Kexin gewinnt Gold am Stufenbarren

SID
Olympia, Peking, Turnen, He Kexin
© Getty

Peking - Nach ihrer Übung strahlte sie, aber beim Blick auf die Anzeigetafel erstarrten bei Nastia Liukin die Gesichtszüge.

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Bei Punktgleichheit mit Chinas Turn-Barbie He Kexin entschied in Peking eine komplizierte Tiebreak-Regel im Kampf um Gold gegen die elegante Amerikanerin. Beide Turnerinnen erhielten für ihre extrem schwierigen Übungen (Ausgangswert jeweils 7,7) die Traum-Note 16,725, ehe das für Liukin so bittere Reglement zur Anwendung kam.

Wenig später profitierte beim Sprung Weltmeister Leszek Blanik ebenfalls von der Tiebreak-Regel und setzte sich bei Punktgleichheit gegen den Franzosen Thomas Bouhail bei jeweils 16,537 Zählern durch.

"Das ist ganz bitter. Ich bin jetzt sehr enttäuscht und traurig", erklärte die US-Amerikanerin und schüttelte noch in der Mixed-Zone im Gespräch mit den Reportern immer wieder den Kopf. "Ich habe gesagt: Daddy, was soll das? Wir haben dieselbe Note, warum bin ich Zweite?", schilderte sie die unklare Situation nach der Wertung.

Doch auch ihr berühmter Vater Valeri zuckte nur mit den Schultern. Zwar hatte Liukin in der fünften Olympia-Entscheidung der Frauen ihre vierte Medaille erkämpft, das zweite Gold aber wegen einer unverständlichen Regel nicht verwirklichen können.

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Danach werden bei Punktgleichheit zunächst die Abzüge aller vier maßgeblichen B-Kampfrichter herangezogen. Da das Mittel der Abzüge (je 0,975) auch identisch war, wurden nur die niedrigsten drei Abzüge gewertet und entschieden mit 0,933 zu 0,966 Punkten für He und gegen Liukin.

Protest kam nicht in Frage

Ein Protest kam für Coach Valeri Liukin dennoch nicht infrage. "Es ist zu spät, da kann man nichts machen", bemerkte er. Selbst die laut Pass 16 Jahre alte und viel jünger aussehende He konnte das alles nicht verstehen. "Ich kannte die Regeln nicht und habe mich nur gewundert", kommentierte die Siegerin.

Am Schwebebalken hat Nastia Liukin nun die letzte Chance, die Erfolgsbilanz ihres Vaters doch noch zu brechen. "Daddys Olympia-Medaillen hängen bei uns zu Hause. Ich habe sie jeden Tag angestiert und es war immer mein Ziel, es ihm einmal gleichzutun. Eigentlich wollte ich heute das zweite Gold", sagte Liukin, die eleganteste Turnerin der Weltelite, die bei den Fans bereits als neue Chorkina in Anlehnung als die große Russin gefeiert wird.

Auch Liukin wurde 1989 in Moskau geboren, wanderte aber mit ihren Eltern 1991 in die USA aus.

Noch 1988 war er der gefeierte Held der UdSSR-Riege, gewann jeweils zweimal Gold und Silber in Seoul. In der Zeit der Perestroika war er vergessen.

1993 erhielt Liukin die ersehnte Arbeitserlaubnis mit der Green Card und eröffnete 1994 mit dem letzten Ersparten sein eigenes Trainingszentrum in Plano/Texas, in dem heute bis zu 1000 Kinder trainieren.

400 Dollar zahlen die Eltern dafür pro Monat, Liukin ist durch das Turnen Millionär geworden: Villa, Yacht und Privatjet verschönern ihm und seiner Frau, der früheren Gymnastik-Weltmeisterin Anna Kotschnewa, das Leben.

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