Im Dunstkreis der Top 6

Von 90PLUS
Southampton konnte seinen Aufwärtstrend in der Saison 2014/2015 bestätigen
© getty

Am 8. August um 13:45 Uhr wird das Warten endlich sein Ende finden. Die Premier League startet an diesem Tag in die neue Saison, das erste Spiel bestreiten Manchester United und die Tottenham Hotspurs im Old Trafford. Page 2 nimmt die Teams der wohl am meisten beachteten Liga der Welt unter die Lupe und wagt einen Ausblick. In Teil 2 dreht sich alles um das Mittelfeld.

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FC Southampton

Die Saints konnten die starke Saison 2013/14 bestätigen und werden deshalb nicht zu Unrecht langsam, aber sicher zu den "besseren" Premier League Teams gezählt. Während sie allerdings im letzten Sommer personell wie eine Weihnachtsgans ausgenommen wurden, hielt sich der Aderlass in diesem Sommer in Grenzen.

Auf den Abgang von Herzstück Morgan Schneiderlin konnte man sich quasi ein ganzes Jahr einstellen und zauberte mit Jordy Clasie ein viel versprechendes Talent als Nachfolger aus dem Hut. Nathaniel Clyne kehrte dem Klub ebenfalls den Rücken und schloss sich der "Saints-Enklave" an der Anfield Road an, an seine Stelle rückt nun der junge Cedric Soares, der sich trotz Interesse aus ganz Europa ein wenig überraschend für Southampton entschied.

Dies zeigt die gestiegene Wertschätzung, welche der Verein unter Trainer Ronald Koeman genießt. Ein weitere Beleg dafür ist die Verpflichtung des spanischen Jungnationalspielers Juanmi, welcher vom für sieben Millionen Euro Ablöse aus Malaga kam und wohl irgendwann das Doppelte oder Dreifache seines Einkaufspreises einbringen kann.

Bis zum Ende des Fensters kann natürlich gerade was Abgänge angeht noch einiges passieren, worauf jedoch im Moment wenig hindeutet. Durch seinen eingespielten Kern, den punktuellen Verstärkungen und der überragenden Arbeit von Koeman und seinem Trainerteam gibt für die Fans der Saints allen Grund zuversichtlich in die Saison zu schauen.

90Plus-Prognose: Wenn bis zum Ende des Transferfensters nichts mehr überraschendes passiert, kann die Mannschaft das Resultat der vergangenen Saison bestätigen oder mit ein wenig Glück sogar übertreffen. Die Lücke zu Europa League Plätzen ist jedenfalls nicht kleiner geworden. Entscheidend ist, wie schnell das Team über Schneiderlin´s Abgang hinwegkommen wird.

Swansea City

Andre Ayew hatte die Qual der Wahl. Als ablösefreier Spieler seiner Klasse konnte er sich vor Angeboten von europäischen Topvereinen kaum retten. Umso überraschender war die Verkündung, dass der ghanaische Superstar zu dem einzigen walisischen Klub der Premier League wechseln wird.

Dies zeigt aber ebenfalls die steigende (internationale) Wertschätzung von Swansea City. Ähnlich wie Southampton behaupten sich die Swans nun seit mehreren Jahren im oberen Mittelfeld der Liga und schielen langsam aber sicher noch weiter nach oben.

Neben Ayew sollen die weiteren Neuzugänge Eder (Braga, 7 Millionen) und Franck Tabanou (St. Etienne, 4,9 Millionen) bei diesem Unterfangen helfen. Zudem haben die Waliser (bisher) keine nennenswerten Abgänge zu verzeichnen - die emotionale Komponente bei dem Abschied von Kultfigur Gerhard Tremmel soll hier mal außen vor sein.

Dies könnte sich jedoch noch bis zum Ende des Monats ändern, vor allem Gylfi Sigurdsson und Sung-Young Ki gelten als begehrt und könnten von Top-Klubs als noch kurzfristige Transferziele auserkoren werden. Wenn ein solches Szenario vermieden wird, kann Trainer Garry Monk auf einen deutlich stärkeren Kader als in der abgelaufenen Saison zurückgreifen.

90Plus-Prognose: Swansea hat wiederholt seine Hausaufgaben auf dem Transfermarkt gemacht und wird deshalb erneut im oberen Mittelfeld der Liga landen. Für höhere Sprünge reicht die vorhandene Qualität vor allem im offensiven Bereich der Swans nicht aus.

Stoke City

"Lionel Messi hat noch nie an einem kalten Mittwochabend in Stoke geglänzt." Dies war über Jahre einer der beliebtesten Twitter-Sprüche, weil er vor allem den Klub aus Stoke-On-Trent widerspiegelte: Defensivstark, sehr hart und Tore durch Standards. Es hat seine Gründe, weshalb Robert Huth hier jahrelang Publikumsliebling war.

Langsam fahren die gegnerischen Spieler allerdings aus anderen Gründen ungern in die Stadt. Der Klub hat nämlich über die letzten Jahre eine richtig starke Mannschaft zusammen gestellt. In diesem Sommer bekam das Team unter anderem mit Joselu (Hannover 96, 8 Mio), Philipp Wollscheid (Bayer 04, 4 Millionen), Marco Van Ginkel (Chelsea, Leihe) sowie den ablösefreien Ibrahim Afellay (Olympiakos), Glen Johnsen (Liverpool) und Shay Given (Aston Villa) erneut prominenten Zuwachs.

Allerdings hat der Verein auch zwei wichtige Abgänge zu verschmerzen: Steve N´Zonzi, Herzstück des Mittelfeldes, genießt ab diesem Sommer die Sonne in Sevilla. Asmir Begovic, sicherlich einer der besten Torhüter der Liga, bevorzugt neuerdings einen der besten Sitzplätze an der Stamford Bridge.

Vor allem der Abgang des ehemaligen Stammtorwarts, der von Jack Butland ersetzt werden soll, könnte das Team von Mark Hughes hart treffen, der seit seiner Ankunft im Sommer 2013 hervorragende Arbeit abliefert.

90Plus-Prognose: Der Kader gleicht langsam einem Sammelsurium an bekannten Spielern, die es woanders nicht ganz gerissen haben. Neben den erwähnten Neuzugängen mit diesen Attributen tummeln sich unter anderem good old Marko Arnautovic oder "Messi 2.0" Bojan Krkic im Kader. Diese Ansammlung wird sich erstmal finden müssen, weshalb es nichts mit einer erneuten Platzierung im einstelligen Bereich wird.

Crystal Palace

Kurz vor Silvester knallte es bei dem Klub aus London. Erneut nicht auf dem Platz, dafür feuerte der damalige Tabellenachtzehnte Trainer Neil Warnock und holte Alan Pardew, welcher die Runde vier Monate später auf einem sensationellen zehnten Platz abschloss.

Aufgrund dessen bekam der Trainer vom Verein im Sommer seinen absoluten Wunschspieler, wobei zuerst viele Aufsteigshelden von 2013 wie Peter Ramage oder Stephen Dobbie den Verein verlassen mussten: Yohann Cabaye kam für 14 Millionen Euro aus Paris. Dazu verstärkt das englische Sturmtalent Connor Wickham, welcher langsam liefern sollte damit er nicht zeitnah den Stempel "ewig" dazu erhält, für zehn Millionen Euro den Angriff.

Möglicherweise ist die Baustelle in den Augen der Verantwortlichen immer noch nicht geschlossen, sollte sich das kolportierte Interesse an BVB-Stürmer Adrian Ramos bewahrheiten.

Auch im Tor gibt es Veränderungen: Der etatmäßige Stammkeeper Julian Speroni konkurriert mit Neuzugang Alex McCarthy (5 Millionen, QPR) um den Platz zwischen Pfosten, in welchem er wegen seiner 36 Jahre aus Perspektivgründen den Kürzeren ziehen könnte. Sehr wichtig war außerdem, dass man Flügelstürmer Yannick Boulasie halten konnte, der bei fortschreitender Weiterentwicklung in seine letzte Saison am Turf Moor gehen wird.

90Plus-Prognose: Die ohnehin eingespielte Mannschaft von Crystal Palace wird durch Cabaye ernorm verstärkt. Deshalb wird der Verein im dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Ein erneuter zehnter Platz wird es allerdings nicht werden, da dies im Vorjahr auch an den sehr geringen Punktunterschieden im Tabellenmittelfeld geschuldet war.

FC Everton

Wenn die äußerst bescheidene Saison des verhassten roten Stadtnachbarn trotzdem um ein Vielfaches besser als die eigene war, muss schon ganz viel schief gelaufen sein. Dabei deuteten die Jahre zuvor auf etwas anderes hin. Nachdem David Moyes 2013 den Verein verließ, hievte sein Nachfolger Roberto Martinez die Toffees auf ein neues Level und qualifizierte sich fast für die Champions League.

In der letzten Saison kam wegen der Doppelbelastung aus Premier League und Europa League der Absturz. Das Team musste vor allem viele knappe Niederlagen hinnehmen, bei denen am Ende eher die Kraft als die Klasse den Unterschied machten.

Um in der neuen Runde besser abzuschneiden, wurde Flügelspieler Gerard Deulofeu vom FC Barcelona verpflichtet, der bereits 2013/14 auf Leihbasis im Goodinson Park spielte und seine Klasse in der Liga nachweisen konnte. In der Zentrale stößt Tom Cleverley von Manchester United zu dem Team, welcher aber seit Jahren nach seiner Form sucht.

Auch einen wichtigen Abgang gibt es zu verzeichnen: Mit Silvin Distin verließ ein langjähriger Führungsspieler und eine Identifikationsfigur die Toffees. Zudem könnte mit Eigengewächs John Stones ein weiterer Abwehrspieler den Verein noch in diesem Sommer verlassen, obwohl Everton bereits zwei ziemlich üppige Angebote von Chelsea abgelehnt hat.

90Plus-Prognose: Man konnte auch in der verkorksten letzten Serie sehen zu was diese Mannschaft an guten Tagen im Stande ist (wie zum Beispiel beim 4:1 gegen den VfL Wolfsburg oder dem 3:0 gegen ManUnited). In der nächsten Saison wird Everton daher wieder um die Europa League Plätze mitmischen.

West Ham United

Die Hammers gehen in ihre letzte Saison am altehrwürdigen Boleyn Ground, bevor im Sommer 2016 der Umzug ins Londoner Olympiastadion angeht. Um die historische Saison entsprechend anzugehen, wurde auf der Transfermarkt nicht gekleckert, sondern geklotzt. Als erstes verpflichtete man mit Slaven Bilic einen neuen Trainer.

Danach kam der französische Nationalspieler Dimitri Payet als amtierender Vorlagenkönig Europas. Dementsprechend teuer war der Offensivspieler mit 17 Millionen Ablöse. Außerdem verstärkt der ehemalige italienische Nationalspieler Angelo Ogbonna den Verein, der sich in London zurück auf den Radar von Nationaltrainer Antonio Conte spielen will.

Für das Mittelfeld wurde weiterhin der ehemalige spanische U21-Nationalspieler Pedro Obiang für sechs Millionen Euro für Sampdoria geholt. Die Zukunft von Alex Song, der in der letzten Saison ausgeliehen und Leistungsträger war, ist weiterhin unklar. Barcelona möchte den Spieler abgeben, es ist fraglich ob die Hammers nach Payet noch einen Transfer in dieser Größenordnung tätigen wollen.

Der Kader wurde durch die Abgänge von Jussi Jäaskeläinen, Guy Demel, Nene, Carlton Cole und Stewart Downing zudem enorm verjüngt. Richtig bitter ist die jüngst erlittene Verletzung von Angreifer Enner Valencia, der den Hammers in den ersten drei Monaten nichts zur Verfügung stehen wird.

90Plus-Prognose: Die letzte Saison am Boleyn Ground wird für West Ham eher historisch als berauschend werden. Wenn die Neuzugänge schnell integriert werden können und sich das Team an Stil von Neutrainer Bilic gewöhnt, ist eine einstellige Platzierung möglich.

West Bromwich Albion

Irgendwie hätte man es schon Jahre kommen sehen können. Tony Pulis, als einer der am meisten unterschätzten Trainer des Landes, und die Baggies, als die wohl grauste Maus des Landes, bilden ein perfektes Paar. Ganze 38 Tore reichten in der vergangenen Runde für elf Siege und Rang 13.

Damit diese Ausbeute besser wird, wurde Rickie Lambert, immerhin vor einem Jahr noch stiller Tourist der WM 2014, von Liverpool verpflichtet. Nachdem seine Zeit in Liverpool nicht wirklich von Einsatzzeit geprägt war, könnte der kampfstarke ehemalige englische Nationalstürmer zum Liebling der Fans im "The Hawthorns" werden.

In der Abwehr ließ man sich James Chester von Absteiger Hull City satte elf Millionen Euro kosten, was jedem Bundesliga-Manager Tränen in die Augen getrieben haben dürfte. Als wahrhaftiges Schnäppchen kommt deswegen Außenspieler James McClean daher, welcher für nur zwei Millionen Euro aus Wigan kommt und Potential hat einer der "Steals" des Sommers zu werden.

Pulis konnte seine Stammelf im Wesentlichen zusammen halten und musste mit Youssuf Mulumbu nur den Abgang eines Leistungsträger verkraften. Bei Sturmtalent Saido Berahino ist diesbezüglich allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen.

90Plus-Prognose: Im Vergleich zur Konkurrenz hat WBA ein wenig auf dem Transfermarkt geschlafen. Lambert wird das Team auf jeden Fall verstärken, bei einem Abgang Berahinos wäre er allerdings der einzige ligataugliche Stürmer. Dies könnte sich als fatal erweisen. Das Team wird tief im Abstiegskampf stecken, besitzt aber immerhin bereits jetzt den besten Feuerwehrmann des Landes.

Die Premier League im Überblick