Nicht nur der Glubb is a Depp

Die deutschen Kombinierer vergaben ihre große Gold-Chance fahrlässig
© getty

Die Pannen-Kombinierer machen an Tag 11 der Winterspiele in Sotschi fassungslos, auch bei den Bobfahrerinnen läuft alles "scheiße". Für positive Schlagzeilen sorgen Viktoria Rebensburg und Star-Geigerin Vanessa Mae. Ein Franzose mit Kreuzbandriss wird zum Mann des Tages.

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"Der Glubb is a Depp!" So lautet seit vielen Jahren ein höhnisches Sprichwort über den 1. FC Nürnberg. Dass auch die deutschen Kombinierer recht einfältig sein können, ist neu - seit heute allerdings leider bewiesen.

200 Meter vor dem Ziel kämpften mit Fabian Rießle, Björn Kircheisen und Johannes Rydzek drei Deutsche gegen die beiden Norweger Jörgen Graabak und Magnus Moan um den Olympiasieg. Am Ende jubelten die Skandinavier über Gold und Silber, Rießles Freude über Bronze war getrübt, Kircheisen heulte nach Rang vier Rotz und Wasser und Rydzek kam als Achter gar nicht mehr aus dem Fluchen heraus.

Der Grund: Rießle hatte Rydzek in der letzten 180-Grad-Kurve über den Haufen gerannt, Kircheisen, der einmal mehr zu früh angriff und dem letztlich auch die Puste ausging, wurde zudem ausgebremst. "Wir hatten die Riesenchance auf ein richtig großes Ding. Wenn alles für einen spricht, sollte man taktisch nicht so einen Fehler machen", war Bundestrainer Hermann Weinbuch komplett bedient.

Der Tag zum Nachlesen im Ticker

Zerfleischen werden sich die bis zu dem Patzer bärenstarken Kombinierer, bei denen Eric Frenzel nach seinem Virusinfekt nur Zehnter wurde, allerdings nicht. Schließlich steht noch der Teamwettbewerb an. "Am besten trinken wir heute ein Friedensbier zusammen", meinte Rydzek.

Deutlich ausgelassener freute sich Viktoria Rebensburg über Bronze im regenreichen Riesenslalom. "Der dritte Platz bedeutet mir fast genau so viel wie die Goldmedaille damals", strahlte die Olympiasiegerin von 2010, die nach dem ersten Durchgang noch Sechste war. Maria Höfl-Riesch verzichtete aufgrund eines Infekts der oberen Atemwege auf ihren Start.

Leer gingen die Biathleten im zuvor vier Mal verschobenen Massenstart über 15 km aus. Simon Schempp war als 13. noch bester Deutscher. Arnd Peiffer belegte Rang 19, Erik Lesser kam nicht über Platz 26 hinaus.

Tag 12 beginnt am Mittwoch mit dem Riesenslalom der Herren (ab 6.30 Uhr im LIVE-TICKER). Die große Frage ist: Kann Felix Neureuther starten oder nicht? Zudem im Programm: Eisschnelllauf mit Claudia Pechstein, Biathlon-Mixed-Staffel, Langlauf-Teamsprint, Bobfahren und die Viertelfinals im Eishockey.

Die Entscheidungen des Tages:

WettbewerbEntscheidung
Ski alpin/Riesenslalom, FrauenBei Maze-Triumph: Rebensburg holt Bronze
Nordische Kombination/Einzel, MännerPannen-Kombi: Bronze für Rießle
Snowboardcross, MännerGold! Franzose Vaultier überrascht
Biathlon/Massenstart, MännerDramatik pur: Svendsen holt Gold
Shorttrack/3000 m Staffel, FrauenSüdkorea erneut nicht zu stoppen
Eisschnelllauf/10.000 m, MännerHolland, Holland, Holland
Ski Freestyle/Halfpipe, MännerFreestyle-Gold für Wise

Was sonst noch wichtig war:

Bob: Nach dem Debakel der Männer sind auch die Frauen im Zweierbob auf dem besten Weg, ein desaströses Ergebnis abzuliefern. Nach zwei von vier Läufen belegen Sandra Kiriasis und Franziska Fritz den fünften Platz. Cathleen Martini/Christin Senkel sind Achte, Anja Schneiderheinze/Stephanie Schneider Neunte. "Ich habe völlig verkackt. Das Wetter ist scheiße, die Fahrt war scheiße und ich bin scheiße drauf", zog Kiriasis ein vernichtendes Fazit.

Eishockey I: Puh, war das ein wichtiger Sieg. Die DEB-Mädels setzten sich im Spiel um Platz sieben mit 3:2 gegen Japan durch und verhinderten damit den Abstieg. "Wir sind einfach sehr erleichtert. Wir wollten ein gutes Spiel abliefern, das ist uns phasenweise gelungen. Ich bin froh, dass es noch einmal gut ausging", sagte Spielführerin Susann Götz.

Eishockey II: Den Super-GAU verhindert, aber noch jede Menge Arbeit vor sich - Russland hat sich im K.o.-Duell gegen Norwegen mit 4:0 durchgesetzt und steht im Viertelfinale. Überzeugen konnte die Sbornaja allerdings erneut nicht zu 100 Prozent. Trotz der vier Treffer präsentierten sich die Gastgeber im Torabschluss nicht kaltschnäuzig genug. "Genau das ist unser großes Problem, das müssen wir besser machen", stellte Superstar Alex Ovechkin klar.

Außer den Russen qualifizierten sich auch Slowenien (4:0 gegen Österreich), Tschechien (5:3 gegen die Slowakei) und Lettland (3:1 gegen die Schweiz) für die Runde der letzten Acht. (Mehr zum Eishockey gibt es später im Extra-Roundup)

Curling: Nun ist auch das Halbfinale der Männer komplett. Im direkten Duell um das Weiterkommen setzte sich Großbritannien mit 6:5 gegen Norwegen durch. Die Briten bekommen es nun mit Schweden zu tun, Kanada trifft auf China.

Mann des Tages: Pierre Vaultier

Pierre Vaultier! Man ersetze das V durch ein F und der Name des Tages wäre gefunden. So einfach wollen wir es uns aber nicht machen. Der Franzose ist nämlich unabhängig von seinem Namen ganz klar DER Mann des Tages. Vaultier holte nämlich überraschend Gold im Snowboardcross.

Der Clou an seinem Coup: Er ließ sich dabei nicht einmal von einem Kreuzbandriss stoppen, den er sich bereits im Dezember beim Weltcup in Lake Louise zugezogen hat. "Mein Knie war drei Mal so dick wie sonst. Was mir heute widerfahren ist, ist einfach unglaublich", staunte der 26-Jährige.

Selbst die Konkurrenz freute sich mit Vaultier. "Man könnte meinen, das wäre keine Werbung für unseren Sport, aber das ist so ein Tier. Wenn es einer verdient hat über die Jahre, dann der Pierre", sagte der deutsche Starter Konstantin Schad.

Frau des Tages: Tina Maze

Wenige Stunden nach ihrem Olympiasieg im Riesenslalom veröffentlichte Tina Maze via "Facebook" einen Link. Er führte zu einem Video von Whitney Houstons Welthit "One Moment in Time". "Ahhhhhh - so schön", schrieb die Slowenin dazu.

Maze hat allen Grund zur Freude. Schließlich hatte die 30-Jährige in Sotschi bereits Gold in der Abfahrt gewonnen. Vor vier Jahren in Vancouver musste sie sich noch mit zwei Mal Silber im Super-G und im Riesenslalom begnügen - nun die maximale Steigerung.

Beim Jubeln ließ sich Maze diesmal übrigens etwas Neues einfallen - dem Regen sei Dank. Hatte sie nach ihrem Abfahrtssieg noch innig den Schnee geküsst, feierte die zweimalige Weltmeisterin diesmal mit einem Bauchplatscher ins Nasse und ein paar Schwimmzügen.

Sprüche des Tages:

"Wenn es auf einer Wanderung neblig wird, sie aber vorher nachgeschaut haben und wissen, wo es lang geht - dann müssen sie weitergehen und durch den Nebel durch. Dann werden sie irgendwann den Gipfel sehen."

(Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster über seine Aufbauarbeit)

"Irgendwie mussten wir die Zeit ja überbrücken. Zwischen 2.30 und 4.30 Uhr fährt die Gondel in Richtung Hotel ja leider nicht."

(Nochmal Schuster, Österreicher, über die lange Party-Nacht der deutschen Skispringer im Tirol-Haus)

"Dem ein oder anderen wird dadurch eine Last wegfallen, da sie es mit diesem Erfolg auch den Kritikern - und damit auch mir - mal gezeigt haben."

(Ex-Skispringer Sven Hannawald nach dem deutschen Olympiasieg im Teamspringen)

"Man braucht keinen Schnee, um Wintersport zu betreiben."

(Winston Watts, Pilot des Jamaika-Bobs, nach seiner vierten Olympia-Teilnahme)

"Alle Menschen hier lieben uns, und wir lieben sie auch. Ob wir nun Erster oder Letzter werden ist egal. Wir sind glücklich, hier zu sein, und in Jamaika sind sie froh, dass wir das Rennen ohne Sturz beendet haben."

(Nochmal Winston Watts nach Platz 29 von 30 Teams im Zweierbob)

"Der Schießstand hat uns heute das Genick gebrochen."

(Männer-Bundestrainer Mark Kirchner nach dem Biathlon-Massenstart)

"Die haben alles richtig gemacht. Es schifft ja wie die Sau."

(Viktoria Rebensburg auf die Frage, ob sie traurig sei, dass ihre Eltern bei ihrer Bronzefahrt im Riesenslalom nicht dabei waren)

"Wir müssen uns bei der Nation entschuldigen. Wir haben beschissene Ski und wissen nicht, was wir falsch machen. Wir können den Code einfach nicht knacken."

(Norwegens Skilanglauf-Chefcoach Trond Nystad nach den fünften Plätzen in den Staffeln)

Zahlen des Tages:

4-beiner im Gepäck: Snowboarderin Lindsey Jacobellis adoptierte kurzerhand einen der streunenden Hunde von Sotschi. Die US-Amerikanerin nimmt das Tier mit in ihre Heimat. Wuff wuff!

4. Dreifachsieg für die niederländischen Eisschnellläufer in Sotschi: Über 10.000 m der Männer setzte sich Jorrit Bergsma vor Sven Kramer und Bob de Jong durch.

5 von 7: Südkoreas Shorttrackerinnen haben zum fünften Mal bei der siebten Austragung bei Winterspielen Gold mit der 3000-m-Staffel gewonnen.

Hier geht's zum Medaillenspiegel

23 Prozent der Befragten bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "puls" gaben an, sich überhaupt nicht für die Winterspiele zu interessieren. Was ist denn mit euch los?

9,55 Millionen TV-Zuschauer in der Spitze verfolgten am Montagabend den Gold-Triumph der deutschen Adler im Teamspringen.

126,5 Meter waren offenbar zu viel. Der Kombinierer Taihei Kato verlor bei der Landung die Kontrolle und stürzte. Die Folge: Ein Bruch im linken Ellbogen. Gute Besserung!

Name des Tages: Vanessa Vanakorn

Platz 67 mit etwas mehr als 50 Sekunden Rückstand: Man kann nicht gerade behaupten, Vanessa Vanakorn hätte der Konkurrenz im Riesenslalom Angst und Schrecken eingejagt. Aber darum ging es der 35-jährigen Star-Geigerin, die deutlich besser als Vanessa Mae bekannt ist und für Thailand unter dem Namen ihres Vaters antrat, auch überhaupt nicht.

"Ich habe immer davon geträumt, bei Olympischen Spielen zu starten. Und dass es nach nur sechs Monaten Training klappt, ist unglaublich", meinte Mae. Die in Singapur geborene Musikerin reihte sich mit ihrem Auftritt nahtlos in die Liste der bei Olympia von Fans immer gern gesehenen Exoten ein.

Wer erinnert sich nicht an den Skispringer Michael "Eddie the Eagle" Edwards oder den Schwimmer Eric "der Aal" Moussambani? Eddie the Eagle stolperte 1988 eher über den Schanzentisch als dass er flog, zu Eric dem Aal wäre man 2000 am liebsten ins Wasser gesprungen, um ihn vor dem Ertrinken zu retten. Ähnlich unbeholfen schlich Mae die Piste in Sotschi nun herunter - aber sie kam an!

"Zwischenzeitlich habe ich nicht gewusst, wo ich langfahren muss. Drei Mal wäre ich beinahe gestürzt", schilderte sie ihr Olympia-Abenteuer in Russland. Und dann zog sie ein Fazit, das dem eigentlichen olympischen Gedanken "Dabei sein ist alles" sehr nahe kommt: "Aber es war richtig cool."

Der Olympia-Zeitplan

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