutenänderung für die Eastern Conference der NBA: Die Boston Celtics und die Detroit Pistons sollen hiermit umgehend zu Finalisten erklärt werden.

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Alle anderen Teams aus dem Osten sollen in Urlaub geschickt werden - außer den New York Knicks und den Miami Heat. Diese sollen in einer quälenden Best-of-51-Serie um den Titel "Second most Underachieving Franchise" streiten. Der Verlierer muss seine Lizenz unverzüglich an Oklahoma City oder Las Vegas abtreten.

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Grund für die Reform ist das formidable, fantastische und überaus dramatische Spitzenspiel im Palace of Auburn Hills zu Detroit aus der letzten Nacht, das das übrige Spielgeschehen der Eastern Conference als überwiegend lahmes Gezocke entlarvte.

In einem der besten Regular-Season-Spiele der letzten Jahre gewannen die Celtics 92:85 bei den Pistons. 29-3 steht Boston nun. Die 11-Siege-Serie Detroits ist zwar dahin, mit 26-8 bleibt man dem Liga-Primus aber auf den Fersen und cool bis ans Herz.

Pistons zeigen Nerven

"Sie haben gespielt, als wäre es der Super Bowl", meinte Pistons-Spielmacher Chauncey Billups. "Für uns war es mehr ein normales Saisonspiel zwischen zwei guten Teams."

Aber es war weit mehr als das. Wie anders wäre die Intensität sonst zu erklären, mit der die Pistons die großen Drei der Celtics bekämpften? Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass so abgezockte Kempen wie Billups und Rip Hamilton an der Freiwurflinie Nerven zeigten, und der passionierte Clutch-Shooter Billups eine halbe Minute vor Ende statt einen Dreier zum Ausgleich zu versenken einen Airball produzierte?

Nein, das Match war ein ganz großes Ding, irgendwie Super Bowl eben, und zur besonderen Würze trug bei, dass einem Nobody die Schlüsselrolle zukam.

Moppel bleibt bescheiden

Glen Davis, "Big Baby" genannt, erzielte 16 seiner 20 Punkte im Schlussviertel und klaute den Pistons damit den Sieg. Erstmals in dieser Saison war keiner der großen Drei - Kevin Garnett, Ray Allen, Paul Pierce - Topscorer bei den Jungs in Grün.

"Sie haben mich gestoppt und klasse gegen Ray und Kevin verteidigt", meinte Pierce, "und dabei Baby ganz vergessen."

Baby - seines Zeichens mit 2,06 Meter und 131 Kilogramm offiziell geführt, aber eher gegen moppelige drei Zentner tendierend - blieb ganz bescheiden: "Es ist schon toll, dass ich in so einem großen Spiel helfen konnte. Aber wir dürfen jetzt nicht abheben, es war nicht das letzte Mal, dass wir diesem Team begegnet sind."

Glen "Baby" Davis wird Recht behalten. In den Eastern-Finals sieht man sich wieder.

Die weiteren Schlaglichter aus der Nacht:

Fünf Freunde: Von Tiefe wird gern im Hinblick auf NBA-Kader gesprochen. Tiefe im Team, also ein größerer Kreis tauglicher Spieler, seien von großer Bedeutung und so. Die New Orleans Hornets jedoch pfiffen darauf und gewannen 118:113 bei den Phoenix Suns. 111 Zähler gingen aufs Konto der Starting Five. Zwischen 19 (Pargo, Chandler) und 28 Zählern (Chris Paul) erzielten die fünf Freunde. Von Tiefe keine Spur.

Weniger ist mehr: Ben Wallace ist kein Scorer und er ist ein lausiger Freiwurfschütze. Einer der lausigsten überhaupt. Beim 94:93 seiner Chicago Bulls gegen die Sacramento Kings war er dennoch irgendwie der Topscorer, auch wenn er nur einen einzigen Punkt zustande brachte.

3,2 Sekunden vor Schluss stand es 93 beide und Big Ben stand mal wieder an der Linie. Es war eigentlich klar, dass es Verlängerung geben würde, weil er gar nicht treffen konnte. Doch Wallace traf diesen einen seiner sieben Freiwürfe des Abends, Chicago führte, und um sich ja nicht den Titel des Matchwinners noch abluchsen zu lassen, sorgte er mit einem Block gegen Kings-Topscorer Brad Miller auch noch für den Schlusspunkt. Sauber.

Viel hilft viel: Der krasse Gegenentwurf zu Ben Wallace ist Martell Webster von den Portland Trail Blazers. Beim 103:89 gegen die Utah Jazz sprang er für den angeschlagenen Brandon Roy, der wegen Problemen mit dem Steißbein nur neun Minuten spielte, in die Bresche - und wie! Webster erzielte 24 seiner 26 Punkte (Karrierebestwert) allein im dritten Viertel, wobei er zehnmal in Folge traf, drei Mal für drei Punkte. Damit hatte Webster großen Anteil an der Revanche gegen die Jazz, die neulich die 13-Siege-Serie der Blazers beendeten.

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