Königsdisziplin im Hintertreffen

SID
Fortsetzung einer deutschen Erfolgsserie: Georg Hettich holte 2006 in Turin Gold
© Getty

Die Kombination aus Skispringen und Langlauf hat eine lange Tradition, muss aber um die Gunst der Zuschauer bangen. In Vancouver präsentiert sich die Sportart daher in einem einprägsameren Format. Im deutschen Team spielen die großen Namen der jüngeren Vergangenheit nur eine Nebenrolle.

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Die einstige Königsdisziplin des nordischen Skisports kämpft mit einem neuen Format um ihre Olympia-Zukunft und die deutschen Stars damit um ihre Medaillenbank. 2006 in Turin stieg der Schwarzwälder Georg Hettich mit Gold, Silber und Bronze völlig überraschend zu einem der Könige der Nordischen Kombinierer auf.

Den Olympiasieg holte er im Einzelwettkampf nach zwei Skisprüngen und dem 15-km-Langlauf. Doch diesen Wettbewerb wird es in Vancouver nicht mehr geben.

Nur noch ein Sprung

In den zwei Einzeldisziplinen folgt jeweils nach einem Durchgang von der Schanze - vom großen und kleinen Bakken - ein 10-km-Langlauf.

"Dieses Format ist einprägsamer und wird von den TV-Zuschauern wiedererkannt", sagt Walter Hofer, beim Internationalen Skiverband FIS neben Skispringen jetzt auch für die Winterzweikämpfer zuständig. Sein Vorgänger Ulrich Wehling war mit dem Versuch gescheitert, den Massenstart als vierte Disziplin ins olympische Programm zu drücken.

Der Wahl-Schweizer war selbst zwischen 1972 und 1980 dreimal Olympiasieger und ist damit bis heute erfolgreichster Winter-Zweikämpfer aller Zeiten.

Comebacker Gottwald und Ackermann

Allerdings wird er in Vancouver vom Österreicher Felix Gottwald gejagt, der nach seinen beiden Olympiasiegen von Turin in diesem Winter sein Comeback gefeiert hat.

Er gehört im abgelegenen Callaghan Valley zu den Gold-Favoriten - genau wie der große Hannu Manninen. Auch der Weltcup-Rekordsieger aus Finnland entschloss sich nach einem Winter Pause zum Comeback und gewann gleich an seinem ersten Weltcup-Wochenende wieder. Der angehende Flugzeugpilot will sich den letzten sportlichen Traum von Olympiagold erfüllen.

Schon bei den Anfängen vor über 100 Jahren in Norwegen galten die Kombinierer, die gleichmäßig gut laufen und springen konnten, als Könige des nordischen Wintersports.

Die ersten internationalen Wettkampfregeln wurden 1922 entwickelt. Zwei Jahre später krönte sich Thoralf Haug bei den ersten Olympischen Winterspielen in Chamonix/Frankreich zum ersten König. Sein legendärer norwegischer Landsmann Johann Gröttumsbraaten siegte 1928 und 1932 - und gewann in St. Moritz nebenbei auch noch den Langlauf. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte man nur noch als Zweikampf-Spezialist eine Siegchance.

Findet die deutsche Serie ihre Fortsetzung?

Der Schwarzwälder Georg Thoma brach 1960 als Olympiasieger in Squaw Valley/USA in die Domäne der Skandinavier ein und startete damit eine deutsche Tradition. 1968 gewann Franz Keller Gold, und danach begann das Zeitalter von Ulrich Wehling. Es folgte Georg Hettich.

In Vancouver haben Tino Edelmann, Eric Frenzel oder Björn Kircheisen realistische Chancen, die deutsche Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

Olympiasieger Georg Hettich muss sich dagegen vorerst hinten anstellen: Nach einer durchwachsenen Saison wurde Hettich noch hinter Johannes Rydzek als fünfter Kombinierer - und damit nur als Ersatzmann - für die Spiele nominiert.

Gänzlich fehlen wird in Vancouver Ronny Ackermann: Der viermalige Weltmeister und langjährige Vorzeigeathlet des deutschen Teams verzichtete wegen Formschwäche im Januar auf seine Olympia-Teilnahme.

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