Elite in der Ausbildung

Von Roman John
Cardale Jones gilt als heißer Favorit für den ersten Pick im nächsten NFL Draft
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Die Sophomores

Kyle Allen, Texas A&M: Wie einige andere Spieler, die hier in diesem Bericht stehen, war auch Kyle Allen ein hoch eingeschätzter Recruit, als er sich im letzten Jahr den Texas A&M Aggies anschloss. Dabei konnte der Zeitpunkt seiner Ankunft in College Station kaum besser kommen, schließlich hatte in Johnny Manziel der ehemalige Starting Quarterback die Universität gerade erst entlassen. Allerdings verlor Allen das interne Duell um den Posten als Starter zunächst gegen Kenny Hill.

Zu Saisonbeginn sah es dann auch so aus, als würde Hill die Position länger innehalten. Bei einem absoluten Sahneauftritt brach Hill in seinem ersten Spiel als Starter den Single Game Passing Record der Aggies, als er gegen South Carolina 511 Passing Yards erreichte. Als Mitte der Saison die Konkurrenz aber deutlich stärker wurde, ließen die Leistungen von Hill immer weiter nach und am Ende einer 0:59-Niederlage gegen Alabama war die Zeit von Kyle Allen bei Texas A&M angebrochen.

Allen ist kein besonders großer Quarterback bei 6'2'' (1,88 m) und er besitzt nicht den kräftigsten Wurfarm, auch wenn er alle Würfe machen kann. Seine Stärken liegen in seiner Passgenauigkeit und seinem Spielverständnis. Interessanterweise hat er in jedem seiner fünf Starts eine Interception geworfen - nicht mehr, nicht weniger, immer genau eine. Das sollte er noch abstellen, will er sich für höhere Aufgaben in der NFL empfehlen.

J.T. Barrett, Ohio State: Barrett wurde als "der andere Quarterback" schon im Abschnitt zu Cardale Jones angesprochen. Er scheint momentan die Nase vorne zu haben, weil er besser in das Offensivschema passt, welches von den Coaches der Buckeyes gespielt wird. Man sieht auf dem Feld ganz klar, dass er sich bei Read-Option Plays deutlich wohler fühlt, als es bei Jones der Fall ist.

Mit seiner Spielweise führte Barrett die Mannschaft von Ohio State zu elf Siegen bei nur einer Niederlage (gegen Virginia Tech). In dieser Zeit stellte er 19 neue Schulrekorde auf, unter anderem für die meisten Touchdowns (45) und Total Yards (3772) in einer Saison. Head Coach Urban Meyer hat bereits angedeutet, dass wohl beide Quarterbacks in der kommenden Saison ihre Einsätze bekommen werden, doch Barrett scheint besser zum College-Spiel zu passen, als es Jones tut, was seine Chancen für die NFL allerdings eher verringern könnte.

Wie auch sein eben vorgestellter Kollege Kyle Allen misst Barrett offiziell 6'2'' (1,88 m) und er besitzt eine eher durchschnittliche Kraft im Arm. Er kann tiefe Pässe werfen, muss sich da aber schon deutlich mehr anstrengen. Dazu ist seine Fußarbeit beim Wurf noch unterentwickelt, was zu einer Inkonstanz bei der Genauigkeit seiner Pässe führt.

Außerdem hängt er viel zu lange am ersten Read fest und wird schnell nervös, wenn dieser zugedeckt ist. Seine Unreife als Passer macht er aber wieder wett, indem er ein dynamischer Runner ist. In der vergangenen Saison erlief er bis zu seiner Verletzung 938 Yards bei elf Touchdowns. Dabei ist noch anzumerken, dass am College dem Quarterback Sacks als negative Runs angerechnet werden - seine "reinen" Laufyards sind also noch mehr.

Brad Kaaya, Miami: Es geschieht nicht oft, dass ein True Freshman gleich im ersten Saisonspiel als Starter auf Quarterback aufläuft. Bei der University of Miami war dies im letzten Jahr der Fall, als Brad Kaaya in der Saisonvorbereitung zum Starter ernannt wurde. Natürlich hat man ihm angemerkt, dass die Erfahrung, die andere Quarterbacks besitzen, fehlte, aber er hat sich im Verlauf der Saison gesteigert. In den ersten sechs Saisonspielen warf er beispielsweise neun Interceptions, in den sechs Spielen danach nur noch zwei.

Die Miami Hurricanes sind ein Team, das in der Vergangenheit viele Erfolge feiern konnte. Insbesondere die fünf National Championships (zuletzt 2001 unter anderem mit den Spielern Clinton Portis, Ed Reed und Andre Johnson) sind hier anzuführen. Seit 2004 konnte man aber nie mehr als neun Saisonsiege einfahren.

Dazu bekam das Football-Programm einige Strafen aufgebrummt, als bekannt wurde, dass Booster Nevin Shapiro mehreren Spielern illegal Geld hat zukommen lassen. Mit Kaaya als neuem Quarterback soll nun aber ein neues Zeitalter angebrochen und das Team wieder zu altem Glanz geführt werden.

Kaaya besticht vor allem durch seine mentalen Fähigkeiten. Für einen Freshman war er vergangenes Jahr erstaunlich gut darin, Defenses zu lesen und diese hin und wieder auch zu manipulieren. Dazu hat er ein gutes Verständnis für Ball Placement und besitzt den Arm, um alle Würfe zu machen.

Seine Genauigkeit ist aufgrund einer mangelhaften Fußarbeit noch recht inkonstant und zu oft hat er versucht, Pässe zu erzwingen, die einfach nicht möglich waren. Mit wachsender Erfahrung und dem nötigen Eifer sollten diese Schwächen aber noch abzustellen sein. Wenn er sich in den kommenden zwei bis drei Jahren gut entwickelt, sollte er ein hoher Draft Pick werden.

Deshaun Watson, Clemson: Es gibt Spieler, bei denen es nicht lange dauert, bis man feststellt, wie gut sie sind. Bei Deshaun Watson haben mir zwei Pässe gereicht.

Im ersten Saisonspiel von Clemson gegen Georgia lief zwar Cole Stoudt als Starter auf, am Ende des ersten Viertels kam aber Watson für einen Drive ins Spiel, damit er Erfahrung sammeln konnte. Nach drei Laufspielzügen und einem unvollständigen Pass warf Watson einen langen Pass in Richtung der linken Seitenlinie, wo der Ball zentimetergenau über den Verteidiger hinweg in den Händen seines Receivers Mike Williams landete.

Gleich im nächsten Spielzug warf Watson einen Pass über die Mitte zu Charone Peake, der bei dem Spielzug von zwei Gegnern gedeckt wurde. Der Ball kam aber, wie schon beim Pass zuvor, genau an der Stelle an, wo nur Peake ihn fangen konnte und die Verteidiger keine Chance hatten - Touchdown.

Es dauerte nicht lange, bis die Coaches um Dabo Swinney einsahen, dass Watson der klar bessere Quarterback ist und starten sollte. In seinem ersten Start gegen North Carolina brach er dann gleich den Schulrekord mit sechs Touchdown-Pässen in einem Spiel. Allerdings hat er sich in seiner ersten Saison auch gleich den Ruf "verdient", verletzungsanfällig zu sein.

Bei seinem dritten Start brach er sich einen Knochen in der Wurfhand und fiel drei Wochen lang aus. In seinem ersten Spiel nach der Verletzung riss er sich sein Kreuzband. Das hielt ihn aber nicht davon ab, zwei Wochen später gegen den Erzrivalen South Carolina aufzulaufen und das Team mit einer bärenstarken Leistung zum Sieg zu führen. In diesem Spiel warf er nicht nur zwei Touchdown-Pässe, sondern erlief noch zwei weitere - mit einem gerissenen Kreuzband!

Lässt man die Verletzungen außen vor, gehört Watson aber bereits jetzt zu den besten Quarterbacks, die am College spielen. Er besitzt genug Kraft im Arm, um alle Würfe zu machen und eine hervorragende Genauigkeit, selbst bei langen Pässen. Er kann Defenses sehr gut lesen und diese auch manipulieren und ist ein so guter Athlet, dass er auch als Runner immer gefährlich ist.

Von seinen Fähigkeiten her bietet er beinahe das komplette Paket, auch wenn Kritiker seine Statur bemängeln werden, die sehr an Teddy Bridgewater erinnert. Bleibt er von nun an verletzungsfrei scheint ihn aber nichts von einer großen Karriere abhalten zu können.

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