Schwächen im Trendsport kosten Platz eins

SID
Bach (l.) freut sich über den Olympiasieg von Lange (m.), sieht aber Probleme im Trendsport
© Getty

In den Trendsportarten hinkten die deutschen Athleten der Konkurrenz meist hinterher. Das kostete die deutsche Olympia-Mannschaft Platz eins in der Nationenwertung.

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Dank ihrer Stars Magdalena Neuner und Maria Riesch stehen die deutschen Wintersportler bei Olympia weiter auf dem Siegertreppchen. Doch die Vormachtstellung von 2006 in Turin haben sie verloren, weil sie in den neuen Sportarten alt aussahen.

Sechsmal Gold in den seit 1992 eingeführten Trendsportarten verhalf Kanada erstmals zu Platz eins in der Nationenwertung, dreimal Gold den USA zum Medaillen-Rekord. Dagegen holten Deutschlands Sportler von den 60 Medaillen im Shorttrack (24), Snowboard und Ski Freestyle (je 18) keine einzige. Trostpreis: Deutschland ist erstmals Spitzenreiter im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele.

Bach fordert Umdenken

Auch Thomas Bach, in Vancouver erneut zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt, hat das deutsche Problem mit den modernen Sportarten längst erkannt. "Wir kommen hier mit den üblichen Fördermaßnahmen nicht weiter. Es gibt bei uns in diesen neuen Sportarten keine Pistenkultur wie in Kanada, den USA und anderen Ländern. Es liegt auch nicht daran, dass eine Halfpipe fehlt in Deutschland. Es muss ein Umdenken in der Sportkultur eingeleitet werden", sagte Bach.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) betonte bei seinem Vancouver-Resumee, er sei sehr stolz auf die hervorragenden Resultate der Mannschaft, die "ein glänzender Botschafter für unser Land und unsere Bewerbung um die Winterspiele 2018 in München war". Aber er macht sich hinsichtlich des deutschen Problems mit den Trendsportarten nichts vor: "Erfolge sind nicht unbedingt bis Sotschi 2014 möglich. Aber wir müssen diesen Bereich stärken mit Blick auf München 2018."

DSV-Chef Hörmann sieht finanzielle Hindernisse

Präsident Alfons Hörmann sieht den Deutschen Skiverband (DSV) bei der Problemlösung überfordert. "Das können wir finanziell nicht stemmen. Da muss der DOSB helfen", sagte Hörmann, dessen Verband finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet ist. Möglich, dass Mittel des Bundesinnenministeriums für den Sportstättenbau (700 Millionen Euro in den beiden vergangenen Jahren) in die Problemlösung investiert werden können.

Minister Thomas de Maiziere signalisierte darüber hinaus bei seinem Besuch in Vancouver, dass der DOSB auch 2011 mit rund 140 Millionen Euro Förderung rechnen könne. Die Zahl der rund 200 Stellen bei Polizei und Zoll sei leicht erhöhbar. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will die 824 Bundeswehr-Sportförderplätze konstant halten.

Bundeswehr als Basis des Erfolgs

Somit wäre die Basis des künftigen Olympia-Erfolges zementiert: 80 Prozent der deutschen Medaillen wurden durch Angehörige von Bundeswehr (20), Bundespolizei (8) und Zoll (5) gewonnen, die oft in Staffeln gemeinsam siegten. Insgesamt waren 99 der 153 deutschen Olympioniken Uniformierte. Lediglich drei Medaillen wurden ganz ohne ihre Beteiligung gewonnen.

Auch ohne Frauen-Power stünde der deutsche Wintersport schlechter da. Zwei Drittel der 29 deutschen Medaillen und acht der zehn Olympiasiege gingen an den weiblichen Teil des 153-köpfigen Olympiateams. Die weltweit führenden deutschen Frauen (8-6-4) waren klar besser als die Kanadierinnen (5-6-3).

Sporthilfe-Chef Werner Klatten sieht mittelfristig gute Chancen, den deutschen Olympia-Erfolg deutlich zu steigern. "Wir können über eine neue Idee neue Mittel erschließen, die es möglich machen, dass unsere Sportler in absehbarer Zeit hinter den USA und China auch bei den Sommerspielen eine starke Rolle spielen", sagte der Medienmanager.

Bob-Olympiasieger Lange/Kuske nicht mehr dabei

Über die neue Kampagne "Dein Name für Deutschland" will Klatten schon bis London 2012 zwei Millionen Euro mehr in die Förderung von Medaillenaspiranten investieren.

Mit Blick auf Sotschi ist klar, dass zwei Drittel der deutschen Medaillengewinner bis 2014 weitermachen.

Aus der Spur gehen nur die Bob-Olympiasieger Andre Lange/Kevin Kuske (Oberhof), die Skeleton-Zweite Kerstin Szymkowiak (Hochsauerland) und nach Bronze das Rodel-Duo Patric Leitner/Alexander Resch (Berchtesgaden).

Der Medaillenspiegel im Überblick