Rodeo auf dem Eis

SID
Aika Klein (l.) ist in Vancouver die einzige Teilnehmerin Mecklenburg-Vorpommerns
© Getty

Shorttrack ist dank geringer Kurvenradien und einer kurzen Strecke Garant für spannende Rennen, Stürze sind fast an der Tagesordnung. Realistische Hoffnung auf eine Medaille für Deutschland besteht allerdings nicht.

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Beim ersten olympischen Auftritt 1988 in Calgary erhielt Shorttrack, damals noch als Demonstrationssportart, den Beinamen Rodeo auf dem Eis. Was das bedeutet, bekam die Welt spätestens 14 Jahre danach in Salt Lake City zu sehen.

Im 1000-m-Rennen der Männer stürzten nach einer wilden Verfolgungsjagd in der letzten Kurve alle Läufer - bis auf Steven Bradbury.

Der eigentlich chancenlose Australier spazierte gemächlich an seinen verzweifelt Richtung Ziel kriechenden Konkurrenten vorbei und brachte als erster Wintersportler Gold nach Down Under.

Stürze sind fast an der Tagesordnung

Selbst für die hart gesottenen Shorttracker war das legendäre Rennen von Salt Lake City, das der Sportart für kurze Zeit weltweite Beachtung verschaffte, alles andere als normal - obwohl Stürze fast an der Tagesordnung sind.

Im Massenstart geht es auf die 111 Meter lange Runde, die auf jedes Standard-Eishockeyfeld passt. Fast waagerechte Kurvenlagen, waghalsige Positionskämpfe und der nach Stürzen fast unvermeidliche Streit um daraus resultierende Disqualifikationen kennzeichnen das Kleinformat des Eisschnelllaufs.

In Deutschland ist Shorttrack noch immer eine Randerscheinung. Zu wenig Erfolge haben die deutschen Kufen-Cowboys und -girls vorzuweisen, zu stark ist die Konkurrenz aus Asien und Nordamerika - sowie die auf der langen Bahn.

Eine Medaille wäre eine Sensation

Seit dem ersten offiziellen Olympiastart der Shorttracker 1992 gab es einen einzigen europäischen Sieger: 1994 holte Italiens Männerstaffel Gold. Eine Medaille für deutsche Läuferinnen oder Läufer in Vancouver - es wäre die erste überhaupt - wäre eine Sensation.

Immerhin löste die Männerstaffel beim Weltcupfinale das Olympia-Ticket recht souverän. Die Dresdner Robert Seifert, Tyson Heung und Paul Herrmann sowie Sebastian Praus aus Mainz belegten in Marquette/US-Bundesstaat Michigan in deutscher Rekordzeit Platz vier. Zuvor hatte Seifert als 500-m-Fünfter für das beste deutsche Einzelergebnis der Saison gesorgt.

Nicht bei Olympia in Kanada dabei ist die deutsche Damen-Quartett, das in Marquette als Achter nicht genügend Qualifikationspunkte sammeln konnte. In der Woche zuvor war die Staffel in Montreal disqualifiziert worden. Damit wäre in den USA ein Platz im Finale nötig gewesen.

Deutschland ist damit in Vancouver nach derzeitigem Stand mit sechs Shorttrackern vertreten: Neben den vier Männern plus einem Reserveläufer für die Staffel ist auch die Rostockerin Aika Klein dabei.

Ein Süd-Koreaner an der Spitze

Held in Turin war der Südkoreaner Ahn Hyun-Soo, der die Spiele als erfolgreichster Teilnehmer verließ.

Durch den Sieg mit der 5000-m-Staffel erhöhte der Asiate seine Bilanz im Piemont auf insgesamt drei Goldmedaillen sowie einmal Bronze.

Damit verwies er Michael Greis aus Nesselwang, der im Biathlon drei Olympiasiege feierte, auf Platz zwei der Athleten-Wertung.

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