"Zeig, dass du besser bist als Weiser"

Von Marc Hauser
"Zeig der Welt, dass du besser bist als Weiser"
© SPOX

Die 52. Spielzeit der Bundesliga ist vorbei und hatte mal wieder einiges zu bieten: Vom spannendsten Abstiegskampf aller Zeiten bis hin zur Aufnahme in die Hall of Fame der Ligen, die die Ehre hatten, einen Lord Bendtner zu beherbergen, war wirklich alles dabei. Der etwas andere Wochenrückblick hat die Saison deshalb noch einmal Revue passieren lassen und jeden Verein etwas genauer unter die Lupe genommen. Viel Spaß!

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1. Guardi#yolo und das Allianz Moos

In der insgesamt durchwachsenen Saison des FC Bayern stand vor allem Trainer Pep Guardiola im Mittelpunkt, der es als erster Trainer der Welt geschafft haben dürfte, in 34 Spielen 38 verschiedene Startformationen aufs Feld geschickt zu haben. So stand am Ende zwar mal wieder die deutsche Meisterschaft, die auf dem Münchener Rathausbalkon so frenetisch gefeiert worden war wie ein Wahlsieg der Linken im Freistaat , doch so richtig zufrieden sein wollte mit der Saison niemand.

Während Matthias Sammers Kopf nach dem Halbfinal-Aus in der Königsklasse gegen den FC Barcelona schon wieder den Farbton einer Tomate annahm und sein Blutdruck in die Höhe der griechischen Staatsschulden schoss, Paul Breitner den restlichen 17 Bundesligisten einen Workshop in Sachen Konzept anbot, Pep Guardiola auf der Suche nach neuen Super, Superlativen für seine Spieler und Gegner war, saß Dr. Müller-Wohlfahrt ganz entspannt auf der Veranda seines Hauses mit der neusten Ausgabe der "Apotheken Umschau" , nippte an seinem Kaffee und vervollständige die vor sich liegende Strichliste mit Anrufen von verletzen Bayern-Spielern, die um eine private Behandlung baten.

Nichtsdestotrotz war die öffentliche Kritik an Guardi#yolo (Marcel Reif) gegen Saisonende schon erstaunlich laut. Während man die #miasanausgerutscht-Niederlage im Pokal gegen den BVB noch auf das "Allianz Moos " (Marcel Reif) schieben konnte, hatte er sich in der Champions-League laut anerkannten Fußball-Experten wie Lothar Matthäus oder Thomas Gottschalk schlichtweg vercoacht.

Das Matthäus- Gesabbel konnte man dabei noch als beleidigte Trotzreaktion abstempeln, da ihm nach dem BVB-Spiel nicht der Job als Greenkeeper angeboten worden war. Doch was Gottschalk bei "Sky90" von sich ließ, war schon harter Tobak: "Guardiola nach Heynckes, das ist wie Markus Lanz nach mir". Rumms! Bei so einer Aussage wird sogar Jerome Boateng der Boden unter den Füßen weggezogen.

Der etwas andere Wochenrückblick hat noch andere passende Vergleiche parat: Guardiola nach Heynckes, das ist so wie David Moyes nach Sir Alex Ferguson, Ashton Kutcher nach Charlie Sheen oder "Der etwas andere Wochenrückblick" nach der "Alternativen Liste". Doch nicht nur Guardiola bekam ordentlich sein Fett weg, sondern auch Mario Götze, wobei dieser das auch mal durchaus wörtlich nehmen könnte. So wurde unser WM-Held von Kaiser Franz als "Jugendspieler" bezeichnet, der die nötige Seriosität vermissen ließe, um beim FC Bayern zu spielen. Man darf gespannt sein, wie groß der Umbruch bei den Bayern im Sommer sein wird und welche Spieler Matthias Sammer verpflichten wird. Natürlich nur, um die Konkurrenz zu schwächen.

Wochenrückblick-Note: 3+

2. Die Gnade des Lord

Die Wölfe gehören sicher zu den positivsten Überraschungen der Saison. Während man zu Zeiten von Felix Magath noch mehr Spieler im Kader als Fans auf der Tribüne hatte, sind es nun ungefähr gleich viele. Ungeachtet aller berechtigten oder weniger berechtigten Vorurteile über diesen Verein muss man jedoch anerkennen, dass es Klaus Allofs und Dieter Hecking gelungen ist, die blendenen Voraussetzungen in der Autostadt zu nutzen und daraus eine funktionierende Fußballmannschaft zu formen.

In der Abwehr thront King Naldo mal wieder über allen, im Mittelfeld ist Luiz Gustavo auf Zweikämpfe so hungrig wie Ali Bumaye nach einer zweiwöchigen Salat-Diät und während die Offensive in den vergangenen Jahren oft blass blieb, sorgt dort nun ein Belgier, der aussieht, als wäre er gerade eingeschult worden, für de Bruyne im Offensivspiel des VfL. Und sollte es vorne doch mal nicht klappen, hilft ja bekanntermaßen der liebe Gott, der dann in der Regel mit der Rückennummer 3 zehn Minuten vor Spielende eingewechselt wird.

Auch die disziplinarischen Verwirrungen, die es zeitweise gab, weil der Lord eine Stunde zu spät zum Training kam und deshalb aus dem Kader gestrichen wurde, sind mittlerweile ausgeräumt. Man hat in Wolfsburg wohl noch nicht mitgekriegt, dass der Lord selbst bestimmt, wann das Training los geht und er somit nicht zu spät, sondern alle anderen eine Stunde zu früh da waren. Man mag nur hoffen, dass der Lord trotz dieses Wolfsburger Fauxpas Gnade walten lässt. Die einzige Ungereimtheit in einer ansonsten (fast) perfekten Wolfsburger Saison.

Wochenrückblick-Note: 1-2

3. Das Bayer Leverkusen der Herzen

Noch höher einzuordnen als die Wolfsburger Saison ist sicher die der Borussia aus Mönchengladbach. Wie ein Schweizer Uhrwerk mit Uhrenmacher Lucien Favre liefen die Gladbacher in diesem Jahr mit einer beeindruckenden Bilanz und ohne richtige Schwächephase.

Fels in der Brandung war wieder einmal Martin Stranzl, der wie guter Wein im Alter immer besser wird. Dabei wollte Stranzl eigentlich schon vor zwei Jahren seine Karriere beenden. Wenn er so weiter macht, spielt er wahrscheinlich immer noch Bundesliga, wenn sich die Menschen schon lange per Teleportation fortbewegen, große Gebäude mit 3D-Druckern hergestellt werden und der FC Schalke 04 zweimaliger deutscher Meister ist .

Favre ist es derweil sogar gelungen, einem Patrick Herrmann Konstanz zu verleihen und Ibrahima Traore von einem wie von einer Biene in den Hintern gestochenen Irrwisch in einen wie von einer Biene in den Hintern gestochenen Irrwisch, der ab und zu auch mal das Tor trifft, zu transformieren. Für die beste Rückrundenmannschaft, die im Verlauf der Rückrunde länger ungeschlagen war als Sylvie van der Vaart, wäre es am Saisonende fast sogar noch die Vizemeisterschaft geworden - doch da Wolfsburg zu stark war, blieb man sozusagen das Bayer Leverkusen der Herzen.

Wochenrückblick-Note: 1-

4. Das Sergio-Ramos-Gedächtnis-Elfmeterschießen

Bei Bayer Leverkusen hatte man in dieser Saison irgendwie immer das Gefühl, als würden sie einen Schritt nach vorne und gleichzeitig einen nach hinten machen. Zu Saisonbeginn glich das Team von Trainer Roger Schmidt einem größeren Hühnerhaufen als ein Freilandgelände von Wiesenhof.

Vorne hui und hinten Sebatian Boenisch lautete da das Motto, unter dem man es u.a. fertig gebracht hat, 3:3 gegen Werder Bremen und den VfB Stuttgart zu spielen. In der Mitte der Saison war es plötzlich andersrum und gegen Ende lief es dann. Negativ in Erinnerung bleiben werden das Sergio-Ramos-Gedächtnis-Elfmeterschießen gegen Altetico Madrid sowie die Kopfnussattacke von Emir Spahic gegen einen Leverkusener Ordner, nach der sich Hakan Calhanoglu Gerüchten zufolge aus Angst direkt krankschreiben ließ.

Trotzdem unterm Strich eine gute Saison der Bayer-Elf, auf der sich aufbauen lässt. Vielleicht kann man ja nächstes Jahr sogar wieder in den Kampf um die Vizemeisterschaft eingreifen.

Wochenrückblick-Note: 2

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