Romy Logsch nach Abflug fast unverletzt

SID
Nach dem Unfall eilen Sanitäter zum umgedrehten Bob von Cathleen Martini und Romy Logsch
© Getty

Abflug bei Tempo 140: Der Unfall von Anschieberin Romy Logsch rief die Bilder des tödlichen Sturzes von Nodar Kumaritaschwili schlagartig in Erinnerung. Die Deutsche kam aber mit Prellungen davon.

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Den Zuschauern stockte der Atem, die deutschen Kolleginnen schlugen im Ziel entsetzt die Hände vors Gesicht: Als Anschieberin Romy Logsch bei Tempo 140 aus dem Bob geschleudert wurde und hilflos durch die Eisrinne flog, wurden die schlimmsten Erinnerungen wach.

Viele hatten urplötzlich wieder die Bilder des tödlichen Unfalls des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili vor Augen. Logsch wurde allerdings nicht aus dem Eiskanal in Whistler katapultiert und kam mit leichten Verletzungen davon.

"Da bleibt einem die Luft weg. Ich bin erleichtert, dass sie da halbwegs heil rausgekommen sind", sagte Thomas Schwab, Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland.

Logsch erleidet Prellungen

Romy Logsch erlitt Prellungen und Verbrennungen am linken Arm und Rücken, zudem zog sich die 28-Jährige eine Verletzung am linken Fuß zu. Pilotin Cathleen Martini, die in der extrem gefährlichen Kurve 13 ("Fifty-Fifty") die Kontrolle über den Schlitten verloren hatte, kam mit dem Schrecken davon.

Doch der Schock saß tief. Mit weichen Knien wurde sie von einem Helfer von der Bahn geführt. Bei der anschließenden Untersuchung im Zielbereich brach sie in Tränen aus.

Geplatzte Träume nebensächlich

Die Europameisterin war mit Bob Deutschland II auf die rechte Seite gekippt und in atemberaubenden Tempo mehrere hundert Meter Richtung Ziel gerutscht. Dass die Medaillenträume von Martini und Logsch ausgeträumt waren und die deutschen Frauen erstmals bei Olympischen Spielen ohne Edelmetall blieben, war in diesem Augenblick nebensächlich.

Bob: Deutsche Damen verpassen Medaille

"Als ich aufgestanden bin und gemerkt habe, dass kein Knochen kaputt ist, war ich einfach nur froh. Nach so einem Sturz denkt man nicht über Medaillen nach", sagte Logsch.

Als sie sich dann wieder etwas erholt hatte, verneigte sie sich vor den Zuschauern. "Wenn wir zur Ruhe kommen, wird es sicherlich an einigen Stellen schmerzen. Aber im Moment tut es mehr innerlich weh. Ich bin auf Risiko gefahren, habe versucht, alles rauszuholen, konnte es aber nicht mehr retten", sagte Martini, die vor dem letzten Lauf auf Rang vier liegend noch alle Chancen auf Bronze hatte.

Kiriasis: "Sie hat sich nicht festgehalten"

Die Anschieberin von Martinis Dauerrivalin Sandra Kiriasis, Christin Senkel, schlug angesichts der schrecklichen Bilder auf der Leinwand die Hände vors Gesicht. Frauen-Bundestrainer Wolfgang Hoppe schrie entsetzt auf. Kiriasis stellte später in einer ersten Analyse trocken fest: "Sie hat sich nicht festgehalten, sonst fliegt man da nicht raus."

Die Turin-Olympiasiegerin belegte mit Senkel beim Sieg der Kanadierin Kaillie Humphries nur den vierten Platz. Claudia Schramm und Bremserin Janine Tischer wurden Siebte.

"Das war nicht olympiawürdig"

"Ich bin über meine Leistung enttäuscht, nicht über Platz vier. Das war nicht olympiawürdig", sagte Kiriasis. Die 35-Jährige hatte mit Logsch 2007 und 2008 den WM-Titel gewonnen, bevor sich ihre Wege nach persönlichen Differenzen trennten.

Ob Kiriasis ihre Karriere wie vorgesehen bis zur Heim-WM 2011 am Königssee fortsetzt, ließ sie zunächst offen. Offen ist nach dem enttäuschenden Abschneiden im olympischen Eiskanal auch die Zukunft von Hoppe.

Der Doppel-Olympiasieger steht als Frauen-Trainer in der Kritik. "Wir haben uns vorgenommen, in jeder Disziplin eine Medaille zu gewinnen", sagte Schwab und fügte an: "Da ist so ein Ergebnis frustrierend."

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