Anti-Doping-Kämpfer auf schwieriger Mission

SID
Wolfgang Pichler war auch schon Trainer des schwedischen Aufgebots
© getty

Wolfgang Pichler ist seit Jahren für seinen Einsatz im Anti-Doping-Kampf bekannt. Kurz vor den Olympischen Spielen steckt er trotzdem mitten im russischen Dopingsumpf fest.

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Im Kampf gegen Doping hat Wolfgang Pichler noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. "Die Russen haben uns seit Jahren verarscht, die gehören rausgeschmissen", sagte der Biathlontrainer im Jahr 2009 nach dem letzten großen Dopingskandal bei den Skijägern. Der Bayer, damals noch Nationaltrainer in Schweden, erhielt wegen seiner klaren Äußerungen zu dieser Zeit von russischer Seite angeblich sogar Morddrohungen.

Fünf Jahre später steht Pichler als einer der russischen Frauentrainer bei Olympia in Sotschi nun vor einer äußerst schwierigen Mission. Der Dopingskandal um Irina Starych, die sich nach einer positiven A-Probe in der Vorwoche aus dem Team zurückgezogen hat, wirft einen Schatten auf das ganze Team. Dass die Trainingsgruppe des 59-Jährigen nicht direkt betroffen ist, spielt dabei kaum eine Rolle. "Ich bin mir sicher, dass alle Athletinnen meines Teams sauber sind", sagte Pichler.

"Ich verlange Leistung ohne Doping"

Die Überraschung war groß, als der Ruhpoldinger Pichler ("Ich verlange Leistung ohne Doping") vor drei Jahren ein Engagement in Russland annahm. Er wurde Frauen-Cheftrainer des nationalen Verbandes RBU und sollte das Team nach Sotschi führen. Im vergangenen Jahr folgte die Degradierung zum Coach einer Teilgruppe. Die Erfolge waren ausgeblieben, bei der WM 2013 in Nove Mesto hatte es keine einzigen Medaille für seine Frauen gegeben.

Im Sommer letzten Jahres stieg er mit seinem Team, genannt "Kommando Pichler", um Olga Saizewa, Jekaterina Schumilowa, Jana Romanowa, Jekaterina Glasjeina und Olga Wiluchina ins Training ein. Alle fünf qualifizierten sich in den vergangenen Monaten für Olympia. Starych aus dem "Kommando Korolkowitsch" war die einzige Athletin, die es aus der zweiten Trainingsgruppe zu den Winterspielen schaffen sollte. Nach den Dopingvorwürfen wird sie fehlen und zum Auftakt am Sonntag im Sprint nicht dabei sein.

Pichler, der kein Wort Russisch spricht, hatte vor seinem Amtsantritt 2011 gesagt, dass er "einen Ruf zu verlieren" habe und "beweisen" wolle, dass es "auch ohne verbotene Substanzen" gehe. Kurz vor Olympia betonte er im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" zudem: "Meine Sportlerinnen wissen, wie katastrophal sich ein positives Testergebnis auf das Image der Spiele, ihr Heimatland und vor allem auf ihre eigene Karriere auswirkt."

Schlechte Erfahrungen im russischen Biathlon

Denn mit Doping im Biathlon gibt es in Russland viele negative Erfahrungen. Im Dezember 2008 wurden Albina Achatowa, Jekaterina Jurjewa und Dimitri Jaroschenko des Epo-Missbrauchs überführt. Im Vorfeld der WM 2009 in Pyeongchang war das Trio anschließend gesperrt worden - und Pichler hatte im Zuge dessen härtere Strafen gefordert und die Russen mehrfach direkt attackiert. Es soll daraufhin sogar zu Handgreiflichkeiten mit einem russischen Funktionär gekommen sein.

Vor seiner Zeit in Russland feierte Pichler in Schweden als einstiger Coach der mehrmaligen Weltmeisterin und sechsmaligen Gesamtweltcup-Siegerin Magdalena Forsberg große Erfolge. Außerdem trainierte er die ehemalige Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle, die er in Sotschi als Biathletin wiedertreffen wird.

Nach den Winterspielen endet Pichlers Vertrag mit der RBU, eine Fortsetzung der Zusammenarbeit wird es wohl nicht geben. Wie es danach weitergeht? "Im Hauptberuf bin ich Zollbeamter. Nach dem Turnier werde ich zu meiner Chefin ins Zollamt fahren und sagen: Da bin ich wieder."

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