De Maiziere reist nach Sotschi

SID
Wieder im Amt: Innenminister Thomas de Maiziere reist nach Sotschi
© getty

Der neue Bundesinnenminister Thomas de Maiziere wird im kommenden Jahr die Olympischen Winterspiele in Sotschi besuchen. UN-Sonderberater Willi Lemke lehnt einen Boykott der Spiele ebenfalls ab.

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Das bestätigte das Bundesinnenministerium (BMI). "Es ist Usus, dass der Sportminister die deutschen Sportler vor Ort unterstützt", sagte ein Ministeriumssprecher. De Maiziere hatte in seiner Funktion auch die Winterspiele in Vancouver 2010 besucht.

Zuletzt hatte Bundespräsident Joachim Gauck für Aufregung gesorgt, als er ohne Angaben von Gründen ankündigte, nicht nach Sotschi zu reisen. Interpretationen, er verzichte aus Protest gegen die umstrittene Politik von Präsident Wladimir Putin und die Menschenrechtssituation in Russland auf einen Besuch in Sotschi, hat der Bundespräsident bislang nicht zurückgewiesen. Unklar ist weiter, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Russland reisen wird. Dies hatte am Dienstag Diskus-Olympiasieger Robert Harting gefordert.

Treffen mit der Opposition?

Wann de Maiziere nach Russland reisen wird, sei nach Angaben des BMI noch nicht abschließend geklärt. Bei der Frage, ob sich der Innenminister auch mit Oppositionellen treffen werde, verwies der Sprecher ebenfalls auf die noch nicht abgeschlossenen Planungen. Die Bundesregierung habe ihre Meinung zur Menschenrechtssituation aber schon häufig deutlich gemacht.

Neben Gauck verzichten auch der französische Präsident Francois Hollande und die EU-Kommissarin Viviane Reding auf eine Reise zu den Spielen. Die Luxemburgerin Reding begründete als bislang einzige hochrangige Politikerin ihren Schritt mit der Menschenrechtssituation in Russland. US-Präsident Barack Obama berief in die Delegation der USA in Tennislegende Billie Jean King (70) und die Eishockey-Nationalspielerin Caitlin Cahow (28) zwei homosexuelle Sportlerinnen.

Angeführt wird die US-Delegation von der ehemaligen Ministerin für innere Sicherheit, Janet Napolitano. Bei den Winterspielen in Vancouver 2010 waren Vizepräsident Joe Biden und dessen Frau Jill die Leiter der Delegation, 2012 in London gab sich sogar die First Lady Michelle Obama die Ehre. Die britische Regierung gab am Mittwoch bekannt, dass Sportministerin Helen Grant ihre Sotschi-Delegation anführen werde.

Lemke gegen Boykott

Derweil hält Willi Lemke, UN-Sonderberater Sport für Entwicklung und Frieden, einen Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi für eine falsche Entscheidung. "Wer sagt, man darf bei Olympia in Sotschi nicht antreten, weil in Russland ein Gesetz gegen Menschen mit homosexueller Orientierung beschlossen wurde, den frage ich: Habt Ihr nichts gelernt aus dem misslungenen Olympiaboykott gegen Moskau und der Revanche in Los Angeles?", sagte Lemke dem "Berliner Tagesspiegel".

Die Entscheidung von Bundespräsident Joachim Gauck, den Spielen in Sotschi fern zu bleiben, sieht Lemke nicht als Boykott an: "Das ist eine Absage, aber noch nicht mit einem Boykott gleichzusetzen, denn er rief nicht öffentlich auf, seinem Beispiel zu folgen."

Lemke warnte davor, die Olympischen Spiele zu politisieren: "Man kann nicht zulasten des Sports politische Konflikte austragen. Es ist doch viel besser, wenn Obama mit Putin redet." Es gebe außerdem Konflikte, "in denen der Sport besser, proaktiver und direkter genutzt werden kann als in diesem Fall."

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