NBA

Kosmetische Korrekturen

Von Haruka Gruber
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© Getty

München - Der Ethik-Lehrer nennt es moralisches Quidproquo, der Otto-Normal-Bürger "aus der Not eine Tugend machen" und Dirk Nowitzki der größten Playoff-Blamage der NBA-Geschichte etwas Positives abgewinnen.

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Pünktlich zum Trainingsstart der Dallas Mavericks gab die Nummer 41 eine Kostprobe seiner Zuversicht und erklärte, warum das Erstrunden-Aus gegen die Golden State Warriors positiv sei für die Titelambitionen der Mavs.

"Letzte Saison waren wir einer der Topfavoriten, aber der Druck war vielleicht zu hoch", sagte der 29-Jährige. "In diesem Jahr sind wir die Underdogs, und das ist eine Rolle, die uns besser liegen sollte." Ähnlich argumentierten Jason Terry und Coach Avery Johnson.

Bei den Mavs ist demnach eitel Sonnenschein angesagt, SPOX.com will sich davon aber nicht blenden lassen und zeigt zu Beginn der Saisonvorbereitung mögliche Problemfelder auf. Immerhin wurde Dallas in der Postseason von einem Durchschnittsteam wie Golden State auseinandergenommen.

1. Fehlende Neuzugänge

Dallas' Offseason-Bemühungen gingen über kosmetische Korrekturen nicht hinaus. Zwar stellten sich die Mavs artig in die Warteschlangen für respektable Verstärkungen wie Steve Francis oder James Posey, unterschrieben haben sie aber am Ende doch woanders.

Eddie Jones ist der namhafteste Neuling, seine Formkurve zeigt mit 35 Jahren jedoch steil nach unten. Und ob Trenton Hassell ein Upgrade zu dem im Tausch nach Minnesota geschickten Greg Buckner darstellt, ist fraglich. Beide sind ordentliche Verteidiger mit einem ordentlichen Dreier-Wurf - mehr aber nicht.

Dennoch behauptet General Manager Donnie Nelson: "Das Spielermaterial war schon letztes Jahr gut genug, um den Titel zu holen. Nur in den Playoffs lief es nicht." Ähnlich Terry: "Wir haben gute Schützen und tolle Verteidiger. Wir haben eine komplette Mannschaft."

2. Fehlende Helfer für Nowitzki

Hinter dem langen Blonden klafft in der Rotation ein riesiges Loch. Austin Croshere ist weg, der designierte Backup ist nun Brandon Bass, letzte Saison bei den New Orleans Hornerts.

Bass ist athletisch, hat Masse für die Positionskämpfe unter dem Korb und greift sich den einen oder anderen Rebound. Das Problem: Sein Repertoire umfasst nicht viel mehr. Der Karriereschnitt beträgt 2,2 Punkte.

Eine Premiumlösung als Nowitzkis Stellvertreter wäre Chris Webber. Der Ex-All-Star lehnte jüngst ein Angebot von Olympiakos Piräus über zehn bis zwölf Millionen Dollar ab und betrachtet die Mavs als mögliches Ziel. Er favorisiert aber offenbar nach wie vor seinen derzeitigen Klub Detroit.

3. Fehlende Anführer

Stichwort Nowitzki: Coach Johnson forderte vor zwei Wochen mit deutlichen Worten, dass sich der Power Forward vor allem als Teamleader weiterentwickeln müsse.

Dieser kann sich aber offenbar noch immer nicht mit dieser Rolle anfreunden. "Wir wissen doch alle, dass ich nicht der Typ bin, der sich hinstellt und lange Reden hält", so Nowitzki. "Wir haben einige Veteranen im Kader, die mir etwas von der Verantwortung abnehmen können. Basketball ist ein Teamsport." Das Problem jedoch: Von den angesprochenen Veteranen mit integriertem Leadership-Gen gibt es nicht viele. Jerry Stackhouse, Devean George, vielleicht noch Jones.

4. Fehlende Größe

Johnson hat sich festgelegt. Zukünftig soll Devin Harris die Spielmacherrolle hauptberuflich ausfüllen, damit wird Jason Terry vermutlich auf die Shooting-Guard-Position rücken.

Die Krux: Stehen Harris (1,91 Meter) und Terry (1,88) zusammen auf dem Parkett, ist das Backcourt extrem klein aufgestellt. "Die Zwei können zusammen vorne sehr gefährlich sein, aber am Brett und in der Defensive ist es sicherlich riskant", sagt Johnson. Bis die richtige Balance gefunden wird, könnte aber Zeit vergehen, wie der Coach zugibt: "Wir müssen versuchen, in der Regular Season das richtige Maß zu finden."

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