NFL

Verletzungs-Schock an allen Orten

Von Florian Regelmann
NFL, Trent Green, Dolphins
© Getty

München - Jede Woche spielt sich in den Media-Rooms der NFL-Teams das gleiche Szenario ab. Die wöchentliche Pressekonferenz steht an und der jeweilige Head Coach beginnt immer damit, über die aktuelle Verletztenliste zu referieren.

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Von "wahrscheinlichen" über "fragliche" geht es bis zu "zweifelhaften" Einsatzchancen der Spieler. Es kann schon mal zehn Minuten dauern, ehe die erste Frage gestellt werden kann. Das war schon immer so. Aber was sich diese Saison in der NFL abspielt, ist in diesem Ausmaß der pure Wahnsinn und zuweilen sehr skurril.

Alles fing an mit der schrecklichen Verletzung von Kevin Everett. Der Tight End der Buffalo Bills blieb beim Auftaktspiel gegen Denver nach einem Tackle minutenlang regungslos am Boden liegen. Zuerst schien es so, als ob Everett nach einem Wirbelbruch gelähmt bleiben würde, aber zum Glück machte die Genesung des 25-Jährigen schnell Fortschritte. Seine Aussichten, ein normales Leben führen zu können, sind gut.

Schreckliche Bilder häufen sich 

Kaum hatte man den Everett-Schock verdaut, brach sich Cedric Killings, Defensive Tackle von den Houston Texans, einen Halswirbel. Man sah die gleichen schlimmen Bilder. Doch wie durch ein Wunder konnte er schon am nächsten Tag im Krankenhaus wieder stehen, und am Ende der Woche besuchte er bereits seine Teamkollegen beim Training. Eigentlich unglaublich.

Seitdem hat man sich daran gewöhnt. Fast an jedem Spieltag sieht man NFL-Profis, die zu aller Vorsicht festgezurrt auf einer Trage vom Platz getragen werden. Mannschaftskollegen und Gegner gehen zum Gebet auf die Knie. Man sitzt sprachlos vor dem Fernseher.

Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel der Pittsburgh Steelers. Nach Woche drei noch völlig verletzungsfrei, gehen mittlerweile mit Troy Polamalu, Hines Ward und Casey Hampton drei Pro Bowler am Stock. Auch das ist die NFL. Titelchancen hängen oft an einer einzigen Verletzung, die jeden Tag, jede Minute passieren kann. Es sind angsteinflößende vier Wörter, die zurzeit die Schlagzeilen aus der NFL bestimmen: "Out for the season."

SPOX.com hat die neuesten drei Schocker-Verletzungen zusammengetragen:

Trent Green (Quarterback Miami Dolphins):

Die Fortsetzung von Trent Greens Karriere steht mehr denn je in den Sternen. Green erlitt in der Partie gegen die Houston Texans eine Gehirnerschüttung dritten Grades, die schwerste Form. Es ist bereits das zweite Mal, dass der 37-Jährige eine schwere Kopfverletzung erlitten hat.

Vielleicht wäre es tatsächlich besser, die Karriere zu beenden. Green ist finanziell abgesichert, hat eine Familie und spielt für ein Team, das auf absehbare Zeit nicht im Ansatz Playoff-Chancen haben wird. Warum da unnötig die Gesundheit aufs Spiel setzen? Green gilt zudem als extrem intelligent und hat gute Chancen, eine zweite Karriere als Experte beim Fernsehen zu machen.

Jake Delhomme (Quarterback Carolina Panthers):

Delhomme wird nach einer Ellbogen-Operation sieben bis neun Monate ausfallen. Sogar die Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn ist gefährdet. Ellbogen-Verletzungen haben schon die Karrieren der Quarterback-Legenden Terry Bradshaw und Joe Montana beendet. Backup-Quarterback David Carr plagt sich zu allem Übel mit einer Rückenverletzung herum.

Die Panthers haben darauf bereits reagiert und Vinny Testaverde verpflichtet. Der bald 44-Jährige war selbst überrascht von dem Interesse an ihm. Acht Jahre bevor die Panthers überhaupt in die NFL kamen, war Testaverde bereits ein Nummer-1-Pick. Die Verpflichtung des Oldies, der Ausdruck purer Verzweiflung.

Matt Leinart (Quarterback Arizona Cardinals):

Leinart zog sich beim Spiel bei den St. Louis Rams einen komplizierten Schlüsselbeinbruch zu, als er von Will Witherspoon gesackt wurde. Ein bitterer Rückschlag in der Karriere von Leinart. Der Nummer-10-Pick im 2006 Draft und ehemalige Heisman-Trophy-Sieger konnte die großen Erwartungen bislang nie hundertprozentig erfüllen.

In dieser Saison hatte sich Head Coach Ken Whisenhunt zuletzt für eine ungewöhnliche Taktik entschieden. Er führte den "Relief Quarterback" ein, Leinart musste sich die Spielzeit mit Kurt Warner teilen. Ab sofort sind die Cardinals ganz Warners Team.

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