"Dicker Tyton, Kartoffelsalat!"

Von Marc Hauser
Dieser Hans-Entertainment-Moment, wenn 69 plötzlich auch deine Gegentoranzahl ist #amenakoi
© getty

Die Saison ist mitten in der ganz heißen Phase, dementsprechend viel ist auch außerhalb des Platzes los. Der etwas andere Wochenrückblick liefert nochmal einen Überblick über Fußballprofis an der Armutsgrenze, abgehobene Latinos und fiegende Maultaschen.

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1. Breaking Bayern: Better caul Saul Was war das nur für ein Fußballspiel am Dienstagabend in München! Nachtwächter Jan Oblak als letzte Instanz der schwarzen Festung Atletico, die mit vereinten Kräften die Angriffe der komisch aussehenden Gestalten aus dem Norden abwehrten und ins Endspiel einzogen, während ihr Herrscher Lord Simeone am Seitenrand die eigenen Team-Verantwortlichen verkloppte. Lediglich a little Partey never killed nobody.

Nach dem Hinspiel, das unter dem Motto "Breaking Bayern: Better caul Saul" (Quelle: "Bleacher Report UK") lief, machte sich sogar noch Marco Reus über die Niederlage der Bayern lustig. In zwei Jahren spielt er aber eh da. Im Rückspiel dominierten dann allerdings die Münchener und schieden nur mit viel Pech aus. Nach der Partie meldete jedoch mal wieder das Leitnersche Mimosen-Barometer über München Vollausschlag. Karl Heinz Rummenigge zufolge, der in letzter Zeit mal wieder nerviger unterwegs ist als Skyler White, wurden die Bayern gegen Atletico nämlich vom Schiedsrichter betrogen. Janek Sternberg war zu keiner Stellungnahme bereit.

2. Flugeinlage Richtung Chile Auch Arturo Vidal musste mit seiner Aussage "Heute hat der hässlichste Fußball gegen den schönsten Fußball gespielt" natürlich seinen Senf dazu geben. Oder wie man es ebenso formulieren könnte: Heute hat der effektivste Fußball gegen den langweiligsten Fußball gespielt. Vor allem Vidal sollte spätestens nach seiner Flugeinlage Richtung Santiago de Chile im Pokalhalbfinale gegen Bremen was hässlichen Fußball angeht am besten ganz ruhig sein. Rummenigge meinte nach der Aktion Vidals gegen Bremen noch, Bayern sei ein Verein, der dafür bekannt ist, keine Schwalben zu fabrizieren. Ist klar. Und Deutschland ist dafür bekannt, keine Weltkriege anzuzetteln und Frauke Petry ist dafür bekannt, jeden Montagabend mit Flüchtlingskindern aus Aleppo Bingo zu spielen.

3. q.e.d. Einen bundesweiten Aufschrei gab es auch nach der Meldung des bevorstehenden Wechsels von Mats Hummels zu den Bayern. Vor allem eine Aussage Hummels' nach dem Götze-Abgang stand dabei im Fokus: "Sportlich gibt es keinen Grund, uns zu verlassen." Womit Hummels im Nachhinein sogar Recht behalten sollte. Der international größte sportliche Triumph auf Vereinsebene war sowohl für Götze als auch Lewandowski die Final-Teilnahme 2013 mit dem BVB. Quot erat demonstrandum.

4. Das war die Wende, Karriereende Für den größten Shitstorm der Woche sorgte eindeutig der VfB Stuttgart mit seinem Kurztrainingslager auf Mallorca. So logisch die Aktion auch gewesen sein mag- dass sie bei ausbleibendem Erfolg den Verantwortlichen um die Ohren fliegen würde, war auch von vorne rein klar. Dabei wurde die Location von Dutt und Co. im Voraus sorgfältig ausgewählt. So hätte es in Mallorca nicht einmal einen Aufstand gegeben, wenn ein Spieler in die Hotellobby gepinkelt hätte, weil das dort schließlich als business as usual gilt. Außerdem sorgte wohl Hans Entertainment hinter verschlossenen Türen für die nötige Partylaune, um die gedrückte Stimmung des Teams aufzuheitern. Statt "Hoch die Hände, Wochenende" heißt es wohl bald aber in der Jürgen Kramny-Version "Das war die Wende, Karriereende." Spätestens nach der Saison dürfte der Trainer wohl dem hungrigen Stuttgarter Pöbel zum Fraß vorgeworfen werden.

5. VfB Ballermann Hits Vol. Im Internet waren einige umgedichtete Schlager-Hits als VfB-Feature zu finden. Der etwas andere Wochenrückblick hat die besten zusammengestellt.

  1. Der pure Frust am Leben
  2. Abwehrlos, Montag Nacht
  3. Tanze Barba mit mir
  4. Verdammt, ich sieg' nicht
  5. Zu null ist nur einmal im Jahr
  6. Dicker Tyton, Kartoffelsalat
  7. Komm hol das Lasso raus, wir spielen Robin Dutt und Wahler
  8. Eine neue Liga ist wie ein neues Leben
  9. Lebt denn die alte Innenverteidigung noch
  10. Geh mal Bier holen, ihr spielt schon wieder scheiße
  11. Ich bau dir ein Team, das um den Abstieg spielt
  12. Dida, I hol di mit'm Polo ab

6. Abwarten und Spätzle essen Gebracht hat die Maßnahme unterm Strich jedoch nichts. Am Montagabend gab es als Vorgeschmack für die kommende Saison bei Flutlichtatmosphäre die nächste Abreibung. Mittlerweile glaubt wohl nicht mal mehr die ansonsten für ihren geradezu sprühenden Optimismus bekannte Cannstatter Kurve an den Klassenerhalt. Kevin Großkreutz hätte seine Abwehrkollegen am Montag von der Bank aus wohl am liebsten mit Maultaschen beworfen. Das einzig Positive an der Leistung: Die Abwehrreihe kann nach dieser Saison als Comedy-Quartett "Die Viererkette" die Mehrzweckhallen und Bierkönige dieser Welt unsicher machen. Nichtsdestotrotz hat der VfB den Klassenerhalt wohl immer noch in der eigenen Hand. Vier Punkte aus den beiden letzten Spielen gegen Mainz und Wolfsburg müssten eigentlich reichen. Wobei die Schwaben in der momentanen Form vermutlich nicht einmal Lord Varys im Weitpinkeln besiegen könnten. In zwei Wochen wissen wir mehr, ob es den VfB dieses Jahr wirklich erwischen sollte. Bis dahin heißt es abwarten und Spätzle essen.

7. Arme Millionäre So langsam aber sicher entwickelt sich Sandro Wagner zu einem adäquaten Tim-Wiese-Nachfolger als offizielles Maskottchen des Wochenrückblicks. Dieses Mal sorgten jedoch nicht die außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten des zukünftigen Weltfußballers für Aufregung, sondern ein Interview von Wagner mit der Bild-Zeitung. Seiner Meinung nach verdienen Fußballer nämlich nicht zu viel, sondern eher zu wenig, wenn man bedenkt, was sie alles für ihren Beruf aufgeben müssen.

Im aktuellen Sportstudio begründete er seine Meinung dann nochmals etwas, nun ja, schleierhaft. Kurze Zusammenfassung seiner Aussagen: Er sieht es auch so, dass Menschen im Pflegebereich zu wenig verdienen, jedoch wurde er nur zum Bereich Fußball gefragt und kann das deshalb nicht mit anderen Berufen vergleichen. Jedoch findet er, dass Fußballer nicht zu wenig verdienen, sondern nur zu wenig verglichen mit anderen Berufen. Aber auch nicht zu wenig, sondern gerechtfertigt.

Nicht verstanden? Kein Problem, macht auch keinen Sinn. Der springende Punkt bei der Sache ist, dass Wagner im Kern wahrscheinlich gar nicht mal so Unrecht hat, da sich seine Aussage ursprünglich vor allem auf Spieler aus der 2. oder 3. Liga bezog. Das Problem bei der Sache: Wagner hat eben nicht einen 3.Liga-Spieler als Beispiel genommen, sondern einen Bayern-Spieler, der "12 Millionen oder so" verdient. Warum auch immer, wahrscheinlich weil er sich damit besser identifizieren kann oder gar keinen Drittligaverein kennt, da bislang lediglich die Creme de la Creme des Fußballs sowie der VfB Stuttgart an ihm interessiert waren. So muss sich Wagner nun aber die bundesweiten Shitstorms gefallen lassen, die ihn als geldgeilen, unterbelichteten Menschen abstempeln. Oder wie es Hans Meyer mal so schön formuliert hat: "In jeder Mannschaft gibt es fünf Spieler, die auf der Straße sitzen würden, wenn sie nicht Fußballer geworden wären." Da sind immerhin die Verdienstmöglichkeiten besser.

8. 1/Wagner Würde man Fußballer als mathematische Funktionen ausdrücken, wäre Juan Mata vermutlich 1/Sandro Wagner. Der Spanier in Diensten von Manchester United gab nämlich wenige Tage nach Wagner ein Interview, in dem er anmerkte, wie unverhältnismäßig viel Fußballer doch verglichen mit dem Otto-Normalverbraucher verdienen. Natürlich muss man dabei auch etwas differenzieren und beachten, in welchen unterschiedlichen Situationen sich Wagner und Mata befinden. Der eine spielt bei einem international anerkannten Verein mit einer guten finanziellen Basis und positiven Zukunftsaussichten und der andere bei Manchester United. Trotzdem wäre eine Diskussion zwischen Wagner und Mata sicher interessant. Im Sommer könnte es dazu kommen, wenn Wagner tatsächlich in die Premier League wechseln sollte, um sich so seinen Lebensunterhalt zu sichern. Denn egal, wie viel er dort verdienen wird, es wird seinen Leistungen definitiv angemessen sein. Selbst 12 Millionen oder so.

9. Time to say goodbye Von einem Stürmerstar zum nächsten: Lord Bendtner hat sich dazu entschlossen, den Vertrag mit seinem Arbeitnehmer VfL Wolfsburg zu kündigen und den Verein auf die Straße zu setzen. Der VfL muss sich also leider im Sommer einen neuen Arbeitgeber suchen. Das dürfte allerdings sehr schwer für die Wölfe werden, da sich eine Kündigung des Lords wohl nicht gerade positiv im Lebenslauf macht. Trotzdem konnte der Lord bei seiner Entscheidung keine Rücksicht auf den VfL nehmen, da der Verein einfach nicht den Ansprüchen Bendtners genügt hat. Auch die disziplinarischen Verfehlungen seiner Mannschaftskollegen waren am Ende zu viel. Gerüchten zufolge sollen einmal sage und schreibe 28 von 29 Spielern zu früh zum Training erschienen sein. Nach dem Mittelfeldgegurke in diesem Jahr steht dem VfL damit wohl in der kommenden Saison knallharter Abstiegskampf bevor. Welche Lücke Bendtner hinterlässt, zeigen alleine die folgenden Fakten:

  • Immer wenn Lord Bendtner ein Tor für den VfL Wolfsburg geschossen hat, hat der gegnerische Torwart nicht zu null gespielt #realtalk
  • Lord Bendtner saß in dieser Saison in 18 Ligaspielen auf der Bank oder Tribüne. Kein anderer Spieler ist so wertvoll für seinen Verein, dass er so oft geschont wurde
  • Immer wenn Lord Bendtner gemeinsam mit Max Kruse auf dem Platz stand, hat dieser zu diesem Zeitpunkt keine schmutzigen Videos auf WhatsApp verbreitet

10. Was haben Heribert Bruchhagen und alle Stuttgart-Fans gemeinsam?

11. Der Tweet der Woche Klaas-Jan Huntelaars Reaktion auf die beiden verschossenen Elfmeter im CL-Halbfinale, nachdem sein Trainer Andre Breitenreiter nach Huntelaars letztem vergebenen Strafstoß gemeint hatte, bei seiner Quote könne in Zukunft auf der Zeugwart schießen.

12. Die Zitate der Woche

"Für die Pfiffe der Fans habe ich kein Verständnis. Wir haben schon schlimmeren Fußball gespielt."

Bas Dost. Steve McClaren gefällt das.

"Wenn man eine Neun umdreht, ist das eine Sechs."

Bela Rethy. Philosoph.

"Wenn du unten stehst, hast du die Scheiße am Fuß. Wir hatten sie heute an der Latte."

Moritz Stoppelkamp. Thomas Hitzlsperger gefällt das.

"Mimimimimi."

Karl-Heinz Rummenigge.

13. Kreisligafußball ist...

... wenn der Aufsteiger vor dem Vizemeister der vergangenen Saison den Klassenerhalt perfekt macht

... wenn falsche Einwürfe abgepfiffen werden

.... wenn der Tabellenführer ein negatives Torverhältnis hat

Alle Artkel von Page 2 im Überblick

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