Kathan kritisiert Strukturen

SID
Peter Kathan coacht in Sotschi das deutsche Frauen-Eishockey-Team
© getty

Nach der Niederlage gegen Schweden hat Bundestrainer Peter Kathan die Strukturen im deutschen Frauen-Eishockey kritisiert. Er fordert mehr Förderung.

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Nachdem der Viertelfinal-Traum bei den Olympischen Spielen bereits nach zwei Spielen wohl geplatzt war, deckte Bundestrainer Peter Kathan die Missstände im deutschen Frauen-Eishockey schonungslos auf. "Unsere Spielerinnen müssen mehr trainiert werden", forderte Kathan nach dem ernüchternden 0:4 (0:1, 0:0, 0:3) gegen Schweden in Sotschi: "Sie kommen vielleicht zweimal im Jahr zu einem Lehrgang, müssen das meiste zudem selbst finanzieren. Das ist dann schon schwierig."

Kathan wirkte nach den 60 Minuten rat- und machtlos. Fast schon verzweifelt versuchte er, die Situation im Frauenbereich zu skizzieren. Sicherlich, in Deutschland gebe es seiner Meinung nach immer wieder gute junge Spielerinnen, "die dann auch bis ins Juniorenalter mit den Männern spielen." Danach, monierte Kathan, seien die Vereine allerdings darauf angewiesen, eher die Männer zu fördern. Frauen, die "allein von der Athletik dann schon nicht mehr mithalten können", würden bei der Auswahl durch ein Sieb fallen.

Mangelhafte Gesamtstrukturen

Mit dem Spiel gegen Schweden, in dem seine Mannschaft nur bis zum Schlussdrittel mithielt und einige gute Chancen vergab, wollte sich Kathan nicht lange aufhalten. Der 65-Jährige klagte über die mangelhaften Gesamtstrukturen. Bei den ohnehin schon wenigen Trainingseinheiten in den Klubs müssen die Eisflächen schon mal mit den "Alten Herren" geteilt werden. Eine dem internationalen Niveau auch nur annähernd ebenbürtige Liga gibt es nicht.

Eine Folge sind Ergebnisse wie in Sotschi, wo nach den Niederlagen gegen Russland (1:4) und gegen Schweden das Viertelfinale nur noch durch japanische Schützenhilfe am Dienstagabend möglich war. Sollte nicht mindestens Platz sechs erreicht werden, würde auch die Förderung durch die Bundeswehr gekürzt werden. "Ich weiß nicht genau, um wieviel. Aber das ist schon so", sagte Kathan über den kaum zu durchbrechenden Teufelskreis.

Nur ein Tor in 120 Minuten

Nur ein Tor hat die deutsche Auswahl in 120 Minuten erzielt und damit eine bittere Tradition fortgesetzt. Spielführerin Susann Götz nannte diese "eben ein Deutschland-Ding", Kathan schlichtweg ein "jahrelanges Problem. Auf internationalem Niveau schießen wir einfach zu wenig Tore", bilanzierte der Bundestrainer, der nach den Olympischen Spielen in den Ruhestand gehen und seine Verantwortung an Benjamin Hinterstocker übergeben wird.

Und der will die Aufbauarbeit seines Vorgängers unbedingt fortsetzen. "Peter hat tolle Arbeit geleistet, die möchte ich fortführen und die Entwicklung nach vorne treiben", sagte Hinterstocker - und schob eine kleine, aber signifikante Einschränkung nach: "So gut das eben im Rahmen unserer Möglichkeiten geht."

Der Sotschi-Liveticker

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