Hambüchen enttäuscht am Reck

SID
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© Getty

Peking - Gold verspielt, Bronze gewonnen: Fabian Hambüchen hat in den wichtigsten 49 Sekunden seiner Sportkarriere Nerven gezeigt und seine hochkarätige Übung am Reck nicht sauber durchgeturnt.

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Zwar musste er nicht zum dritten Mal innerhalb einer Woche das Königsgerät verlassen, doch die Final-Übung war ein einziger Krampf. Niedergeschlagen und den Tränen nah musste er mit ansehen, wie der Chinese Zou Kai (16,20) und der Amerikaner Jonathan Horton (16,175) an ihm vorbeizogen.

Am Ende des Wellenbades der Gefühle stand mit Bronze zumindest ein kleines Trostpflaster, das dem Top-Favoriten dann doch ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht huschen ließ.

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"In vier Jahren greife ich wieder an"

"Eine Medaille ist ja eigentlich nicht schlecht, aber ich war so auf das verdammte Gold fixiert. Es ist schon fast ein dumme Einstellung, wenn man sich so auf Gold konzentriert und sich dann nicht mal richtig über Bronze freuen kann", gestand er bedauernd.

"Mein goldener Traum ist geplatzt, aber Bronze ist auch Klasse. Ich werde noch einige Minuten brauchen, bis ich mich freue. In vier Jahren greife ich wieder an", sagte er. Um den gesamten Wettkampf zu verarbeiten, brauche er noch ein, zwei Tage. "Das war nicht so meine Woche", erklärte Hambüchen.

"Ich war so sauer auf mich"

Direkt nach seiner Übung war er noch traurig auf seinen Stuhl gesunken und hatte abwesend die Konkurrenten beobachtet, nachdem die Kampfrichter in der A-Note zurecht Abzüge von 0,3 Punkten wegen des verpatzten Adlers mit ganzer Drehung vornahmen.

"Ich war so sauer auf mich." Dass es mit 15,875 Punkten - sein Weltrekord steht bei 16,65 - am Ende noch zu Platz drei reichte, verdankte er schließlich der Mehrzahl der Gegner, die auch nicht fehlerfrei durch ihre Übungen kamen.

"Erst dachte ich, alles ist aus, die Medaille ist futsch. Als ich vor dem letzten Turner, dem Italiener Cassina, immer noch Dritter war, ging mir aber die Pumpe", räumte er ein.

Gut improvisiert

Auf jeden Fall sei es nicht Nervosität gewesen, die ihn behinderte, versuchte sein Vater einzulenken. "Man muss ihm hoch anrechnen, dass er nach dem Fehler den Karren nicht hingeworfen und gut improvisiert hat", sagte Wolfgang Hambüchen.

Trotz Bronze blieb dem Sohn die Erkenntnis, dass er seine schwierige Übung dreimal so unkonzentriert wie noch nie zuvor in diesem Jahr angeboten hatte. Damit platzte der Kindheitstraum des 20-Jährigen vom Olympiasieg.

Obwohl das Unternehmen Gold so bitter scheiterte, kann Hambüchen auch ohne den angekündigten Titel seinen Marktwert erstmals in siebenstellige Bereiche steigern. "Man muss nicht unbedingt siegen, auch als fairer Verlierer können wir ihn gut vermarkten", meinte sein Manager Klaus Kärcher.

China überragt alles

Zuvor hatte Fabian Hambüchen noch im Barren-Finale ein glänzendes Ergebnis erzielt und mit 15,975 Punkten nur haarscharf eine Medaille verpasst. Ein Resultat, das im Gegensatz zum Reck keiner von ihm erwartet hatte. Es war allerdings bereits das dritte Mal nach Teamwettkampf und dem Boden, dass er so knapp am Siegerpodest vorbeischrammte.

Altmeister Li Xiaopeng besorgte nach seinem Sieg vor acht Jahren in Sydney das erneute Gold für die überragenden Turner des Gastgeberlandes. Insgesamt gewannen die Chinesen neun der 14 Titel.

Seit der sowjetischen Dominanz 1956 in Melbourne (11 Siege) hatte keine Nation die olympischen Turn-Wettbewerbe so eindrucksvoll beherrscht.

Am Schwebebalken sicherte sich Mehrkampf-Siegerin Nastia Liukin (USA) mit Silber hinter ihrer Teamgefährtin Shawn Johnson ihre fünfte Olympia-Medaille in Peking.

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