Kanajewa und Gruppe vorn

SID
Jewgenija Kanajewa
© Getty

Peking - Russlands Sportgymnastinnen haben mit einem doppelten Gold-Hattrick ihre olympische Dynastie fortgesetzt.

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Die 18-jährige Europameisterin Jewgenija Kanajewa verlängerte in der Einzel-Konkurrenz den russischen Siegeszug, nachdem zuletzt Julia Barsukowa (2000) und Alina Kabajewa (2004) dominiert hatten. Die Gruppe gewann unangefochten zum dritten Mal nacheinander Gold.

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Mit 75,500 Punkten deklassierte der neue Gymnastik-Stern aus Omsk bei seinem Start-Ziel-Sieg die Konkurrenz. Mit einem Riesen-Rückstand von mehr als 3,5 Punkten auf Kanajewa holte die Weißrussin Inna Schukowa Silber, Bronze gewann wie vor vier Jahren Anna Bessonowa aus der Ukraine.

Pfeifkonzert für die Kampfrichter

An den Noten der Weltmeisterin erhitzten sich in Peking allerdings die Gemüter. Mit lautstarkem Pfeifkonzert quittierten die 7500 Zuschauer in der ausverkauften Halle der Technischen Universität die für die Öffentlichkeit unerklärlich niedrige Benotung der ausdrucksstarken Ukrainerin an den ersten drei Geräten.

Deprimiert und mit Tränen in den Augen verließ die 24-jährige Schönheit nach der Keulen-Übung die Matte. "Natürlich war ich total enttäuscht. Fragen Sie doch die Kampfrichter, warum ich so viel tiefer bewertet wurde als im Vorkampf", sagte Bessonowa später. Nach einem Protest und einer zehnminütigen Überprüfung der Noten wurden ihr 0,05 Zähler mehr angerechnet.

Undurchsichtige Notengebung

"Das Publikum kann die Noten nicht beurteilen, denn es weiß nicht, was auf Bessonowas Programm stand. Sie hat eine Umdrehung nicht vollendet, damit fällt ein ganzer Punkt aus der Wertung", versuchte die deutsche Kampfrichterin Birgit Guhr zu erklären. "Mir ist klar, dass die Zuschauer das nicht verstehen", fügte sie hinzu und lieferte damit einen erneuten Beleg für die Undurchsichtigkeit der Notengebung im seit langem umstrittenen Reglement der Sportart.

Nach stehend dargebrachten Ovationen der Zuschauer vor der Schlusswertung setzten die Referees Publikumsliebling Bessonowa dann noch auf einen Medaillenrang, nachdem sie wieder minutenlang um die Noten gefeilscht hatten.

Russland siegt verdient

Unumstritten war der dritte Erfolg der russischen Gruppe nach 2000 und 2004. Das Quintett behauptete sich mit Top-Wertungen in den beiden Final-Übungen mit 35,550 Punkten vor der überraschend starken Gruppe aus China und Vorkampfsieger Weißrussland.

Deutsche Gymnastinnen hatten sich erstmals seit der Aufnahme der Sportart ins olympische Programm nicht qualifiziert. Aus der Pleite bei der WM im Vorjahr wurden inzwischen Konsequenzen gezogen. Ab kommender Woche wird am künftig einzigen Auswahl-Stützpunkt Fellbach-Schmiden eine ganz junge Gruppe mit den besten acht Athletinnen des Landes ihr Training aufnehmen. Ziel der Konzentration der Kräfte ist die Olympia-Qualifikation im Jahr 2012.