Tygart fordert mehr Blutkontrollen

SID
Travis Tygart ist der derzeitige USADA-Generaldirektor
© Getty

Der Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA) schlägt Alarm und legt Schwächen im Kontrollsystem bei Olympia in Vancouver offen.

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Nach dem ersten positiven Test eines Athleten auf Wachstumshormone (HGH) fordert USADA-Generaldirektor Travis Tygart: "Dieser Fall ist der Aufruf an die Sportwelt, mehr Blutkontrollen durchzuführen, vor allem in Trainingsphasen."

Das bisher nur im Blut nachweisbare synthetische Hormon hätte man bei den Winterspielen nur bei 22 Prozent der bisher 1741 getesteten Athleten entdecken können. Die übrigen Athleten wären also bei dieser Form der Manipulation unentdeckt geblieben. Denn 1358 Tests bezogen sich nur auf Urin, lediglich 383 auf Blut.

Insgesamt sind bis zum Ende der Spiele über 2000 Kontrollen bei der Rekordzahl von 2631 Athleten aus 82 Ländern geplant. Das erstmals erfolgreiche Nachweisverfahren, entwickelt durch Professor Christian Strasburger von der Berliner Charitee in Zusammenarbeit mit den Münchner Kollegen Martin Bidlingmaier und Zida Wu, hatte zur positiven Probe beim früheren britischen Rugby-Nationalspieler Terry Newton geführt, der für zwei Jahre bis 23. November 2011 gesperrt ist.

HGH-Nachweis teuer und aufwendig

Da ein HGH-Nachweis im Blut aufwendig und teuer ist, arbeiten inzwischen verschiedene Teams an einem Verfahren, das dieses Doping auch über Urin nachweisen soll, so auch in Virginia/USA mit Unterstützung der USADA. Das IOC hatte schon vor Olympia 2004 in Athen angekündigt, es könne das seit 1989 verbotene, künstlich zugeführte HGH nachweisen.

Viele betrachteten dies als Bluff, um Athleten abzuschrecken. Zumindest war der Nachweis sehr schwierig, weil die Substanz den Körper schnell verlässt. Dies ist auch der Fall bei etlichen Formen von EPO-Doping, die derzeit nicht nachgewiesen werden können.

Doch Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Komitees (IOC), hat alle Athleten vor Nachtests gewarnt, da Proben acht Jahre aufbewahrt werden.

Zwei Hauptprobleme bleiben im Anti-Doping-Kampf, der vor Olympia zur Sperre von über 30 Athleten geführt hatte, darunter den russischen Langlauf-Olympiasiegern Jewgeni Dementjew und Julia Tschepalowa sowie Olympia-Mitfavoritin Alena Sidko: Eigenblut-Doping und Gen-Manipulation. Die Blut-Anreicherung durch Sauerstoff zur verstärkten Bildung roter Blutkörperchen kann in der Phase der Manipulation klar nachgewiesen werden.

2006 gab es Razzien

So wie 2006 bei den Winterspielen in Turin. Damals waren bei einer Razzia im Hotel von Österreichs Biathleten und Langläufern eindeutig diesem Betrug zuzuordnende Geräte gefunden worden. Sechs Athleten wurden von Olympia suspendiert, fünf zwei Jahre gesperrt.

Einziger Nachweis ist das sogenannte Monitoring, die vergleichende Beobachtung abgegebener Dopingproben eines Athleten über eine längere Zeit - auch beim Gendoping. Hierunter versteht man die Zufuhr von Zellen, Genen, Genelementen zur Leistungssteigerung. Für den Nachweis fehlen vor allem noch rechtliche Grundlagen.

Strasburger stolz auf ersten positiven HGH-Test