Rebensburg: Cool und ruhig, gut und verrückt

Von Alexander Mey / Daniel Börlein
Viktoria Rebensburg wurde sensationell Olympiasiegerin im Riesenslalom
© Getty

Zwar verlor das deutsche Team an Tag 14 der olympischen Spiele von Vancouver den ersten Platz im Medaillenspiegel, dafür gab es allerdings eine Gold- und eine Silbermedaille zu bejubeln. Viktoria Rebensburg schaffte die Sensation und gewann den Riesenslalom der Damen. Nach dem Gold im Teamsprint schlugen auch die deutschen Langläuferinnen wieder zu und sicherten sich Platz zwei.

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Die Führung im Medaillenspiegel ist erstmal wieder zu den USA gewandert, aufgrund einiger Highlights aus deutscher Sicht war das allerdings verschmerzbar. Vor allem der überraschende Olympiasieg von Victoria Rebensburg im Riesenslalom sorgte für Begeisterung.

Der komplette Medaillenspiegel

"Ich kann es gar nicht beschreiben. Gold - ein Traum. Das ist unglaublich, das hätte ich nie gedacht. Ich habe das echt nicht erwartet. Ich habe gedacht, dass ich eine Medaille holen kann - aber nicht Gold. Das ist echt cool", sagte die 20-Jährige.

Grund zum Jubeln gab es einmal mehr auch für die deutschen Langläuferinnen. Die Staffel um Katrin Zeller, Evi Sachenbacher, Miriam Gössner und Claudia Nystad lief zur Silbermedaille. "Es war eine hervorragende Teamleistung", sagte Coach Jochen Behle.

Nicht zu schlagen war die norwegische Staffel, die von Marit Björgen zum Sieg geführt wurde. Die Norwegerin ist damit mit bislang drei Goldmedaillen die erfolgreichste Athletin der Spiele von Vancouver.

"Das war eine reine Lotterie"

Eine Enttäuschung erlebten dagegen die deutschen Kombinierer und mit ihnen auch eine ganze Reihe Favoriten. Unter zum Teil ungünstigsten Bedingungen mussten zahlreiche Medaillenkandidaten im Springen von der Schanze gehen und hatten dadurch vor dem Laufen bereits einen uneinholbaren Rückstand.

"Man hätte unter diesen Bedingungen niemals springen dürfen. Das war eine reine Lotterie, in der nicht der Beste, sondern der Glücklichste gewinnt. Das hat mit Olympischen Spielen nichts zu tun", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Den Sieg sicherte sich der Amerikaner Bill Demong.

Die Entscheidungen des Tages:

 

WettbewerbMeldung
Ski alpin: Riesenslalom der DamenRebensburg fährt zu Gold
Langlauf: Staffel der DamenDeutsches Quartett holt Silber
Nord. Kombination: Einzel, GroßschanzeUS-Doppelsieg nach Skandalspringen
Eishockey der DamenKanada nicht zu schlagen
Ski-Freestyle: Springen der HerrenErstes Gold für Weißrussland
Eiskunstlauf der DamenKim siegt mit großem Abstand

 

Was sonst noch wichtig war:

Curling: Beim Curling geht's nun endlich in die heiße Phase. Die Endspiele stehen an. Und wieder mal, wenn's zu einem Finale kommt, sind die Gastgeber mit dabei. Bei den Herren setzte sich das kanadische Team im Halbfinale gegen Schweden durch und trifft nun im Spiel um den Olympiasieg auf Norwegen, das die Schweiz bezwang. Bei den Damen schaffte mit Schweden ebenfalls ein skandinavisches Team den Einzug ins Finale. Gegner dort, na klar, Kanada. (mehr)

Eisschnelllauf: Nun steht also endgültig fest: Anni Friesinger wird in der Teamverfolgung starten und damit den Vorzug vor Katrin Mattscherodt erhalten. Die 33-Jährige darf dadurch doch noch auf eine Medaille hoffen. Der Weg dorthin wird allerdings alles andere als leicht, denn bereits im Viertelfinale geht es gegen die starken Niederländerinnen. Friesinger soll dann den Ton im deutschen Team angeben. "Ich fühle mich nicht als Nummer eins im Team. Es gibt erfahrenere und erfolgreichere Athletinnen im Team als mich. Ich werde mich dem fügen, was im Team gesagt wird", so Beckert.

Wetter: In den letzten Tagen machte es das kanadische Wetter den Athleten nicht wirklich einfach. Zum Abschluss soll es nun nochmal richtig ungemütlich werden. Für das letzte Wochenende der Spiele werden starke Regenfälle erwartet. Der kanadische Wetterdienst sagt Windböen von bis zu 60 km/h und Temperaturen um zehn Grad Celsius voraus. Erst pünktlich zur Abschlussfeier am Sonntagnachmittag soll es etwas freundlicher werden. Na dann.

Mann des Tages: Alexei Grischin

Ihn kennt in Weißrussland ab sofort jedes Kind, und sein Name wird für alle Zeit in den Geschichtsbüchern seines Heimatlandes verewigt sein. Denn: Alexei Grischin holte die erste Goldmedaille für Weißrussland bei olympischen Winterspielen. Dabei war dafür eigentlich sein Landsmann Anton Kuschnir vorgesehen. Der hatte zuvor den Weltcup der Ski-Freestyler klar dominiert und war als großer Favorit nach Vancouver gekommen. In der Qualifikation wurde Kuschnir nach einem schwachen Sprung allerdings derart schlecht von den Kampfrichtern bewertet, dass er erst gar nicht am Finale teilnehmen durfte. So musste Alexei Grischin die Lücke füllen. Und das ist ihm doch auch ganz ordentlich gelungen.

Frau des Tages: Melissa Albertson

Melissa Albertson ist eigentlich Blues-Sängerin. Während Olympia trägt die Kanadierin als freiwillige Helferin allerdings zum Gelingen der Spiele bei. Beim Einmarsch der Nationen während der Eröffnungsfeier trug Albertson das Schild Georgiens, nachdem kurz zuvor der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili nach einem Trainingssturz verstorben war. Dieses Unglück hat Albertson tief bewegt und sie dazu veranlasst, eine Single mit dem Titel "Fearless Hero" zu veröffentlichen. Mit den Einnahmen will Albertson die Familie des Toten unterstützen. "Ich bin acht Minuten mit ihnen durch das Stadion gelaufen - es waren die längsten meines Lebens. Ich habe viel geweint und war der Meinung, dass ein Song besonders für die Eltern ein kleiner Trost wäre. Händeschütteln und kondolieren war mir nicht genug."

Sprüche des Tages:

"Der Unterschied zwischen Athleten und Jury ist der, dass sich die Athleten vier Jahre auf Olympia vorbereiten und die Jury im Warmen sitzt. Die besten Athleten sind heute vorgeführt worden. Das war eine Schande - und das bei Olympia." (Kombinierer Felix Gottwald über den vom Wetter beeinflussten Einzelwettbewerb auf der Großschanze)

"Wir sind schon dabei, ein Loch zu buddeln, um ihre Waffe darin zu vergraben." (Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle, der die gelernte Biathletin Miriam Gössner am liebsten dauerhaft zum Langlauf abwerben würde)

"Ich lag am Abend im Bett und habe an die Medaillen gedacht, musste mich dabei fast ein bisschen bremsen. Dann habe ich mir gesagt: bleib cool, ruhig und versuche einfach, gut Ski zu fahren. Ich bin gut gefahren - und habe gewonnen. Verrückt." (Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg)

"Das ist ein signifikanter Unterschied. Das sind nur eingeflogene Schlampen, die hier einen schnellen Dollar machen wollen. Aber Aussehen ist nicht alles. Auf den Service kommt es an." (Eine Dame namens Misty Moonlight beschwert sich in der Zeitung "24 Hours" darüber, dass Prostituierte aus dem Umland die Preise in Vancouver kaputt machen. Die ansonsten üblichen Stundenpreise von 200 bis 300 kanadischen Dollar seien bis auf ein Fünftel abgestürzt)

Zahlen des Tages:

200 Vermummte haben den olympischen Frieden gestört und viele Menschen im Zentrum Vancouvers in Angst versetzt. Anarchisten und militante Olympiagegner bildeten einen radikalen schwarzen Block und verwüsteten in der Innenstadt einen ganzen Straßenzug. Mehrere Personen wurden verletzt.

12 Goldmedaillen hat Deutschland im Ski alpin nun gewonnen seit es olympische Spiele gibt. Viktoria Rebensburg machte durch ihren Erfolg im Riesenslalom das Dutzend voll.

8500 Kondome will die kanadische Organisation "Safe Games 2010" einfliegen lassen, weil die 100.000 Exemplare, die vor den Winterspielen an die gut 2600 Athleten und deren Betreuer verteilt wurden schon alle weg sind. Der Grund: Der Großteil der Kondome wird, so vermuten die Organisatoren, als Souvenirs mit nach Hause genommen.

82.556.235 Euro hat die Regierung Kanadas vor den Spielen in das Programm "Own the podium" (Das Podium erobern) gesteckt. Um weitere 15,7 Millionen Euro hat das kanadische olympische Komitee nun die Regierung angepumpt, um das Programm nach Olympia fortsetzen zu können.

Vorschau auf Tag 15: Sister Act am Slalomhang