Umbruch light

Von Marc Hauser
Robin Dutt (M.) muss den VfB wieder in die Erfolgsbahn führen
© getty
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Das Mittelfeld:

Im defensiven Mittelfeld haben Geoffroy Serey Die und Christian Gentner so gut zusammen gefunden, dass sie wohl auch in der kommenden Spielzeit die Doppelsechs bilden werden, wenn Zorniger mit diesem System operieren sollte. Die beiden ergänzen sich sehr gut: Während Serey Die für den kämpferischen Part zuständig ist und als regelrechter Staubsauger vor der Abwehr agiert, kann Gentner nun endlich wieder auf der Halbposition agieren, die ihm so viel besser liegt als die des defensiveren Sechsers.

Als Back-up für Serey Die hat man mit Carlos Gruezo noch einen jungen Mann in der Hinterhand, der von diesem noch einiges lernen kann. Das Talent hat in der vergangenen Spielzeit jedoch stagniert und man wird seine weitere Entwicklung abwarten müssen. Da mit Moritz Leitner und Oriol Romeu zwei Spieler aus dem zentralen Mittelfeld den Verein verlassen werden, ist hier wohl noch mit einem weiteren Neuzugang zu rechnen.

Im zentralen offensiven Mittelfeld sind die Schwaben mit Daniel Didavi, Alexandru Maxim und den im Sommer zurückkehrenden Kevin Stöger sehr gut aufgestellt. Auch hier gibt es jedoch einige Fragezeichen: Bleibt Didavi endlich eine ganze Saison über gesund? Kann sich Maxim mit der Rolle als Einwechselspieler zufrieden geben? Bei beiden Fragen lautet die Antwort vermutlich Nein.

Maxim betont immer wieder, dass er gerne spielen würde und steht als Neuzugang auch regelmäßig bei verschiedenen Clubs im Raum, am nachhaltigsten bei Swansea City in der Premier League. Und ein Spieler mit der Krankenakte von Didavi dürfte körperlich wohl kaum in der Lage sein, eine komplette Spielzeit auf absolutem Top-Niveau zu absolvieren- was wiederum eine Chance für Maxim sein könnte, der unter Zorniger eventuell den Zweikampf mit Didavi aufnehmen will.

Sollte er gehen, muss jedoch Ersatz her - nur mit Didavi und Stöger wird man wohl kaum in die Saison gehen. Hier wäre Reinhold Yabo vom KSC ein geeigneter Kandidat, da dieser auch den offensiven Part der Doppelsechs spielen kann. Es darf jedoch stark bezweifelt werden, dass dieser wirklich vom KSC nach Stuttgart wechselt.

Auf den Flügeln haben sich erst einmal Martin Harnik und Filip Kostic festgespielt. Der Serbe startete mit großen Probleme in die Saison, explodierte dann jedoch förmlich. Der Lohn: Im Mai wurde er vom Sportsender "ESPN" mit über der Hälfte der Stimmen zum Spieler des Monats gekürt. Vor Lionel Messi. Vor Cristiano Ronaldo. Auch Harnik war mit neun Toren wieder einmal einer der Garanten für den Klassenerhalt. Das Wechsel-Gerücht zum FC Schalke hat sich durch den Stuttgarter Klassenerhalt wohl zerschlagen.

Mit Timo Werner hat man noch ein Super-Talent in der Hinterhand, das jedoch eine ganz schwache Saison hinter sich hat und im Sturmzentrum in einem Zwei-Mann-Sturm eigentlich besser aufgehoben ist. Deshalb und aufgrund des Wechsels von Sercan Sararer nach Düsseldorf, benötigt man noch einen Back-Up für den rechten Flügel. Jerome Kiesewetter, der bereits erste Minuten bei den Profis sammeln konnte, ist hierfür noch nicht weit genug und Rückkehrer Marco Rojas erhält wohl keine neue Chance bei den Schwaben. Da jedoch auch ein Kevin Stöger auf außen spielen kann oder Adam Hlousek (falls er bleibt) und Florian Klein im Notfall vorgezogen werden können, hat die Verpflichtung eines weiteren Flügelspielers nicht allerhöchste Priorität. Hamburgs Maximilian Beister wird hier aber unter anderem gehandelt.

Dieses Problem könnte sich auch erübrigen, wenn Zorniger auf sein bisher favorisiertes 4-3-1-2 System setzt. Werner und Harnik wären dann Kandidaten für den zwei Mann Sturm und Didavi und Maxim könnten beide untergebracht werden, da Didavi auch leicht hinter dem Zehner, neben Gentner und vor Serey Die agieren könnte. Das Problem bei diesem System: Man hätte wohl kein Platz für Filip Kostic, da dieser ein typischer Flügelspieler ist. Außerdem kommt hierbei den Außenverteidigern eine sehr komplexe Rolle zu, da sie auf außen auch sehr viel Dampf nach vorne machen müssen. Deshalb wird es wohl erst einmal beim 4-2-3-1 bleiben.

Der Angriff:

Im Sturmzentrum hat man mit Daniel Ginczek endlich mal wieder einen zuverlässigen Torjäger. Der Sommerneuzugang aus Nürnberg erinnert dabei von der Spielweise, Rückkennummer und Statur immer mehr an Mario Gomez. Hinter Ginczek sieht es jedoch mau aus. Vedad Ibisevic soll den Verein im Sommer unbedingt verlassen. Ihn würde man vermutlich auch gegen eine sehr geringe Alösesumme gehen lassen, um ihn von der Gehaltsliste zu streichen.

Bei Mohammed Abdellaoue stehen die Zeichen wohl auch auf Abschied. Sollte man für ihn keinen Abnehmer finden, könnte er jedoch als Back-up für die vorderste Front in Frage kommen. Zornigers Spielweise könnte Abdellaoue liegen und er hat sich im Gegensatz zu Ibisevic auch noch nichts zu Schulden kommen lassen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass man beide abgibt und einen klaren Stürmer Nummer 2 verpflichtet.

An Heidenheims Florian Niederlecher, den es nach Mainz zieht, war man dran, nun soll wohl Bobby Wood von den Münchener Löwen kommen. Ein neuer Mittelstürmer sollte dabei auf jeden Fall reichen, da man auch noch einen Timo Werner oder Martin Harnik in der Hinterhand hat, die diese Rolle bekleiden können.

Das Fazit:

Die erste Elf hat sich in Stuttgart in den vergangenen Wochen gefunden und benötigt keinen radikalen Umbruch. Mit einem neuen Links- und Innenverteidiger dürfte der VfB für eine Saison im sicheren Tabellenmittelfeld ausreichend aufgestellt sein.

In der zweiten Reihe könnte es jedoch zu deutlich größeren Veränderungen kommen: Kirschbaum, Niedermeier, Haggui, Hlousek, Rausch, Romeu, Leitner, Sararer, Abdellaoue und Ibisevic könnten oder werden den Verein verlassen. Stuttgart wird den Kader verkleinern, benötigt jedoch Back-ups für das zentrale Mittelfeld, die offensive Außenbahn und das Sturmzentrum. Wenn hier Robin Dutt passende und bezahlbare Spieler findet und der "Königstransfer" eines starken Innenverteidigers gelingt, könnte es in Stuttgart mal wieder zu einer sorgenfreien Saison im Tabellenmittelfeld reichen. Für mehr jedoch nicht.

Der VfB Stuttgart im Überblick

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