NBA

Der Streber und der Unmenschliche

Von Mannie Winter
Jordan, Michael, Chicago, Bulls, Phoenix, Suns
© Getty

Die NBA Finals 1993: Legendär und kurios. Suns gegen Bulls. Fünf Auswärtssiege in sechs dramatischen Akten. Jordan, der Beste, gegen Barkley, den MVP '93. Die Suns - beste Bilanz der Saison. Die Bulls mit historischem "Three-peat".

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NBA Meister werden ist schwer. Die Titelverteidigung um so mehr. Dreimal Champ in Serie - fast unmenschlich, außer man heißt Michael Jordan. 41 Punkte pro Finalpartie. 55 in Spiel vier. Ein Mann führt ein Team zum Titel.

Danach sein erster Abschied auf Zeit. Der Mord an Jordans Vater kurz zuvor, die Müdigkeit danach. Alles zuviel, erst einmal. Zum Glück kam er zum zweiten "Three-peat" nochmals zurück.

Barkley rettet Chicago

Barkley, der Beste der regulären Saison. Klingt gut, mehr aber auch nicht. Eins wird ihm immer bleiben: Sir Charles, der Star, der ohne Titel blieb. Schade, aber trotzdem ein Genuss ihn kämpfen und fluchen zu sehen.

Unvergessen sein Motto vor dem Sieg der Suns in Spiel fünf: "Wir müssen gewinnen, um Chicago zu retten". Die "windige" Stadt hatte sich schon auf die Meisterfeier vorbereitet. Die Randalierer in Chicago auch. Die Polizei in Alarmbereitschaft, Häuser und Geschäfte verrammelt und verriegelt.

Barkley hielt Wort, die Bulls mussten noch warten. Die Fans sahen den finalen Sieg nur aus der Ferne. Die Stadt blieb heil. Chicagos Bürgermeister wird es Barkley wohl heute noch danken.

Übergewicht und Drogen

Phoenix feierte fast ein perfekte Saison. 25 Jahre Suns. Zum Jubiläum - eine neue Halle, ein starkes Team und mit Barkley einen Star. Dazu "The Big O", Oliver Miller, ein Riese, der mehr Probleme mit seinem Übergewicht als mit seinen Gegnern hatte. Dan Majerle, "Thunder Dan": sechs Dreier im legendären dritten Spiel, das erst nach dreifacher Verlängerung entschieden wurde.

Richard Dumars, liebte Basketball, aber auch die Drogen. Nur drei Jahre NBA. Schade. Danny Ainge, der hinten ackerte und vorne verrückte Dreier traf.

Kevin Johnsom, der Spielmacher, ein Sprinter unter der Korbjäger, leider viel zu häufig verletzt. Die Suns hatten die beste Bilanz und daher auch Heimrecht in den Finals.

Jordan und das perfekte Puzzle

Doch der hatte keine Bedeutung gegen die Bulls. Im Finale des Ostens gegen New York mit 0:2 zurück und trotzdem zurückgekommen. Dank Jordan. Sein Hobby, das Zocken, wurde in New York während der Serie bekannt und ausgeschlachtet. Jordan nahm es als Motivation.

Drei Titel in Folge. Es war für "Air Jordan" die größte Herausforderung seiner sportlichen Laufbahn. Er hat sie vollbracht. Ein paar Jahre später noch einmal. Unmenschlich. Sechs mal Finale. Sechs Titel. Perfekt.

Pippen war sein erster Adjutant, auch 1993. Dazu Horace Grant, die Reboundmaschine. Der "General" wie sie ihn nannten, Markenzeichen: Sportbrille Marke Eigenbau. Bill Cartwright, der Mann mit der ungewöhnlichsten Wurftechnik in der Historie der NBA.

BJ Armstrong, der auch mit 25 noch aussah wie mit 13. Der bester Deierschütze der Saison 92/93. Im Schatten der Stars tauchten noch Wasserträger wie Trent Tucker oder Scott Williams auf. Perfekte Puzzlestücke im Team des "Zen Masters" Phil Jackson.

Streber als Matchwinner

Einen dürfen wir natürlich nicht vergessen, den Matchwinner in Spiel sechs. John Paxon. Einserstudent in der Unizeit. Rollenspieler. Clever und später Manager bei den Bulls. Er traf per Dreier zum 99:98 Endstand.

Schon im Moment des Wurfes, meinte Michael Jordan später, war ihm klar, dass die Finalserie 1993 damit entschieden war. Der größte Basketballer aller Zeiten hatte Recht, mal wieder.

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