"Hoffe, ich stehe eher für Inhalt"

Von Timo Janisch
Alexander Bommes (l.) moderiert u.a. die Sportschau
© getty

Alexander Bommes hat sich in den letzten Jahren zu einem der Shootingstars der deutschen Sportmoderatoren-Landschaft entwickelt. Der 40-Jährige überzeugte durch seinen originellen Stil ein breites Publikum und moderiert seit einem Jahr auch die Sportschau, das Heiligtum der hiesigen Sportberichterstattung. Im Interview spricht er über seinen Werdegang und seine sportliche Vergangenheit.

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Page 2: Herr Bommes, in einem Interview bezeichneten sie den Sport einst als Ihre "große Liebe" und als wichtigstes Gebiet Ihrer Moderationen. Was macht für Alexander Bommes die Faszination Sport aus?

Bommes: Eine Mannschaft zu haben. Nach Siegen zusammen zu feiern und nach Niederlagen zu weinen. Füreinander einzustehen und gemeinschaftlich etwas zu erreichen. Klingt ein bisschen pathetisch - aber genau das ist für mich Sport.

Page 2: Rund zehn Jahre lang spielten Sie als Handball-Profi, beendeten die Karriere aber frühzeitig, um einen Beruf mit längerfristiger Perspektive zu lernen. Fehlt diese Weitsicht den heutigen Profisportlern, die mit ihrer Karriere nicht aussorgen können?

Bommes: Das kann man in keiner Weise verallgemeinern. Hätte ich 2003 bessere Angebote gehabt, wäre ich auch nicht wieder nach Altenholz in die zweite Liga gegangen. Dass es im Nachhinein das größte Glück für mich war, in der Phase kein stärkerer oder im Kopf freierer Handballspieler gewesen zu sein, konnte ich damals nicht ahnen. Für mich war die Nichtverlängerung meines Vertrags in Gummersbach eine Niederlage, die aber Gott sei Dank zum richtigen Zeitpunkt kam und in das schönste Leben jetzt geführt hat.

Page 2: Sie begannen ein Jurastudium, spielten parallel dazu in der 2. Bundesliga Handball und arbeiteten beim NDR. Die meisten Menschen wären mit einer der drei Tätigkeiten voll ausgelastet. Wie konnten Sie alle drei miteinander vereinbaren?

Bommes: In Dormagen und Gummersbach als Vollprofi ging nicht alles parallel. Da habe ich zwar die nötigen Klausuren geschrieben, mich ansonsten aber auf den Sport konzentriert. In Altenholz war es dann aber perfekt. Da habe ich dann tagsüber studiert, abends trainiert und am Wochenende Spiele für den NDR Hörfunk kommentiert. Eine überragende Zeit.

Page 2: War es als ehemaliger Profi leichter, Fuß in der Branche zu fassen, in der Sie heute arbeiten? Wie waren Ihre Erfahrungen?

Bommes: Ich war ja nun kein allzu berühmter Spieler, entsprechend gab es auch keinen frenetischen Beifall, wenn ich im Funkhaus auflief. Die Begeisterung meines ersten Chefs Rudi Dautwiz bei der NDR 1 Welle Nord für den Sport und unsere vielen Gemeinsamkeiten haben aber schnell zu viel Vertrauen geführt. Er hat mich machen lassen und ich habe ihn nicht enttäuscht. Und ein klarer Pluspunkt zu Beginn meiner Erfahrungen war natürlich, dass ich entweder mit jedem oder gegen jeden Spieler selbst gespielt hatte und dadurch inhaltsreiche Interviews bekam. Und auch wenn heute kein Fußballspieler weiß, dass auch ich 25 Jahre lang in der Mannschaftskabine gesessen habe, gibt es doch schnell eine Vertrautheit unter Sportlern, die sehr dabei hilft, sich gegenseitig zu verstehen.

Page 2: Kollegen sagen über Sie, Ihre besten Eigenschaften wären Fairness und Teamgeist. Dinge, die man aus dem Sport kennt. Inwiefern lassen sie sich in das Berufsleben übertragen?

Bommes: Na ja, ohne diese Eigenschaften ist ja alles Mist und macht keinen Spaß. Umgekehrt aber gibt es doch nichts Schöneres - siehe oben - als sich gegenseitig für eine Sache zu begeistern und dann im besten Falle auch etwas zu erreichen. Beispielhaft ist unser Team des "Sportschau-Clubs" in der ARD. Die Sendung haben wir gemeinsam entwickelt, das ist unser Baby, jeder brennt lichterloh dafür - das ist sieben Jahre nach Ende meiner aktiven Karriere meine Mannschaft. Und wer Teamsport betreibt oder betrieben hat, weiß, wie das prägt.

Page 2: Sie haben einmal gesagt, dass Ihnen mit der Moderation des "Olympia-Telegramms" im Jahre 2012 klar wurde, dass Sie es als Sportmoderator schaffen könnten. Heute kann man getrost behaupten, dass Sie dies erreicht haben. Nun aber weiter gedacht: Welches Format oder Event möchten Sie eines Tages unbedingt einmal moderieren?

Bommes: Puh, ganz ehrlich? Nichts anderes gerade. Sport ist die Liebe, Talkshow die Herausforderung und "Gefragt Gejagt" ein Riesenspaß. Ich könnte nicht zufriedener sein.

Page 2: Als Moderator stehen sie für Flachs und Wortwitz. Eine Grundvoraussetzung oder haben es andere Stile nicht schwerer, erfolgreich zu werden?

Bommes: Ich hoffe, ich stehe eher für Inhalt. Wenn der allerdings nicht dröge und langweilig daherkommt, ist es auch nicht schlimm... Es klingt sehr platt, aber ich finde, wenn man "man selbst" ist, dann muss man sich nicht überlegen, ob man damit erfolgreich ist oder nicht. Dann merkt man schnell, ob es das Richtige ist oder nicht.

Page 2: Seit letztem Jahr moderieren Sie das Samstagabendheiligtum Sportdeutschlands. Was macht das Format "Sportschau" Ihrer Meinung nach aus?

Bommes: Phänomen Sportschau? Da gibt es doch bestimmt ganze Diplomarbeiten zu, oder? Ich glaube, jeden schlauen Satz, den man dazu sucht, hat schon jemand anderes gesagt. Die Sportschau ist das Größte, Relevanteste und Nachhaltigste, das es in Deutschland in dem Genre je gab, und es ist jedes Mal ein Feiertag, da stehen zu dürfen.

Page 2: Einige Beispiele zeigen, dass sich Moderatoren abnutzen können. Beschäftigt Sie so etwas oder was überzeugt Sie, dass Alexander Bommes auch noch in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren über die Bildschirme flimmert?

Bommes: Ha! Jetzt kann ich endlich mal den Satz sagen, für den ich meine Gesprächspartner schon häufig am liebsten rausgeschmissen hätte: Ich denke von Spiel zu Spiel. Denn - Achtung - das nächste ist ja immer das schwerste...

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