Eierschlag, Thriller und Fiasko

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MAI

Der Thriller um die HBL-Krone

24.5.: Dieser Samstag bleibt für immer unvergesslich. Die Ausgangslage vor dem letzten HBL-Spieltag: 1. Rhein-Neckar Löwen, 57:9 Punkte, Tordifferenz plus 229. 2. THW Kiel, 57:9 Punkte, Tordifferenz plus 222. Die Löwen mussten in Gummersbach ran, die Zebras empfingen Berlin. Was sich dann abspielte, war an Dramatik nicht zu überbieten, eine Achterbahnfahrt der Emotionen.

Wie im Rausch nahm Kiel die Füchse auseinander (37:23), die Badener setzten sich derweil beim VfL nicht hoch genug durch (40:35). Zwei mickrige Tore machten schließlich den Unterschied zwischen Jubel, Trubel, Heiterkeit und totaler Depression - der THW war Meister!

"So etwas habe ich noch nie erlebt, das ist der absolute Wahnsinn", war selbst der sonst so nüchterne THW-Trainer Alfred Gislason völlig aus dem Häuschen. Uwe Gensheimer brachte die Gefühlslage der Verlierer zum Ausdruck: "Ich bin total leer und am Boden zerstört."

Was sonst noch los war:

15.5.: Das Chaos beim HSV geht in die heiße Phase. Den Hamburgern wird durch den Ligaverband die Lizenz für die Saison 2014/20154 verweigert. Die Norddeutschen legen Einspruch ein.

JUNI

Der Wahnsinn von Köln

1.6.: Den FC Barcelona und den THW Kiel geschlagen - und das innerhalb von zwei Tagen. Verdienter als Flensburg kann man nicht die Champions League gewinnen. Vor allem das Halbfinale gegen die Katalanen war purer Wahnsinn. In letzter Sekunde rettete Holger Glandorf die SG nach deutlichem Rückstand mit seinem Treffer zum 32:32 in die Verlängerung, im Siebenmeterwerfen avancierte schließlich Keeper Mattias Andersson zum Helden.

Auch im Endspiel liefen die Flensburger einem Sechs-Tore-Rückstand hinterher, bogen die Partie gegen immer müder werdende Kieler aber noch um. Am Ende hieß es 30:28, erneut war es Andersson, der seiner Mannschaft den entscheidenden Vorteil verschaffte.

"Es ist ein Traum wahr geworden. Diese Mannschaft hat Geschichte geschrieben. Es ist der absolute Wahnsinn, ich kann das noch gar nicht begreifen", sagte SG-Boss Dierk Schmäschke. Gut für die HBL: Nach Kiel 2012 und Hamburg 2013 war es der dritte Triumph eines deutschen Klubs in der Königsklasse in Serie.

Was sonst noch los war:

11.6.: Die deutschen Handballerinnen qualifizieren sich durch ein 23:21 in Skopje gegen Mazedonien vorzeitig für die Europameisterschaft in Ungarn und Kroatien.

14.6.: Das DHB-Team vermasselt die Qualifikation für die WM 2015 in Katar. Nach der 24:25-Pleite im Playoff-Hinspiel in Danzig geht auch das Rückspiel in Magdeburg mit 28:29 verloren.

18.6.: Der DHB zieht die Konsequenz aus den Niederlagen gegen Polen. Bundestrainer Martin Heuberger wird gefeuert. Es beginnt eine lange Suche nach einem Nachfolger.

JULI

Ein Geschenk namens Wildcard

8.7.: Die Gerüchte hatten sich bereits in den Tagen zuvor verdichtet, nun war es Gewissheit. Deutschland hat sportlich zwar versagt, darf aber mit einer Wildcard ausgestattet trotzdem zur Weltmeisterschaft 2015 in die Wüste fahren. Sehr zum Leidwesen der Australier, die mit einer hanebüchenen Begründung wieder ausgeladen wurden.

"Es liegt jetzt an uns zu beweisen, dass wir ein würdiger Teilnehmer der WM in Katar sind", sagte Bernhard Bauer. Man merkte allerdings dem DHB-Boss genau wie seinem Vize Bob Hanning in den folgenden Tagen deutlich an, dass die Teilnahme für den deutschen Handball zwar elementar, aber doch auch irgendwie peinlich ist.

Monate später bekam die ganze Geschichte noch einen zusätzlichen unguten Geschmack. Von Polens Nationaltrainer Michael Biegler angeschoben wurde verbreitet, dass Deutschland bereits vor den Playoff-Duellen als WM-Teilnehmer festgestanden habe.

Was sonst noch los war:

1.7.: Wende im HSV-Theater: Die Hamburger erfüllen die Auflagen den unabhängigen Schiedsgerichts der HBL fristgerecht und erhalten doch noch die Lizenz für die Saison 2014/2015. Die Entscheidung stößt längst nicht überall auf Verständnis.

3.7.: Trainer Martin Schwalb erleidet wenige Stunden nach seiner Entlassung beim HSV einen Herzinfarkt. Einen Tag später ist er außer Lebensgefahr. Wochen später schildert der 51-Jährige die dramatische Situation in der "Bild": "Ich lag auf allen Vieren im Bett, konnte mich vor Schmerzen nicht bewegen. Als die Nachbarin nach mir schaute, habe ich sie noch weggeschickt. Zum Glück ist sie auf der Treppe ins Obergeschoss sitzen geblieben. Hätte sie mich noch eine Stunde allein gelassen, wäre ich nicht mehr hier." Dicker Kuss an Schwalbes Nachbarin!

3.7.: Uwe Schwenker wird auf der Mitgliederversammlung der HBL zum neuen Vorsitzenden des Ligaverbands gewählt. Er ersetzt Reiner Witte.

23.7.: Mimi Kraus wird vorläufig suspendiert, nachdem er drei Doping-Meldepflicht- und Kontrollversäumnisse binnen 18 Monaten begangen hat.

23.7.: Vlado Stenzel, der Deutschland 1978 als Bundestrainer zum WM-Titel führte, feiert seinen 80. Geburtstag. Von manchen belächelt, von anderen als Magier verehrt, hat der Kroate immer einen Spruch auf den Lippen. Hier ein paar Kostproben:

"Große Spieler kann ich besser machen, aber kleine Spieler kann ich nicht wachsen lassen." (Stenzel begründet die Tatsache, dass er auf großgewachsene Spieler setzt)

"Müssen Wunder machen." (Stenzel vor der WM 1978, die für Deutschland völlig überraschend mit dem Titelgewinn endet)

"Meine Mannschaft ist so intelligent, die kann ruhig einen doofen Trainer haben." (Stenzels Reaktion auf die Kritik an seiner Person)

26.7.: Zerstochene Reifen, ein Brandanschlag und ein Drohbrief: Die Öffentlichkeit erfährt, dass Schiri-Boss Peter Rauchfuß seit Monaten von Unbekannten terrorisiert wird.

AUGUST

Habemus Bundestrainer

Monatelang dauerte es, bis über dem Willi-Daume-Haus in Dortmund endlich weißer Rauch aufstieg und ein Nachfolger für Heuberger präsentiert werden konnte. Dagur Sigurdsson. "Der DHB bekommt einen Spitzentrainer. Wir hätten Dagur gern bei den Füchsen behalten, lassen ihn aber zum Wohl des deutschen Handballs ziehen", erklärte Hanning - DHB-Vize-Präsident und Füchse-Boss in Personalunion - etwas pathetisch.

Womit er sich übrigens prompt den Zorn von Stefan Kretzschmar einhandelte. "Die Haltung der Füchse, in Person von Bob Hanning und Frank Steffel, geht mir auf den Sack", wetterte Kretzsche bei "Sport1". Er finde es "völlig übertrieben", dass man sich in Berlin "zum Retter des deutschen Handballs aufschwingt".

Und was meinte Sigurdsson selbst zu seiner neuen Rolle, die er bis zum Ende der Saison noch in Doppelfunktion ausübt? "Ich bin unheimlich stolz. Ich bedanke mich beim DHB und auch bei der Handball-Bundesliga für das große Vertrauen."

Was sonst noch los war:

19.8.: Meister Kiel gewinnt den Supercup durch ein 24:18 gegen Pokalsieger Berlin

25.8.: Der frühere deutsche Spitzenschiedsrichter Jürgen Thomas stirbt im Alter von 68 Jahren. Er war bei zwei Olympischen Spielen und zwei Weltmeisterschaften dabei.

28.8.: Göppingens Kraus wird nach seinem Verstoß gegen die Anti-Doping-Richtlinien freigesprochen.

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