NHL

Gestatten, "Yoh kuhn Hehsht"

Von Interview: Alexander Mey
hecht, buffalo, sabres
© Getty

München - Jochen Hecht ist doch eigentlich ein gar nicht so komplizierter deutscher Name. Möchte man meinen, doch in den USA ist das mit den europäischen Namen so eine Sache.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nicht umsonst bietet der amerikanische Sportsender "ESPN" auf seiner Website eine Lautschrift zu jedem ausländischen Spieler an. Danach heißt der zurzeit vielleicht beste deutsche Eishockey-Spieler "Yoh kuhn Hehsht".

Das fällt gerade im Moment stark auf, da "Yoh kuhn Hehsht" in der NHL in aller Munde ist. Zunächst wurde er von seinen Teamkollegen bei den Buffalo Sabres als erster Deutscher in den USA zum Kapitän gewählt, dann verlängerte er seinen Vertrag um vier Jahre.

Grund genug für SPOX.com, mit Hecht über den Sport und das Leben in Buffalo zu sprechen, seine Einstellung zu einer Rückkehr in die DEL und das Netzwerk der deutschen Nationalspieler.

SPOX: Vertrag verlängert, Kapitän bei den Sabres: Da kann man eigentlich nur gratulieren.

Jochen Hecht: Ja danke schön! Aus persönlicher Sicht bin ich sehr froh. Kapitän bin ich allerdings nur für diesen Monat. Ab dem kommenden Monat bestimmt das der Trainer. Im ersten Monat haben die Spieler gewählt und es ist eine Auszeichnung für mich, dass sie mich gewählt haben.

SPOX: Sie haben Ihren Vertrag um vier Jahre verlängert. Ist das der letzte große Vertrag?

Hecht: Wahrscheinlich. Ich wollte unbedingt einen Vierjahresvertrag haben. An dessen Ende bin ich 34 Jahre alt, danach muss ich schauen, wie es mir körperlich geht und ob es noch Spaß macht. Dann schaue ich von Jahr zu Jahr. Aber wenn es dann noch Spaß macht und die Mannschaft gut ist, mache ich auch bis 35 oder 36 weiter.

SPOX: Kommt auch eine Rückkehr nach Deutschland in Frage?

Hecht: Klar kann ich mir vorstellen, in Deutschland noch ein oder zwei Jahre zu spielen. Sollte ich hier in der NHL nicht mehr gefragt sein, aber trotzdem noch Spaß an der Sache haben, dann spiele ich eben noch einmal in der DEL.

SPOX: Egal wo, oder zieht es Sie in die Heimat nach Mannheim?

Hecht: Es wird wahrscheinlich in Richtung Heimat gehen. Aber bis dahin ist noch viel Zeit.

SPOX: Hat die Vertragsverlängerung nur sportliche Gründe oder lieben Sie einfach das Leben in Buffalo?

Hecht: Es ist privat sehr angenehm hier. In Buffalo gibt es gute Schulen, das ist wichtig für die Kinder. Buffalo ist auch keine Großstadt, was den Spielplan sehr angenehm macht. Man ist meistens um Mitternacht zu Hause und kann im eigenen Bett schlafen. Das ist einiges wert.

SPOX: Auch die Sehenswürdigkeiten sind toll. Man denke nur an die Niagara-Fälle nebenan.

Hecht (lacht): Die habe ich mittlerweile schon oft genug gesehen. Da vergeht einem so langsam die Lust dran.

SPOX: Sie sind aus Edmonton nach Buffalo gekommen. Fühlen Sie sich im hohen Norden besonders wohl?

Hecht: Das ist Zufall, dass ich immer im Norden gelandet bin. Edmonton fanden ich und meine Familie nicht so toll, weil wir in acht von den neun Monaten, die wir da waren, Winter hatten. Und da ist es mal so richtig kalt.

SPOX: Die amerikanische Lautschrift bezeichnet Sie als "Yoh kuhn Hehsht". Wann haben Sie die Hoffung aufgegeben, dass man Ihren Namen richtig ausspricht?

Hecht: Schon im ersten Jahr. Es war schnell klar, dass das niemand auf die Reihe bringt. Ich bin schon ganz zufrieden, wenn sie "Heckt" sagen. Zumindest weiß dann jeder, dass ich gemeint bin.

SPOX: Wie hat sich Ihre Rolle im Team verändert, nachdem Leistungsträger wie Chris Drury und Daniel Briere weg sind?

Hecht: Ich übernehme auf jeden Fall mehr Verantwortung. Vorher waren die beiden die Hauptakteure, jetzt müssen alle anderen ein bisschen mehr leisten. Das macht es aber für unsere Gegner auch schwieriger, weil wir viel schwerer auszurechnen und deshalb gefährlicher sind. Ich selbst bin mittlerweile eher der defensive Spieler in der Mannschaft und spiele im Moment nicht mehr in Überzahl. Stattdessen stehe ich eigentlich immer gegen die Top-Reihe des Gegners auf dem Eis.

SPOX: Buffalo gilt nicht als einer der Playoff-Favoriten im Osten. Wie sehen Sie das?

Hecht: Wir wollen auf jeden Fall in die Playoffs kommen und dort unser Timing ein bisschen besser erwischen als letztes Jahr. Damals haben wir ausgerechnet in den Playoffs keine gute Form gehabt. Diesmal müssen wir in den Playoffs auf dem Höhepunkt sein, dann können wir alles schaffen. Unsere Mannschaft ist gut und immer noch sehr ausgewogen. Wenn die jungen Spieler mehr Selbstvertrauen haben, sind wir immer noch eine der Top-Mannschaften in der Liga.

SPOX: Welchem Gegner würden Sie gerne aus dem Weg gehen?

Hecht: Ottawa. Die Spiele gegen die Senators waren immer schwer für uns. Folglich haben wir letztes Jahr auch klar in den Playoffs verloren.

SPOX: Beobachten Sie die anderen Deutschen in der NHL, zum Beispiel Dimitri Pätzold bei seinem Debüt?

Hecht: Nicht wirklich. Ich habe nur gehört, dass er es in die Mannschaft geschafft hat. Das freut mich natürlich, weil dadurch andere motiviert werden, hart an sich zu arbeiten, um auch den Sprung in die NHL zu schaffen.

SPOX: Gibt es so etwas wie ein deutsches Netzwerk unter den NHL-Legionären?

Hecht: Nein. Dazu ist die Zeit einfach zu knapp.

SPOX: Und wie ist es mit Bundestrainer Uwe Krupp?

Hecht: Vielleicht sehe ich ihn einmal in Atlanta, wenn wir dort spielen, aber regelmäßigen Kontakt gibt es auch zu ihm nicht. Ich habe mit ihm im Sommer einmal telefoniert, aber das war's dann auch. Ich weiß aber, dass er uns beobachtet.

SPOX: Wie groß ist das Thema Nationalmannschaft noch für Sie?

Hecht: Wenn es sich zeitlich machen lässt, ist es für mich immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen. Es ist immer wieder etwas Tolles, bei der WM dabei zu sein.

SPOX: Sind Sie 2008 bei der WM dabei, wenn es die Lage in der NHL zulässt?

Hecht: Die Playoffs, sollten wir sie erreichen, kommen natürlich an erster Stelle. Aber sollte es möglich sein, bin ich dabei.

Artikel und Videos zum Thema