Hambüchen mit goldigen Träumen

SID
Olympia, Peking, Turnen, Fabian Hambüchen
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Berlin - Am 9. August startet das Unternehmen Gold, dann greift Fabian Hambüchen in Peking nach den Sternen. Ganz Deutschland erwartet vom 20-jährigen Weltmeister die Goldmedaille am Reck, doch der enorme Druck geht fast spurlos am muskelbepackten Turn-Recken vorbei.

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"Gold ist genau das, was ich mir selbst erträume", meinte der nur 1,63 Meter große Hesse keck. Bereits im Vorjahr stand er als Topfavorit der WM in Stuttgart unter ähnlichem Druck und hatte seine Nerven problemlos im Griff.

"Den meisten Druck mache ich mir selbst. Den brauche ich als Motivation", sagte er. "Wir sind diesmal darauf eingestellt, dass 18.000 Chinesen ihre Leute lautstark vorantreiben. Aber das ist mir egal, da bin ich in meinem eigenen Tunnel."

"Die Chance des Jahrhunderts"

Um sein großes Ziel redet er nicht herum: "Ich habe die Chance des Jahrhunderts. Hier will ich mir meinen Kindheitstraum erfüllen." Vor vier Jahren turnte er sich als 16-Jähriger in die Herzen der deutschen Fans.

9,64 Millionen Zuschauer beim Reck-Finale waren der TV-Rekord von Athen. Seitdem dominiert Hambüchen die Reck-Szene, gewann neben dem Titel von Stuttgart auch dreimal EM-Gold.

Viermal verbesserte er im Vorfeld Olympias seine inoffiziellen Weltrekorde: Zunächst schraubte er den Ausgangswert für die schwierigste Übung der Welt scheibchenweise von 7,0 auf 7,3 Punkte.

Bei der Generalprobe mit dem Länderkampf in Dessau sprang mit der Gesamtnote von 16,65 Zählern eine weitere Topmarke heraus.

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Hambüchens Plan

Beim wichtigen Vorkampf will Hambüchen am Reck zunächst die abgespeckte Version mit Ausgang 7,1 anbieten. "Das müsste für das Finale reichen, dort würde ich dann die 7,3 ziehen", spekuliert er.

Doch übermütig wird er angesichts der traumhaften Sicherheit seiner Übung bei den letzten Wettkämpfen nicht: "Im Turnen ist alles möglich. Da weiß man nie."

Dennoch ist er zuversichtlich, dass er die medaillenlose deutsche Durststrecke von zwölf Jahren seit dem Gold von Andreas Wecker in Atlanta am Königsgerät beenden kann.

Auch Mehrkampfmedaille im Visier

Doch das Jahrhundert-Talent denkt nicht nur an sein Spezialgerät. "Wenn ich mich nur auf das Reck konzentrieren würde, wäre die mentale Belastung zu groß". Eine Erkenntnis, zu der er sicher auch ohne Mental-Trainer Onkel Bruno gekommen wäre, der das Familien-Unternehmen Hambüchen abrundet.

Vater Wolfgang als Coach und Mutter Beate als Organisatorin im Hintergrund bilden die weiteren Säulen des in Deutschland einmaligen Erfolgsmodells.

Glänzende Perspektiven eröffnen sich für Hambüchen auch im Mehrkampf, wo seit dem Sieg von Alfred Schwarzmann 1936 in Berlin kein Deutscher mehr eine Olympia-Medaille gewinnen konnte.

"Weltmeister Yang Wei aus China turnt noch in einer anderen Liga. Aber um Platz zwei gibt es einen heißen Tanz", kündigte der Sportler des Jahres an.

Boy kündigt Kracher an

Für Manager Klaus Kärcher steht schon jetzt fest, dass Hambüchen das Gesicht der Spiele wird. Egal, ob er gewinnt oder verliert. "Und das beziehe ich auf die gesamte Sportwelt, nicht nur auf die deutsche", sagt Kärcher. "Es gibt in der Welt kaum einen Top-Athleten, der so sympathisch rüber kommt wie Fabian."

Doch der Wetzlarer steht nicht allein für den Aufschwung des deutschen Turnens. Das Team erkämpfte 2007 WM-Bronze und wurde Vize-Europameister - die Medaillenchancen scheinen trotz der Überlegenheit der Asiaten intakt.

Der gerade 21 Jahre alte gewordene Philipp Boy will als zweiter Deutscher in das Mehrkampf-Finale einziehen und hegt zudem die vage Hoffnung auf den Einzug in das Reck-Finale. "Am Samstag lassen wir es richtig krachen", kündigte der Cottbuser an.

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