Goldhoffnung Kober und Superstar White

SID
Amelie Kober liegt im Disziplin-Weltcup (Parallelslalom) auf Platz fünf
© Getty

Snowboard hat sich seit seinem Debüt 1998 bei den Olympischen Winterspielen etabliert und längst das Image der etwas lockereren Sportart abgelegt. Die deutschen Hoffnungen liegen in Vancouver auf Amelie Kober, die im Parallel-Riesenslalom zum Favoritenkreis gehört. Im spektakulären Halfpipe-Wettbewerb plant Superstar Shaun White einen neuen Diagonalsprung.

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Der Einstand war ziemlich spektakulär, wenn auch nicht in der erhofften Art und Weise. Als die eher flippigen Snowboarder 1998 in Nagano erstmals olympische Medaillen umgehängt bekamen, da wurde das Gold dem Sieger des Riesenslaloms der Männer gleich wieder abgenommen.

Ross Rebagliati aus Kanada hatte offensichtlich ein bisschen gekifft, in seiner Dopingprobe fanden sich jedenfalls Spuren von Cannabis. Rebagliati bekam die Goldmedaille fünf Tage später allerdings wieder zurück.

Wegen einer angeblich "unklaren Rechtslage" verwarf der Internationale Sportgerichtshof (CAS) prompt die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Regabliati trat im Jahr danach zurück. Für den Wahlkreis seiner Heimstadt Vancouver bewirbt er sich derzeit um einen Sitz im kanadischen Parlament.

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Thost holte 1998 Gold für Deutschland

Ziemlich spektakulär und gänzlich skandalfrei war auch der deutsche Einstand. In der Halfpipe, damals zweiter Wettbewerb neben dem Riesenslalom, gewann Nicola Thost die Goldmedaille.

Unerwartet kam dieser Sieg nicht: Die gebürtige Pforzheimerin gilt noch heute, sieben Jahre nach ihrem Rücktritt, als eine der einflussreichsten Fahrerinnen der Szene. Die Halfpipe-Trickser betrachten sich als die einzig wahren Snowboarder, doch sie leiden unter einer Art Sinnkrise.

Seit Shaun White, Szene-Star aus den USA, in Turin 2006 das programmierte Gold gewann, herrscht Stillstand. Für Vancouver probt er nun den "Korken" - einen Diagonalsprung. Landsmann Kevin Pearce wollte mithalten, zog sich bei einem Sturz am 1. Januar aber schwer Kopfverletzungen zu.

Seit 2006 Snowboardcross

Seit Olympia 2006 wird als dritte Disziplin Snowboardcross ausgetragen, ein Wettbewerb im K.o.-System, bei dem sich vier Athleten pro Lauf um die ersten beiden Plätze balgen, um in die nächste Runde aufzurücken.

Gefahren wird auf einem künstlich angelegten Kurs mit Wellen, Sprüngen und Steilkurven. Der Wettbewerb stand Pate für Ski Cross, 2010 in Vancouver erstmals olympisch. Die von den "wahren" Snowboardern bisweilen noch belächelten alpinen Rennfahrer begannen 1998 mit einem (Einzel-)Riesenslalom, damals gewann Heidi Renoth aus Berchtesgaden Silber.

Seit Salt Lake City 2002 wird bei Olympia aber die Disziplin Parellel-Riesenslalom gefahren. Zum großen Vorteil für den darbenden Snowboard-Verband Deutschland (SVD) und sein Aushängeschild.

Verband hofft auf Amelie Kober

Die große Favoritin auf Gold beim PGS (Parallel Giant Slalom) am Cypress Mountain bei Vancouver ist Amelie Kober aus Miesbach. In Turin gewann sie vor vier Jahren noch sensationell Silber, mittlerweile ist sie in der olympischen Disziplin die große Dominatorin, in der vergangenen Saison hat sie im PGS die Weltcup-Gesamtwertung gewonnen, hinzu kam Rang drei im Gesamtweltcup.

Kober kommt in Vancouver eine besondere Bedeutung zu. Ihr Erfolg soll den SVD am Leben erhalten - was die 22-Jährige nicht so toll findet. "Ich denke nicht darüber nach, was der Verband braucht. Wenn der Verband ein ordentliches Marketingkonzept hätte, wäre er nicht in dieser Situation."

Die Situation heißt: Der SVD hat große Probleme, den Saisonetat von 1,1 Millionen Euro zu stemmen. Ganz blöd wäre, wenn sich Kober vielleicht auch noch auf ihre Leidenschaft besinnt. Denn Snowboarden, sagt sie, "ist mein Beruf." In ihrer Freizeit, gibt sie zu, "gehe ich lieber Skifahren."

Amelie Kober im SPOX-Interview