Oelsner wittert Sabotage bei Paralympics

SID
Thomas Oelsner hatte beim Verfolgungsrennen einen Fremdkörper auf dem Visier
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Biathlet Thomas Oelsner hat nach dem paralympischen Verfolgungs-Rennen Manipulations-Vorwürfe geäußert. Den fünfmaligen Olympiasieger behinderte ein Fremdkörper auf dem Visier.

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Die Winter-Paralympics in Vancouver haben offenbar ihren ersten handfesten Skandal. Der fünfmalige Paralympics-Sieger Thomas Oelsner hat zwei Tage nach seinem Auftakt-Wettbewerb bei den Spielen der Behindertensportler Manipulations-Vorwürfe geäußert.

"Ich darf es zwar eigentlich nicht sagen, aber ganz klar, das war Sabotage", sagte Oelsner: "Da war Schokolade, Karamell oder etwas ähnliches im Diopter des Gewehrs", erklärte Oelsner: "Ich soll sagen, da war Dreck im Gewehr, aber dann bin ich die Schlampe, die ihr Gewehr nicht in Ordnung hält, und das lasse ich nicht auf mir sitzen."

Oelsner war 2002 in Salt Lake City als erster des Dopings überführter Athlet in die damals 26-jährige Geschichte der Winter-Paralympics eingegangen und hatte danach ebenfalls Manipulations-Vorwürfe geäußert. Die aktuellen Vorwürfe des 39-Jährigen beziehen sich auf das Verfolgungs-Rennen der Biathleten am Samstag. Dort hatte der favorisierte Thüringer als 14. das Finale verpasst.

Auch Kameras bringen keine Klarheit

Die Gewehre der stehenden Athleten liegen während des Rennens am Schießstand bereit. "Außer den Betreuern selbst und den Athleten darf dort niemand rein", sagte der Thüringer: "Wir haben versucht, das Ganze mit Kameras aufzuklären, aber die waren nur während des Rennens eingeschaltet. Deshalb war leider nichts zu erkennen." Der Diopter ist die Visiereinrichtung zum Anpeilen von Zielen mit dem Auge.

"Das war wirklich unter aller Kanone, und ich bin immer noch angepisst", sagte Oelsner, als er am Montag als Zehnter das 20-km-Langlaufrennen beendet hatte. "Aber wer kann denn schon vermuten, dass hier so eine Sauerei passiert. Normalerweise sind wir doch alle eine große Familie."

Das Wort "Sabotage" hatte Oelsner auch nach seiner Dopingsperre 2002 in den Mund genommen. "Es gibt Verdachtsmomente. Es könnte Sabotage gewesen sein, oder es gab Labordifferenzen", sagte er, nachdem ihm das verbotene Anabolikum Methenolon nachgewiesen worden war: "Direkt danach habe ich gesagt, ich höre auf. Wie kann man weitermachen, wenn einem sowas angetan wird, wenn im Hintergrund solche Geschichten laufen."

Fünfmal Gold in Lillehammer und Nagano

Oelsner bestritt damals, wissentlich gedopt zu haben. International wurde er zwei Jahre gesperrt, seine beiden in Salt Lake City gewonnen Goldmedaillen musste er zurückgeben. National durfte er nach einem halben Jahr wieder starten.

Begründet wurde dies damit, dass es weder vor noch nach den Spielen in Salt Lake City Auffälligkeiten in seinen Urinwerten gegeben habe und eine Einnahme so kurz vor einem Rennen wenig plausibel gewesen sei. Bei den Spielen in Lillehammer 1994 und Nagano 1998 hatte Oelsner insgesamt fünfmal Gold gewonnen.

Am Mittwoch wird Oelsner im Biathlon über 12,5km ins Rennen gehen. "Dafür wurde nun extra eine Kommando-Riege eingeteilt. Zwei Mann, die nur auf die Gewehre aufpassen.

Da sollte sowas dann nicht mehr passieren", sagte er und kündigte den Griff nach einer Medaille an. "Da knallt es richtig", sagte der Athlet, dessen linker Arm gelähmt ist: "Ich habe mächtig Wut im Bauch. Aber ich will all meinen Frust ins Rennen legen, dadurch wird schließlich Adrenalin frei."

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