"Spiele nur noch im Paradies"

SID
IOC-Präsident Thomas Bach ist der wohl gefragteste Mann in Sotschi
© getty

IOC-Präsident Thomas Bach hat die Vergabe der Olympischen Winterspiele nach Russland erneut verteidigt. Zwei Tage vor der Eröffnungsfeier in Sotschi erklärte er die politische Dimension der Spiele, den andauernden Kampf gegen Doping, und seine Meinung zur WM 2022.

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Im Interview mit der "Welt" betonte der 60-Jährige, er würde sich "eine sowohl sachlichere als auch besser abwägende Diskussion über Aufgaben des IOC und Gestaltung Olympischer Spiele" wünschen. Politische Maßstäbe könne das Komitee nicht anlegen: "Irgendwann können Sie Olympische Spiele dann nur noch im Paradies veranstalten!"

Es sei die Aufgabe des IOC, politisch neutral zu sein, sonst verlören sie ihren Sinn. "Der Sinn ist ja gerade zu zeigen, dass man sich unabhängig von politischen Differenzen zusammenfinden kann, unter dem Dach gemeinsamer Regeln und in einem friedlichen Wettstreit." Dabei gäbe es zwei "Lebenslügen im Sport. Erstens: Sport hat nichts mit Geld zu tun. Zweitens: Sport hat mit Politik nichts zu tun. Beides ist absolut falsch". Dennoch könnten die Spiele die Öffentlichkeit immerhin "zum Denken anregen", so Bach.

Kampf gegen Doping funktioniert

Die zwei des Dopings überführten russischen Biathleten kämen zu einem "denkbar guten" Zeitpunkt, sagte der IOC-Präsident: "Weil es zeigt, dass das System funktioniert. Dass es gerade nicht vor dem Gastgeberland Halt macht." In Sotschi werde man die Zahl der Dopingtests um 14 Prozent erhöhen.

Weltweit würden umgerechnet über 360 Millionen Euro in den Kampf gegen Doping fließen: "Ich sage: Jeder Cent ist gut angelegt und eine Investition in die Zukunft und in die Glaubwürdigkeit des Sports." Man müsse einen "Mentalitätswechsel" herbeiführen.

"Entspannt" wegen WM 2022

Eine Verlegung der WM 2022 in den Winter könnte ungewollte Auswirkungen auf die Winterspiele haben, was in der Öffentlichkeit zu Kritik geführt hatte. Bach ist aber optimistisch: "Ich bin mit der FIFA und ihrem Präsidenten seit Monaten im Gespräch. Die FIFA plant, die WM im November 2022 auszutragen." Beide Verbände wollen Probleme vermeiden: "Deswegen bin ich da ganz entspannt."

Ein Problem für den Sport sei dagegen eine zunehmend bewegungslose Gesellschaft. "Weltweit gesehen nimmt die körperliche Betätigung von Jugendlichen dramatisch ab", warnte der gebürtige Würzburger. "Ich meine, es ist auch Aufgabe des IOC zu überlegen, wie wir die sogenannten 'Couch Potatos' vom Sofa herunterkriegen." Es könne nicht sein, dass sich das Interesse am Sport auf Konsum beschränke.